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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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ergattert.
    Ed bestellte Prosecco mit Eiswürfeln für alle. „Chic“, nannte das Jay Pee und toastete uns zu. Jemand drängte sich durch unser Grüppchen und sagte mit einem Blick auf mich: „Wenn ihr den ausgebrütet habt, dann schickt ihn zu mir, versprochen?“
    Ich fand das sehr lustig, Ed und B nicht so.
    Später gingen wir in einen anderen Club. Er war klein und eng und sehr voll. Die Musik war klasse; es liefen Videos mit abgefahrenen Computeranimationen, und in der Ecke standen Flipper. Wir drängelten uns durch bis zur Treppe und gingen dann in die untere Etage. Dort stand Max an eine Säule gelehnt und unterhielt sich mit einem etwa gleichaltrigen Mann. Es war aber zu laut, um seinen Namen zu verstehen. Max schien wie ausgewechselt, lebendiger als sonst; seine Augen leuchteten auf, als er mich sah, aber vielleicht war es auch nur das Licht.
    „Hier gehst du besser gar nicht aufs Klo“, sagte B. „Da kommst du nicht mehr lebend raus.“
    Uuh, das hörte sich gefährlich an. Gott sei Dank hatte ich noch im Sandwich gepinkelt.
    Wir tranken Bier aus der Flasche, bitteres Zeug. Max pflichtete mir bei, daß man das nicht trinken konnte. Er hielt eine Flasche mit einer Art Limonade ohne Kohlensäure in der Hand. Er ließ seinen Bekannten stehen und unterhielt sich mit mir. Er redete noch mehr als bei unserer ersten Begegnung, aber ich verstand ihn schlecht, eben weil es so laut war. Aber während er redete, überkam mich plötzlich das dringende Bedürfnis, ihn zu küssen. Ich tat es aber nicht.
    „Komm, wir gehen“, sagte B; er hatte Ed schon an der Hand.
    „Kommst du mit?“ fragte ich Max. Er nickte, dann zogen mich die Jungs hinaus.
    Als wir uns an die frische Luft gedrängelt hatten, fragte B: „Sollen wir noch einen?“ Es hörte sich an, als würde es ihn große Überwindung kosten.
    „Klar“, antwortete ich. Ich wollte alles sehen. „Das sind wirklich tolle Schuppen. Aber laß uns auf Max warten, er kommt gleich.“
    B warf Ed einen mißbilligenden Blick zu, aber der unterhielt sich mit Jay Pee und Barbarella über das Haargel, das er gerade ausprobierte.
    Max kam, und wir marschierten die Müllerstraße hinunter, die mir für diese Uhrzeit noch ziemlich belebt vorkam. Sie sagten mir zu jeder Kneipe was, an der wir vorbeiliefen. Auf einem schwarzen Schaufenster war eine Art Wappen abgebildet, zwei weiße Hörner, darunter stand Ochsengarten. „Have a successful night“ leuchtete in blauen Lettern über der Tür.
    „Das ist das Lady O“, sagte Max und kicherte.
    „Du boshaftes Stück“, sagte Jay Pee mit einem hämischen Grinsen und boxte Max auf den Oberarm.
    „Das ist die Lederkneipe, von der wir dir erzählt haben“, erklärte Ed. „Wenn die Männer drin hören, daß Max den Laden Lady O nennt, würden sie uns jetzt verprügeln.“
    Nicht weit davon entfernt steuerten wir auf einen Hauseingang zu. B, der vorausgegangen war, blieb stehen und drehte sich zu mir um. „Wir gehen da nur rein, um es dir zu zeigen, Malv“, erklärte B, und Max, der jetzt hinter ihm stand, rollte die Augen. Ich mußte lachen. „Hörst du? Wir bleiben nicht lange. Aber wir gehen rein, weil es für dich noch einiges zu entdecken gibt.“
    Er machte alles sehr spannend, aber ich versuchte, nicht ganz so aufgeregt zu gucken. Es schien Ed und B nicht sehr zu gefallen. „Okay“, sagte ich.
    Wir zahlten Eintritt und gingen dann über eine lange Treppe in einen Keller hinunter. Geile Musik, ich spürte sie in meinem Körper und wollte sofort lostanzen, aber ich hatte versprochen, nicht von ihrer Seite zu weichen.
    Da waren Fernseher an den Wänden installiert. Sie zeigten Männer, die miteinander Sex hatten. Knallhart. Es war spitze! Solche Filme kannte ich nicht; daß es so etwas überhaupt gab, war mir neu. Noch nie zuvor hatte ich gesehen, wie Männer es miteinander treiben. Und dann in einer Disco, einfach so, in aller Öffentlichkeit. Mein Herz pochte mir im Hals. Ich hätte am liebsten laut gejauchzt, so frei fühlte ich mich in diesem Moment. Und Mann, am liebsten wäre ich mitten hinein gesprungen. Was mich wunderte, war, daß die Typen, die vor den Fernsehern standen, völlig gelangweilt wirkten. Es schien, als würde es sie überhaupt nicht interessieren. Filmkritiker mußten so gucken, dachte ich noch.
    Max mußte meine Aufregung bemerkt haben, denn er legte seine Hände auf meinen Hintern, und es fuhr durch mich hindurch wie ein Stromschlag; ich hätte nicht erwartet, daß sie so sanft wären. Sie

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