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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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das Schrullige, das Andere, das ist es oft, was ihn attraktiv macht.“ Das hatte Edvard über B gesagt, und ich mußte es glauben. Ed hätte so viele haben können und liebte ausgerechnet diesen trockenen, humorlosen Lehrer.
    „Stimmt. Als ich Edvard kennenlernte, faszinierte mich seine Perfektion. Er wacht am Morgen auf, und seine Haare liegen perfekt, während ich meine so oft waschen und kämmen kann, wie ich will, sie sehen immer aus, als wäre ich gerade aufgestanden. Es erregte mich, zu hören, wie er sich mit Freunden über die fremde Welt von Prada und Gucci unterhielt, und ich war stolz, wenn er große Partys schmiß, weil er so viele Freunde hatte. Für all das liebte ich ihn, als ich ihn kennenlernte.“ B schaute mich an. „Ich rate dir, wenn du jemand kennenlernst und ihn wegen seiner Schrulligkeiten liebst, dann schreib sie dir auf.“
    „Wofür?“
    „Eines Tages werden dir genau jene Schrulligkeiten auf den Nerv gehen. Sie werden die Gründe liefern, weswegen du dich von ihm trennen willst. Und dann ist es gut, wenn dich etwas daran erinnert, daß du genau deswegen mit ihm zusammen bist.“
    An einem trüben grauen Tag Ende Juli schlug Mäxx vor, an der Isar entlangzulaufen, hinaus aus der Stadt, so weit uns die Füße trugen, und irgendwo einzukehren und einen Wein zu trinken. Die Spannung zwischen uns hatte nicht nachgelassen. Obwohl wir seit dem CSD jeden Tag miteinander verbracht hatten, kam es mir immer noch so vor, als wäre die Luft zwischen uns elektrisch geladen. Ich wünschte mir sehr, Mäxx würde seine Hand nach mir ausstrecken – ob Menschen Händchen halten, um diese Spannung auszugleichen? –, aber er tat es nicht.
    Bevor wir an die Isar kamen, mußten wir wegen einer Baustelle auf der Brücke hintereinander herlaufen. Ich nutzte die Gelegenheit, ihn mir genau anzugucken. Von vorne war Mäxx ein zynisches Rauhbein, das sich in Schwarz kleidete, um anderen Angst einzuflößen, jemand, der mit seinen spitzen Kommentaren Distanz schaffte und sich hinter harten Vorurteilen verbarrikadierte. Von hinten sah er aus wie einer, der eine große Sehnsucht in sich trug, dessen Leben von Enttäuschung und Entbehrung geprägt war. Würde ich mit so jemandem leben können?
    „Ed hat erzählt, daß du einen Frauenroman geschrieben hast. Wieso schreibst du keine schwulen Geschichten mehr?“ fragte ich ihn. Ich war immer derjenige, der den Gesprächsstoff vorgeben mußte, sonst hätten wir Stunden miteinander verbracht, ohne ein Wort zu wechseln.
    „Ich habe keine Lust, von sogenannten Journalisten kritisiert zu werden, die nicht einmal der deutschen Grammatik fähig sind, geschweige denn der Orthografie. Sie machen dein Buch klein und meinen dadurch, selbst groß rauszukommen. Das ist so lächerlich.“
    „Das hört sich sehr verbittert an.“
    Er schaute mir in die Augen – zum ersten Mal seit langem –, und sah erstaunt aus. „Findest du?“ Dann konzentrierte er sich wieder auf das feuchte Gras, das kleine Pinselstriche auf das schwarze Leder seiner Schuhe zeichnete. „Die schwule Welt ist eine große Enttäuschung. Viel Fassade, wenig Gefühl. Sie ist gut und wichtig für junge Menschen, die sich in ihrem neuen Leben zurecht finden müssen, aber sie ist nur eine Krücke, mit der man laufen lernt. Früher oder später muß man ohne sie auskommen, sonst bleibt man sein Leben lang behindert.“
    „Was ist denn eine schwule Welt?“
    „Die Shops, die Kneipen, die Klamotten, die Zeitschriften, die Selbsthilfegruppen, die …“
    „Männer?“
    „Solange sie nur Sex bedeuten, ja.“
    „Aber du möchtest doch auch eine Beziehung. Oder?“
    „Eine bestimmte Beziehung schon, aber nicht irgendeine.“
    „So eine wie Ed und B?“
    „Ich glaube, daß zwischen den beiden einiges im Argen ist“, sagte Mäxx. „Sie tun immer so, als wäre alles tierisch harmonisch, das nehme ich ihnen aber nicht ab. Aber so etwas in der Art könnte ich mir schon vorstellen: einen Menschen, mit dem man den Alltag teilt, mit dem man sich auch mal streiten kann, für den man etwas aufgibt, auf den man abends wartet und über den man sich auch am Morgen nach der gemeinsamen Nacht noch freut.“
    „Und warum hast du das nicht?“
    „Das habe ich dir schon mal erklärt. Es ist wie ein Fluch. Sobald ich jemanden interessant finde, vergleiche ich ihn mit Christian. Ich nehme ihn mit nach Hause und habe all diese Fantasien von Kleider-vom-Leib reißen, knutschen, bis die Lippen wund sind, und tagelang in den

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