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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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„Papa und ich haben immer dasselbe gegessen.“
    Nach dem Frühstück wollte Edvard in die Stadt. Das schien mir eigentlich zu anstrengend. Die Erfahrung vom Vortag hatte mir genügt. Aber ich wollte mich nicht ausschließen.
    Edvard rief ein Taxi. Der Fahrer brachte uns direkt zum Viktualienmarkt. Die große Auswahl an Gemüsen beeindruckte mich. In Heidelberg kannten wir das nicht – jedenfalls nicht in den Geschäften, in denen ich üblicherweise einkaufte. Edvard zeigte mir lilafarbenen Blumenkohl und korallenförmigen. Algen gab es da, sonderbare Wurzeln und exotisches Obst mit Stacheln, mehrere verschiedene Bananensorten, ja sogar frische Kokosnüsse mit extra viel Milch.
    Edvard nestelte immer wieder an Bernhard herum, zupfte ihm eine Wimper von der Wange oder legte seinen Schal zurecht. Er nahm ihn sogar an der Hand und hielt sie fest. Andere Menschen guckten, aber ihn schien das nicht zu stören.
    Nachdem wir eingekauft hatten, zeigten sie mir den Marienplatz und das edle Feinkostgeschäft, dessen Kaffee ich immer trank.
    „Komm, laß uns bei Rudolph vorbeischauen“, sagte Edvard.
    „Bitte nicht!“ maulte Bernhard; er trottete hinter uns her wie als Kind hinter der Familie, wenn er keine Lust auf Spazierengehen hatte.
    Edvard bog zielstrebig nach rechts ab. „Das ist die Maximilianstraße, Münchens Flaniermeile. Hier finden Sie die teuersten Geschäfte und die entsprechenden Käufer dazu: Fußballer, Schauspieler. Neulich ging ich zu Wempe, Sie wissen schon, der Goldschmied, da läuft mir doch unser ehemaliger Bundespräsident über den Weg. Aufregend, nicht?“
    Wir waren nicht weit gegangen – meine Hüften taten mir aber schon weh –, da blieb Edvard vor der Auslage eines Modegeschäfts stehen. Es war nicht gerade die Art von Bekleidung, wie Edvard sie trug, eher etwas für alte Männer. Unförmig schienen mir die Sakkos geschnitten, und die Farben der Stoffe empfand ich als ausgesprochen aufdringlich. „Rudolph Moshammer hat seinen Laden hier. Sehen Sie? Sein Foto in dem Silberrahmen dort. Und sein Hündchen, die berühmte Daisy, gibt es jetzt auch als Stofftier zu kaufen.“
    Ich warf einen Blick auf das Preisschild und wäre fast in Ohnmacht gefallen, aber in diesem Laden schien nichts günstig zu sein. Edvard klemmte meine Hand unter seinen Arm und zog mich hinein; mein Sohn blieb draußen stehen. Im Laden roch es süßlich.
    Die Verkäuferin kam gleich auf uns zu. „Herr Bornheimer, grüß Sie Gott. Das ist aber nett, daß Sie mal wieder reinschauen. Und das ist wohl Ihre Frau Mama?“ Sie streckte die Hand nach mir aus, und ich drückte sie. Soweit war es also schon gekommen.
    „Nein. Das ist Bernhards Mutter. Ich wollte nur mal schauen, ob Rudolph zufällig gerade im Laden ist.“
    „Mei, des tut mir jetzt leid, aber da haben Sie gerade einen schlechten Zeitpunkt erwischt.“
    „Das macht nichts. Sagen Sie ihm einen schönen Gruß, und richten Sie ihm aus, daß ich eine interessante Kommode für ihn habe. Er kann ja mal wieder vorbeikommen.“
    „Selbstverständlich“, sagte die Verkäuferin, „das tue ich gern. Wollen’S nicht auf ein Glaserl Champagner bleiben?“
    Edvard schaute mich an.
    „Aber nein“, winkte ich ab. „Machen Sie sich keine Umstände.“ Ich fühlte mich hier gar nicht wohl. „Mein Sohn wartet draußen; wir müssen eigentlich weiter.“
    „Rufen’S halt vorher an“, sagte sie, „Herr Moshammer würd sich bestimmt freun.“
    „Danke“, sagte ich und zog Edvard aus der Tür.
    Sobald wir draußen waren, warf er mir einen fragenden Blick zu, aber ich sagte nichts. Edvard hatte mir bestimmt eine Freude machen wollen, und die wollte ich ihm nicht verderben.
    „Wir können jetzt noch zu mir in den Laden gehen“, sagte Edvard, „oder …“
    „Nein, das tun wir nicht!“ bestimmte Bernhard. „Ich kenn das schon. Nur mal auf einen Sprung, sagst du, und dann steht prompt eine deiner reichen Witwen im Laden, die sich stundenlang von dir beraten lassen, nur weil sie dich eigentlich heiraten wollen.“
    Edvard schob die Unterlippe vor. „Ihr Sohn ist gern ein bißchen eifersüchtig“, sagte er zu mir. „Auch wenn es dafür überhaupt keinen Grund gibt.“
    Bernhard gab ihm einem Klaps auf den Po, dann lachten sie. Ich lächelte auch, ich wußte ja nicht, wie ernst das Ganze gemeint war.
    Ich hakte mich bei ihnen unter und ließ mich an der Oper vorbei, an der Residenz entlang zum Hofgarten führen. Diese Stütze entlastete meine Hüften und gab mir

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