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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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Doppelbett stören lassen. Sie hatte es geflissentlich übersehen, wenn schwule Gegenstände nach und nach den Weg aus Kammern und Schränken zurück auf die Regale und an unsere Wände fanden. Sie hatte unsere „homosexuellen“ Windräder akzeptiert und sogar lachen gelernt, wenn Hannah beim Anblick von Regenbogenfarben von der „Schwul-sein-Fahne“ sprach, ganz gleich, ob es sich dabei um ein Farbengeschäft handelte oder das Filmfachgeschäft, das im Schaufenster für Konica warb.
    Es fühlte sich einfach falsch an, sie zu hintergehen und unsere Beziehung ohne sie zu feiern. Sie gehörte zu uns, nicht anders als Kim oder Hannah oder Malvyn. Aber Berni wollte das ignorieren, er hielt fest an dem Glauben, daß sie in Ohnmacht fiele, würde sie erfahren, daß wir uns hatten trauen lassen.
    „Och, Junge, ich brauche doch kaum was. Ich bin übermorgen schon wieder hier, hast du das vergessen?“
    „Sollen wir denn noch einen Tee trinken?“ fragte ich.
    „Nein, mein Lieber“, sagte sie zu mir. „Es ist schon so spät. Wenn ich jetzt noch Tee trinke, dann kann ich die ganze Nacht nicht schlafen.“
    Von den Plänen einer großen Party war sowieso nicht mehr viel geblieben. Von über sechzig geladenen Gästen hatten gerade mal acht zugesagt, alle anderen schoben fadenscheinige Ausreden vor – die Einladungen waren eben zu spät rausgegangen, das war einzig Bernis Schuld. Es hätte also schon längst keinen Grund mehr gegeben, Oma abzuschieben. Andererseits hätte es jetzt natürlich sehr eigenartig ausgesehen, wenn wir gesagt hätten, sie sollte hier bleiben und mit uns zu einem Essen gehen, das offensichtlich schon lange vorbereitet war.
    Es läutete, und Bernhard öffnete seiner Schwester. Gudrun war eine kleine, zierliche Frau, sehr hübsch, wie ein japanisches Kunstwerk, das auf das Wesentliche reduziert blieb. Man sah sofort die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter. Sie trug nur wenig Make-up, ein schwarzes, hautenges Kleid, das von Spaghettiträgern gehalten wurde, und schwarze, matt schimmernde Pumps. So manch einer unserer Freunde hätte sie darum beneidet.
    Sie küßte ihre Mutter zart auf die Wangen. Ihre Bewegungen waren langsam, bedacht, „luftig“: die gleiche Zerbrechlichkeit, das gleiche zurückhaltende Wesen. Mir schüttelte sie die Hand, trat dabei aber nahe an mich heran – fast hätte ich sie umarmt.
    „Kann ich dir einen Kaffee oder einen Tee anbieten?“
    Sie schaute die anderen an. „Trinkt ihr denn auch was?“
    Frau Moll schüttelte den Kopf.
    „Also ich trinke auf jeden Fall eine Tasse Kaffee“, sagte ich. „Und, Gudrun, ich finde, du solltest auch eine trinken, damit du für die Fahrt wach bleibst. Nach Garmisch seid ihr um die Uhrzeit schon noch anderthalb Stunden unterwegs.“
    Gudrun warf schnell einen Blick zu ihrer Mutter, die senkte den Kopf.
    „Gut, dann nehm ich eine Tasse“, sagte sie.
    „Milch und Zucker?“
    Sie nickte.
    „Bernhard?“ fragte ich.
    Er nickte ebenfalls, holte dann drei Tassen aus dem Schrank und brachte sie mir in die Küche.
    „Hast du den Blick zwischen deiner Mutter und Gudrun eben gesehen?“ flüsterte ich.
    Bernhard zuckte mit den Schultern. „Nö. Was denn?“ Er gab mir einen Kuß, flüsterte: „Bald sind wir allein. Malvyn schicken wir in die Szene, und dann gehört der Abend uns.“ Er umarmte mich von hinten, leckte mir das Ohr und tastete sich dann über meine Brust und meinen Bauch zu meinem Schritt hinunter vor, während ich eine Tasse nach der anderen mit Kaffee füllte. Bevor er zu seiner Mutter und Schwester hinausging, zwinkerte er mir noch zu.
    „Schöne Wohnung“, sagte Gudrun, als ich ihr den Kaffeepot hinstellte. „So eine warme Atmosphäre. Ich kenne nur Bernhards Studentenbude. War ja ein richtiges Loch gegen das hier.“ Sie sagte das mit einem verständnisvollen Lächeln und trank dann einen Schluck. Bernhard erwiderte nichts; er machte kein Hehl daraus, daß er ihr nicht einfach so vergeben wollte, für das, was damals geschehen war.
    „Entschuldige! Wir hätten dir die Wohnung natürlich zeigen sollen.“
    „Nein, nein“, wehrte sie ab. „Wenn wir tatsächlich schon so spät dran sind, sollten wir uns so schnell wie möglich auf den Weg machen. Ich kenne die Strecke nicht und möchte mich ungern verfahren.“ Sie leerte die Tasse mit einem Zug.
    „Vielleicht kommt ihr ja am Sonntag früh genug zurück, damit uns ein bißchen Zeit zum Plaudern bleibt, dann könnten wir …“
    „Mal sehen.“ Gudrun würgte mich ab

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