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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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sagen trauen. Ich hätt ja gar nicht gewußt was. Er hat mich immer mal angeschaut und gelächelt, aber in seinem Kopf hat es richtig gearbeitet, ich habe es rattern hören. Jedenfalls sind wir zu ihm gefahren, und als wir dann die Treppe zu seiner Wohnung raufgingen, wurden seine Schritte immer langsamer. Auf dem Absatz zur zweiten Etage blieb er dann stehen und drehte sich nach mir um. Er schaute mich an, das Lächeln aus seinem Gesicht war verschwunden, dann ging er weiter, noch langsamer, als ob er sich plötzlich nicht mehr sicher war, in welchem Stockwerk er wohnt.“
    Malvyn schaute mich an, als hätte ich eine Antwort parat. Ich konnte es mir denken: Max war sich bewußt geworden, was da auf ihn zukommen würde, und hatte wahrscheinlich die Hosen vollgehabt.
    „Vor seiner Wohnungstür hat er mir in die Augen geschaut und gesagt: ‚He, Malv. Ich kann nicht. Sorry, aber …‘“
    „Aber was?“ fragte ich. Ich hätte Max erschießen können. Noch eine Enttäuschung für Malvyn.
    „Nichts. Er sagte nichts mehr. Er faßte mich an den Schultern und drückte mich kurz, dann kramte er nach seinem Schlüssel und schloß die Tür auf.“
    „O Scheiße, Malv.“ Ich fühlte mich schlecht. Wie oft hatte Berni mich davor gewarnt, andere zu verkuppeln? Wenn er davon erfuhr, würde er mich lynchen. „Es tut mir so leid.“
    „Mäxx sperrt also die Tür auf, geht rein und will sie wieder zumachen, da wurde ich echt stinkig. Ich schob meinen Fuß in den Spalt und stemmte mich gegen die Tür.“
    „Und?“
    „Mäxx war so verdattert, daß er zurücktrat. ‚So nicht‘, hab ich gesagt und bin ihm an den Kragen. ‚Du bist feige.‘ ‚Das bin ich nicht‘, antwortete er. Dann hab ich ihn gefragt: ‚Warum verabredest du dich dauernd mit mir? Was ist das für eine Spannung zwischen uns? Warum hast du mich auf dem Friedhof geküßt und an der Hand nach Hause geführt?‘“
    „Und?“
    „Er ist immer weiter zurückgetreten, seine Augen waren weit vor Angst. Ich kam mir vor wie ’n Monster. ‚Wovor hast du Angst?‘ hab ich ihn gefragt. ‚Was kann dir schon passieren?‘“
    „Und was hat er darauf geantwortet?“
    Malvyn legte sich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Ich konnte mir nicht helfen, aber es kam mir so vor, als würde er es genießen, mir diese Story zu erzählen.
    „‚Ich werde dich verletzen, Malv‘, hat Mäxx gesagt. ‚Wir werden Sex haben, und dann werde ich dich wegschicken. Ich werde dir weh tun.‘ ‚So ein Quatsch!‘, hab ich gesagt. ‚Das ist doch nur eine Ausrede. Wir verletzen uns alle. Wenn du das vermeiden willst, dann mußt du dich erschießen.‘ Aber die Angst in seinen Augen wurde kein bißchen kleiner. ‚Nein, du hast keine Angst, mich zu verletzen‘, hab ich gesagt und ihm einfach einen Kuß gegeben. Ich hab ihn gepackt und festgehalten, so daß er nicht wegkonnte, und hab ihm meine Zunge in den Mund geschoben.“
    „Du spinnst.“
    Malvyn wendete sich wieder mir zu. „Meinst du? Meinst du, ich hätte das nicht tun sollen?“
    Ich schüttelte den Kopf. Keine Ahnung. Was war schon richtig und was falsch? „Erzähl schon weiter. Du spannst mich hier auf die Folter.“
    Malvyn schaute mir eine Weile in die Augen. „Er sperrte sich gegen meine Zunge, er tat so, als würde er sich wehren, aber nur kurz, nicht wirklich, weißt du. Es war so zaghaft, mehr wie eine Höflichkeitsgeste von Raimondo, wenn man ihn fragt, ob er noch ein Stück Kuchen möchte. Er sagt: ‚Nein, danke‘, hält einem aber gleichzeitig den Teller hin. Es war fast ein Kampf, ihn zu küssen“, erzählte Malvyn weiter, „aber ich mußte es tun; ich konnte nicht aufhören. Je mehr er mit sich gekämpft hat, desto wilder bin ich geworden. Im einen Moment erwiderte er meinen Kuß, im nächsten biß er die Zähne zusammen, dann hat er mich festgehalten, ja, sogar geklammert, nur um mich gleich mit aller Gewalt von sich zu schieben. So ging das eine ganze Weile; im Grunde war es nichts anderes, als was er schon seit Tagen mit mir praktiziert hatte. Je länger wir auf dem Boden herumrollten und diesen Pseudokampf austrugen, desto inniger wurde das Ganze. Ich hatte ja schon seit dem Kuß auf dem Friedhof einen Steifen, aber dann merkte ich, daß auch er einen hatte. Also knöpfte ich ihm die Hose auf und …“
    „Moment, Moment“, unterbrach ich ihn; Malvyn war im Laufe der Erzählung immer mehr aufgetaut und wieder zu dem quirligen Bengel geworden, den ich kennengelernt hatte. „So genau

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