Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)
Studieren oder zum Arbeiten wegging, dann suchte er sich eine neue Familie. In Simbabwe war keiner allein.
Am Dienstagnachmittag kam ich nach Hause und sah, daß B das Arbeitszimmer belagerte, in dem ich bisher meine Zelte aufgeschlagen hatte. Ohne ein Wort der Erklärung hatte er meine Sachen herausgenommen und sie mitsamt meinem Bettzeug ins Schlafzimmer geschafft.
Als Ed aus dem Geschäft kam und das sah, stürmte er wütend ins Arbeitszimmer und schrie B an: „Laß deine Scheiß-Anspielungen, Bernhard! Du mußt mir jetzt nicht auch noch ein Verhältnis mit Malvyn unterstellen.“
Da B daraufhin nicht mal antwortete, kam Ed wieder herausgeschossen, schrie mich an, daß ich meinen Kram gefälligst ins Wohnzimmer packen sollte, zerrte die Luftmatratze unter dem Bett hervor und schmiß sie mir vor die Füße, dann lief er aus der Wohnung und knallte die Haustür hinter sich so zu, daß die Versaceteller im Regal bedenklich schwankten.
Das erschreckte mich nicht wirklich; in diesen Tagen rechnete ich mit allem. Und ich war fast froh, daß sich Edvard von da ab fernhielt, denn ich hatte Angst, daß der Dämon auch mich anfallen könnte. Nach Raimondo hatte er zuerst B und dann Ed infiziert; es blieb nur noch Nani – Nani und ich.
Edvards Telefon läutete in einer Tour. Jedesmal, wenn ich nach Hause kam, hatte sich die Zahl, die auf dem Anrufbeantworter blinkte, erhöht. Ein paarmal nahm ich ab: Mittwoch war Lipstick dran, der versucht hatte, Ed im Laden zu erreichen, um zu erfahren, ob sich schon wieder alles eingerenkt hatte. Die Verkäufer hatten ihm aber gesagt, der Chef sei krank.
„Wahrscheinlich ist das nicht mal gelogen“, sagte ich. „Aber wenn du mit ‚krank‘ Fieber, im Bett liegen und husten meinst, dann ist es gelogen.“
Am nächsten Morgen rief Kim von der Agentur aus an: „He, Malv. Ich wollte dir nur sagen, daß Eddi sich bei mir verschanzt hat. Könnt ja sein, daß Berni auf die Idee kommt, mit ihm sprechen zu wollen.“ Dann verstanden Nani und ich auch, warum Hannah, die sich mittwochs bei uns aufhielt, nicht gekommen war.
Und am Mittwochvormittag rief eine Lady an, Divja, oder so ähnlich.
„Nee, es is keiner von beiden da“, antwortete ich auf die Frage, ob sie mit Ed oder B sprechen könne.
„Ist denn Lydia da?“
„Klar. Moment mal.“
Nani unterhielt sich eine Weile mit ihr; ich erfuhr erst später, daß die beiden in Heidelberg zusammenwohnten.
„Divja ist wieder da. Ich kann nach Hause“, sagte Nani, sobald sie aufgelegt hatte.
„Wie die Dinge hier stehen, bist du wahrscheinlich froh, wegzukommen“, sagte ich. Ich hoffte sogar, sie würde ihre Koffer packen und am besten gleich abreisen, denn dann wäre sie vor dem Dämon sicher gewesen. Dann hätte auch ich mein Säckchen geschnürt und wäre zu Junior gezogen. Junior war cool, dieser Tage zeigte er mir die Clubs, in denen richtig was abging. Seine Freunde sagten immer, wir gäben ein geiles Paar ab, Junior und ich, aber bisher hatten wir noch nicht mal Sex gehabt.
„Ich geh hier erst weg, wenn die beiden wieder miteinander reden“, sagte Nani, und der Ton in ihrer Stimme ließ keinen Zweifel zu.
Also mußte auch ich bleiben, denn Nani mit dem Dämon allein zu lassen, das kam überhaupt nicht in Frage; er wäre sofort über sie hergefallen. Aber so konnten die Dinge nicht bleiben, ich mußte etwas unternehmen.
Ich wußte nicht viel über Dämonen. Wie ich schon sagte, mein Vater hatte sich von der Tradition abgekehrt, und meine Großmutter schwieg über ihr schamanisches Wissen, um diejenigen, die nicht reif waren, vor der Macht der Erkenntnisse zu schützen. Aber ich wußte, daß Dämonen üblicherweise ein Opfer verlangten, bevor sie bereit waren, abzulassen. Nur welches würde genügen?
„Ganz gleich, was er fordert, Malvyn, wir werden es ihm geben. Nur dieser Zustand, den halte ich nicht mehr lange aus.“
Nani hatte noch nicht viel mit Dämonen zu tun gehabt. Sie konnte nicht wissen, was das bedeutete. Er wirkte mit einer großen Macht, so viel war sicher: Er hatte Adrian von Raimondo getrennt, Raimondo von Lydia, Edvard von Bernhard. Mächtige Dämonen forderten große Opfer, manchmal sehr große.
Zuerst rief ich meine Schwester Heather an, erklärte ihr alles und bat sie, zur Großmutter aufs Land zu fahren – anrufen konnte ich nicht, denn sie hatte kein Telefon. Sie mußte aus der Ferne etwas tun. Ich operierte vor Ort.
Auf meine Fragen antwortete er nicht, so forderte ich ihn heraus, in dem
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