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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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Edvard.“ Dann fühlte ich, wie mir Tränen in die Augen stiegen.

Max *
     
    Es war meine Aufgabe, den beiden Jubilaren beizubringen, daß die Party ein wenig anders verlaufen würde, als sie es erwarteten. Sie hatten den Ballsaal im ersten Stock storniert und statt dessen einen großen Tisch unten im Restaurant reserviert. Wir hatten wiederum den Tisch abgesagt und statt dessen den Ballsaal angemietet.
    Da die Jubilare ihre Gäste für zwanzig Uhr geladen hatten, gingen wir davon aus, daß zumindest Eddi eine Viertelstunde eher eintrudeln würde, um mit Koch und Kellner den Menüablauf abzusprechen sowie an den Blumengestecken herumzuzupfen, die ihm nie ordentlich genug waren. Also bestellten wir „unsere“ Gäste für halb acht.
    Tatsächlich kamen die beiden wie erwartet. Gott sei Dank hatte ich mich zeitig auf die Straße gestellt.
    „Max. Du hier? Ich dachte, du wärst in …“
    „Das ist nicht die einzige Überraschung heute abend“, unterbrach ich Edvard, dessen Gesicht die volle Palette von Emotionen durchging: Staunen, Mißtrauen, Vorahnung. Dann schob ich sie die Treppe hinauf, denn im Restaurant warteten die anderen.
    „Was hast du vor?“ fragte Bernhard.
    „Geduld.“
    Oben angekommen, fiel ihr Blick auf die Deko, die so unverkennbar nach Karin Kolor aussah.
    „Moment mal. Das ist doch …“ Edvard stieg ein Leuchten in die Augen: „Sag bloß, du hast das alles so eingefädelt, du Schuft. Bernhard, die haben uns die ganze Zeit verarscht. All die Absagen. Ich wußte doch, daß da was nicht stimmt!“ Er stürmte in den Saal, sah die gedeckten Tische und Karin, die gerade noch die letzten Papierherzen an einer Leine befestigte.
    „Karin, du Mistvieh. Komm sofort von der Leiter und laß dich übers Knie legen.“
    Karin kicherte und mußte sich festhalten, um nicht herunterzufallen. „Ganz schön reingelegt, was?“ sagte sie und bog sich vor Lachen.
    „Bernhard, komm!“ Er stürmte zurück: „Ich könnt euch umbringen, ihr, ihr …“ Er knuffte mir in die Rippen und fiel mir anschließend um den Hals. Bernhard zeigte nicht den Hauch einer Emotion; er schien eher genervt, aber das war er meistens, wenn er mich sah.
    „Wir haben uns gedacht, es wäre an der Zeit, daß wir uns mal revanchieren für all die Partys, die ihr schon veranstaltet habt“, erklärte ich.
    „Professorchen, hast du gesehen?“ fragte Edvard aufgeregt. „O Gott. Ich bin gar nicht darauf eingestellt. Wahrscheinlich bin ich totally underdressed.“
    „Edvard, krieg dich ein“, sagte Bernhard und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. „Du siehst toll aus.“
    Eddi entwand sich flugs der Umarmung und stellte sich vor die gläserne Zwischentür, um sich im Spiegel zu betrachten.
    „Karin, bist du fertig?“ rief ich in den Saal hinein.
    „Ja, darling. Soweit man jemals von fertig sprechen kann. Eigentlich hätten wir die Fenster noch bekleben können. Du weißt, so mit …“
    „Ja, ja. Nun ist aber Schluß. Kannst du bitte mal Bescheid sagen?“
    „Wird gemacht, darling.“ Sie rückte sich die obligatorische Baseballmütze zurecht und tippelte dann in ihren Mickey Mouse-Schuhen kichernd die Treppen hinunter.
    „Mein Gott, was habt ihr vor?“ Edvard zupfte an seinen Haaren, strich mit dem Finger seine Brauen glatt.
    „O Mann, Max, was tust du ihm da nur an? Du weißt doch, daß Edvard sich vor Neugier fast in die Hosen macht.“
    „Ach, Bernhard“, sagte Edvard. „Max, nun sag schon. Was passiert? Was müssen wir tun?“
    „Hier.“ Ich stellte die beiden an den Kopf der Treppe. „Und jetzt bleibt hier stehen, sonst versäumt ihr was!“
    Edvard zitterte regelrecht, so aufgeregt war er. Dann ging unten die Tür auf, und Hannah spazierte heraus, im weißen Kleid mit einem Paar Flügeln auf dem Rücken. Sie hielt einen Zauberstab in der Hand, an dessen Ende goldenes Lametta befestigt war. In ihrem Gefolge befanden sich Kim, Lipstick und Jean-Paul; der lange Zug von Gratulanten begann.
    „O, mein Gott. Sie sind alle gekommen.“ Edvard machte einen sprichwörtlichen Luftsprung, und sogar Bernhard schien sich einen Moment lang zu freuen. Nacheinander küßten und begrüßten sie alle Gäste, Rudolf und Armin, zum Beispiel. Sie lebten am Ende einer Einbahnstraße inmitten eines kleinen Dorfes. Eines Abends fuhren sie in den Wald und veranstalteten „Freiluftspiele“: Aufhängen, Auspeitschen, was für sie eben alles dazugehörte. Es war schon dunkel, als sie fertig waren, daher glaubten sie, es

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