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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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später kam B aus Italien zurück. Die Wogen glätteten sich schlagartig, sobald er verlautbarte, daß Raimondo gut untergebracht sei und es, wenn man die Empfehlung der Ärzte ernst nähme, besser sei, es würde ihn vorerst niemand besuchen, ja, nicht einmal anrufen. Strengste Ruhe sei verordnet und so wenig Kontakt wie möglich zu seinem Leben hier, damit er vergessen könnte.
    Man konnte förmlich sehen, wie Ed sich mit diesen Worten entspannte. B, der es auch merkte, streckte seine Hand nach ihm aus, so wie er es früher getan hatte, und sprach weiter, erzählte von der Sonne, dem Meer und dem Duft von Olivenöl. Er hielt Eds Hand und erzählte, und Ed lauschte, atmete, bis sich ein Lächeln des Vergebens auf seine Lippen legte.
    Am Abend zogen sie sich dann, wie vorher, früh zurück, legten sich ins Bett und unterhielten sich. Das Gemurmel, das durch die Flügeltüren aus dem Schlafzimmer zu mir herüberdrang, klang friedlich und sanft. Ich hätte es am liebsten aufgenommen und in meinem Herzen abgespielt. So sollten Mäxx und ich auch klingen, wenn wir uns später – ich schlich gegen elf aus dem Haus, damit B nichts davon mitbekam, um zu Mäxx zu laufen und die Nacht bei ihm zu verbringen, so wie all die Nächte davor – in den Armen liegen und von der Zukunft träumen würden.
    Die Wogen glätteten sich schnell wieder, oder wenigstens kam es allen so vor, selbst Hannah wurde schnell wieder gesund. B, Ed, Lydia und ich, wir alle vertrauten auf die Kraft der Liebe, die Kraft der Vergebung und die Stärke einer Beziehung. Was wir unterschätzten war die Macht der Dämonen.

Max *
     
    Es gibt ein paar Dinge, die ich wohl ein Leben lang nicht vergessen werde: meine Mutter, ein paar Episoden aus der Kindheit, wenige meiner nächtlichen Ausflüge – nein, den Sex hatte ich schon vergessen, aber nicht die Augenblicke, in denen ich einem anderen wirklich nah war –, Christian und die ganze intensive Phase mit ihm, das Gefängnis meiner Einsamkeit, das er mich durch seine Liebe zu sehen lehrte, und Malvyn.
    Daß dieser Junge ein außergewöhnliches Bürschchen war, das hatte ich gleich am Anfang bemerkt. Er sah nicht nur gut aus – er verfügte über einen Traum von Körper –, er war zudem intelligent und aufgeweckt. Seine unkomplizierte, direkte Art machte es schwer, ihm etwas entgegenzustellen. Würde ein Kerl, den ich mal kennengelernt hatte, einfach an meiner Wohnungstür läuten, ich würde nicht öffnen. Hätte mich abends in der Kneipe jemand gefragt, ob er mich küssen dürfte, ich hätte ihm nicht mal geantwortet. Und verspräche mir jemand, daß er mir mit einem Voodoo-Spektakel die große Liebe bescheren könnte, ich würde ihn für verrückt erklären.
    Malvyn kam mir vor wie ein Aikido-Kämpfer. Er nahm alle meine Widerstände zur Kenntnis und nutzte sie, um direkt in mein Herz vorzustoßen. Malvyn hatte keine Hintergedanken, da war nichts Boshaftes oder Durchtriebenes an ihm. Egal, wie außergewöhnlich seine Vorschläge und Bitten lauteten, ich konnte beim besten Willen nicht an ihnen zweifeln. Mit einfachen, direkten Fragen klopfte er mich weich: „Warum hast du keinen Freund?“ „Fühlst du dich nicht einsam?“
    Ich habe einmal behauptet: „Man baut keine Mauern, hält sie für Jahrzehnte lang aufrecht, um sie dann für ein freundliches Lächeln einstürzen zu lassen.“ Damit habe ich mich gründlich geirrt. Ein freundliches Lächeln konnte viel bewirken, vor allem, wenn es so dauerhaft und intensiv, so natürlich und ohne Vorbehalt gelächelt wurde wie von Malvyn.
    Malvyns Interesse an mir war aufrichtig und echt, seine Gefühle unfiltriert. Er zitterte, als er sich in meine Wohnung drängte, um mich einen Feigling zu schimpfen, weil ich mich nicht dem hingab, was da zwischen uns passieren wollte. Er bebte vor Erregung, vor Angst. Es waren nicht seine Worte, die mich beeindruckten, es war der Mut, den er aufgebracht hatte, sein Mut, trotz seiner Angst mir entgegenzutreten und für seine Gefühle einzustehen.
    Mit diesem Mut entwaffnete er mich, so daß er über mich herfallen konnte und mich küssen, mich auf den Boden werfen und entkleiden. Er entwaffnete mich so sehr, daß ich im Spiegel seiner Aufrichtigkeit erkannte, mit welch steinzeitlichen Mitteln ich in den barbarischen Kampf gegen die Liebe eingetreten war: zuerst mit Sex, Zynismus und Arroganz, seit Christians Tod mit einer Idealvorstellung, ja, einer Illusion von Mann. Malvyn, dieser ahnungslose, unschuldige, dumme Junge, der

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