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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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nicht beteiligt zu sein, mehr noch: bewußt ausgeschlossen zu werden.
    Nein, Eifersucht würde ich das nicht nennen. Ich gönnte Berni diese Freundschaft, und ich fand es großartig, daß er sich so sehr um seinen Freund kümmerte. Aber das konnte nicht das einzige sein. Er übersah ja sogar Hannah, die vielleicht sogar deswegen an einer Sommergrippe erkrankte, den ganzen Tag versorgt werden mußte, weil sie nicht stillhalten wollte – Kim hatte natürlich keine Zeit für sie, und ich mußte sie in Schutz nehmen, denn sie hatte schon Monate vorher angekündigt, daß im August Hauptproduktionsphase für die Frühjahrsmode sein würde. Wir mußten Hannah sogar ganz zu uns nehmen, weil das tägliche Hin und Her zwischen Kim und uns in diesem Zustand für sie unmöglich gewesen wäre.
    Nicht ein Mal fragte Bernhard, wie es mir denn ging. Ich finde es zwar richtig, zurückzustecken, wenn der Partner eine schwere Phase durchmacht oder unter dem Verlust eines Freundes leidet – und Berni litt unter Adrians Tod, auch wenn er nicht darüber sprach –, aber zwischendurch hätte ich einfach gern seine Unterstützung gehabt, zum Beispiel, als mir das Schreiben vom Vermieter ins Haus schneite, in dem er mir mitteilte, daß er zum Jahresende die Ladenmiete um hundert Prozent erhöhen wollte – der Zehnjahresvertrag lief aus, und ja, ich hatte bisher eine günstige Miete gehabt. Schließlich würde das eine Auswirkung auch auf sein Leben haben. Aber nein, kein Wort.
    Das war alles traurig genug, aber eins verletzte mich wirklich. Der September nahte, bald waren wir ein Jahr verheiratet. Im Frühjahr hatte er mir versprochen, diesen wichtigen Moment in unserem Leben mit einer großen Party zu begehen, aber ganz gleich, wann ich Berni in diesen Tagen darauf ansprach, er hatte nie „einen Kopf dafür“. Raimondo ging vor.
    Inzwischen war es Mitte August. Das Restaurant war zwar längst reserviert – wir hatten den Ballsaal gebucht, weil wir mit etwa sechzig Gästen rechneten –, aber es gab weder eine Gästeliste, noch waren Einladungskarten gedruckt oder ein Menü zusammengestellt. Die Deko war nicht in Auftrag gegeben, und über die Blumenarrangements hatten wir auch noch nicht nachgedacht.
    Samstagabend um zehn kam Berni aus Raimondos Wohnung zurück; er schleppte zwei große Koffer herein.
    „Guten Abend, mein Schatz“, sagte ich, während ich das Backblech trockenrieb.
    „Abend“, murrte er und schaute mich nicht mal an. Er sah sehr knochig aus zu dieser Zeit, blasser als sonst, um die Augen zeichneten sich Ringe ab. Er stellte die Koffer neben die Tür, schlüpfte aus den Schuhen und ging direkt ins Bad, um sich die Zähne zu putzen.
    Ich setzte Tee auf, weil ich dachte, wir könnten uns noch ein bißchen ins Wohnzimmer setzen und reden. Hannah, die den zweiten Tag krank im Bett lag, war endlich eingeschlafen, und ich hatte Malvyn, der sich um die Kleine ganz rührig kümmerte, entlassen, um zu seinem Max zu eilen. Oma war schon im Bett; wir hätten mal wieder „andocken“ können, Berni und ich. Am nächsten Tag wollte ich alles für die Einladungen vorbereiten, damit ich sie in Auftrag geben konnte; unter der Woche hätte ich doch sowieso wieder keine Zeit dafür.
    Das Wasser fing gerade an zu kochen, da kam Berni nackt aus dem Bad und steuerte zielstrebig aufs Schlafzimmer zu.
    „He, Schatz“, rief ich, „noch Lust auf ’ne Tasse Tee?“
    Er drehte sich um. „Nein, danke.“ Seine Schultern hingen, seine Brust war eingefallen, es schien ihn eine ungeheure Anstrengung zu kosten, sich aufrechtzuhalten. „Ich bin todmüde, und ich muß früh raus. Der Zug geht um halb zwölf. Bis ich Raimondo abgeholt habe …“
    „Welcher Zug?“ fragte ich, stellte den Wasserkocher ab und ging auf ihn zu.
    „Nach Italien. Ich habe dir doch gesagt, daß ich Raimondo morgen zu seinem Bruder bringe. Seine Sachen habe ich schon gepackt.“ Er deutete auf die beiden Koffer.
    Mein Mann hatte Raimondos Koffer gepackt. Wenn wir verreisten, war das Packen immer das größte Gezeter: Er schmiß nur ein paar Hemden aufs Bett und überließ den Rest mir. Aber für Raimondo ging das plötzlich.
    „Nein, davon hast du mir nichts erzählt. Das ist das erste Mal, daß ich davon höre.“
    „Edvard. Mach nicht gleich wieder ein Theater. Ich bin echt am Ende.“
    „Ein Theater? Ich mache ein Theater?“ Ich war kurz davor zu explodieren, aber ich hielt mich zurück, wegen Lydia. Ich konzentrierte mich auf meinen Atem, verband meinen

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