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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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wäre nicht nötig, angezogen nach Hause zu fahren. Kurz vor ihrem Haus sahen sie dann, daß es grell angestrahlt wurde. Die Feuerwehr probte einen Einsatz, und die Jungs steckten nackt in ihrem Auto fest – wohlgemerkt in einer Einbahnstraße.
    Ah, und das waren die Sedlmayers. Tatsächlich, mit Glatze, dickem Bauch, gefärbtem Haar und Schnauzer sahen sie dem bayrischen Volksschauspieler ähnlich wie eine Spucke der anderen. Aber man nannte sie wohl auch deswegen so, weil sie eine ähnliche Vorliebe zum Verhauenwerden hegten wie er.
    Und das waren also Kai und Markus. Ziemlich arrogante Rechtsanwälte. Sie dachten, sie wären der Mittelpunkt der Szene, und verhielten sich, als hätte man dankbar zu sein, ihre Bekanntschaft zu machen. Auf Partys standen sie rum wie Stehlampen, leuchteten und sagten kein Wort. Wo befanden sich nur die Ausschalter?
    Und Karli, der Adlige. Ach, was für ein armes Ding, das sah man ihm schon von weitem an. Angeblich versuchte er, mit jedem ins Gespräch zu kommen, aber keiner wollte so recht was mit ihm zu tun haben, weil er in einer Tour darauf bedacht war, einem zu beweisen, wie dumm alle anderen seien. Dabei hatte er wohl selbst nicht allzuviel im Kasten – dafür um so mehr auf dem Konto.
    Sogar den Professor konnte Kim zu dieser Überraschung überreden, angeblich ein sehr interessanter Mann. Er unterrichtete Atomphysik, ich glaube, an der Uni in Köln, und lud gern seine Studenten ein, mit ihm in seiner Sauna zu schwitzen – gute Noten inklusive, verstand sich.
    Übrigens: Ich hatte zwar den einen oder anderen schon mal gesehen, aber ich kannte kaum einen dieser Gäste persönlich. Alles, was ich über sie wußte, hatte Edvard über die Jahre unserer Freundschaft preisgegeben. Jetzt konnte ich den Geschichten endlich mal Gesichter zuordnen.
    Nach einer Weile wurde es mir dort langweilig, auch ich wollte mich unterhalten, nur mit wem? Ich folgte dem Ober und schnappte mir ein Glas von seinem Tablett, dann stand ich auch schon mitten in der Party.
    Malvyn wurde von ein paar Herren belagert und schien es zu genießen, ihn wollte ich nicht stören. Kim unterhielt sich mit zwei Frauen, die beide ein Kind trugen; das eine mußte gerade erst geboren worden sein, denn sein Gesicht sah noch ganz verknittert aus, das andere mochte vielleicht ein Jahr alt sein und schlief auf der Schulter.
    Jean-Paul schwänzelte an mir vorbei. Monatelang war er mir aus dem Weg gegangen, nur weil ich ihn damals nicht mit nach Hause genommen hatte; als wäre ich aufgrund seiner Schönheit dazu verpflichtet gewesen, Sex mit ihm zu haben. Seit vier Wochen ist er nun mit diesem Schuhverkäufer liiert und verpaßt keine Gelegenheit, vor meiner Nase mit ihm zu knutschen.
    Ich wich ihm aus, ging ein paar Schritte Richtung Buffet, da erspähte ich einen reizvollen jungen Mann, Mitte Dreißig, rotblond und unbehaart; weiße Haut fand ich sehr attraktiv. Ich drängelte mich durch die Menge, um ihn anzusprechen.
    „Na. Du kennst hier wohl auch niemanden?“ fragte ich den Rothaarigen und machte eine ausladende Geste.
    „Keine Menschenseele.“
    „Mein Name ist Maximilian. Und wie heißt du?“ Ich hielt ihm mein Glas hin, und wir stießen an. Mich bezauberte die Art, wie er die Lippen spitzte, seine Stimme war angenehm, und es schien, als hätte er Manieren.
    Wir plauderten eine Weile, wie wir zu Eddi und Bernhard standen und so weiter, dann sagte er plötzlich: „Weißt du, ich bin Buddhist.“
    „Ach wirklich? Wie aufregend.“ Seine Chancen nahmen rapide ab.
    „Na ja, es geht weniger um Aufregung als um Abregung, wenn du verstehst, was ich meine.“ Eine Redewendung, die automatisch implizierte, daß er es mir nicht zutraute. Und dann verfiel er in einen Monolog über diese „Religion“, wie er es nannte. Da war es eigentlich schon vorbei. Arroganter Pinsel. Es grenzte an Beleidigung, daß sich einer wie er Buddhist schimpfte.
    Ich fingerte ein Häppchen vom Tablett, das von einem jungen Latino hereingetragen wurde.
    „Weißt du, das beeindruckt mich an Patrick Lindner.“ Jetzt mißbrauchte er auch noch diesen Schlagersänger. „Er stellt sich einfach hin, outet sich und adoptiert ein Kind. So natürlich!“ Er schaute mich an. „Ich habe mich ein bißchen mit ihm beschäftigt, weißt du. Du kennst ihn wohl nicht, oder?“ Er sagte dies mit einer Verve, so wie alle Fans, die der Überzeugung sind, niemand außer ihnen wisse etwas über ihren Star.
    „O doch“, antwortete ich. „Mit Patrick Lindner

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