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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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der Trage und hüpfte ein wenig herum. Es tat zwar weh, aber das würde bestimmt wieder vergehen.
    „Nein, Malvyn. Du bleibst hier und wirst untersucht. Deine Gesundheit ist mir wichtiger als die paar Mark“, sagte Ed.
    Also legte ich mich wieder hin und wartete auf den Arzt.

Bernhard *
     
    „So ein Mist!“ sagte Edvard, als er wenige Stunden nach der Prügelei zu mir unter die Decke kroch. „Ein betrunkener Punk. Th! Der hatte nicht mal ein antischwules Motiv.“
    Typisch Edvard. Anstatt froh zu sein, daß keinem von uns etwas Ernstes zugestoßen war, ärgerte er sich, daß er die Sache nicht als Gewalt gegen Schwule anprangern konnte.
    „Vielleicht war es trotzdem nicht schlecht“, sagte ich und schaltete das Licht aus. „Es wird Malvyn eine Lektion sein, daß hier nicht alles Gold ist, was glänzt.“
    „Was soll das denn heißen?“
    Ich legte meinen Arm unter Edvards Kopf. „Hast du denn nicht gesehen, wie sie ihn in den Kneipen angeguckt haben? Man muß ja befürchten, daß sie ihn auffressen.“
    Edvard drückte sich näher an mich heran. „O Gott, ja. Aber was ich noch viel schlimmer fand, war, daß Malvyn so bereitwillig auf jede Anmache eingestiegen ist. Er glaubt, daß sie ihn alle lieben, und schnallt nicht, daß sie ihn nur als großen schwarzen Schwanz sehen.“
    Wir schluckten diese Erkenntnis stillschweigend, was hätten wir auch dagegen tun können? Wir konnten ihn warnen, ja. Wir konnten ihn auf die Enttäuschungen vorbereiten, die ihn erwarteten, aber am Ende würde er den Weg gehen müssen, den die meisten von uns nach dem Coming-out gehen: Er wird Sex haben, die Hoffnung auf Liebe hegen, Gefühle entwickeln, von denen er glaubt, daß sie Liebe sind, bis er einsieht, daß es nur Geilheit war. Dann wird er enttäuscht sein, sich verschließen, für den nächsten wieder öffnen, hoffen, lieben, erkennen, trennen und so weiter und so fort. „Ich wünschte, wir könnten wenigstens dafür sorgen, daß er das erste Mal mit jemandem zusammen ist, der ihn nicht bloß ausnutzt“, sagte ich in die Stille der Dunkelheit hinein.
    „Ich auch, Professorchen. Aber wir können ihn doch nicht einfach zu jemandem ins Bett stecken.“
    „Und wir können unmöglich selber Sex mit ihm haben!“ schloß ich an.
    „Was hast du eben gesagt?“ fragte Edvard und stützte sich auf seinen Ellenbogen.
    „Ja, findest du das denn nicht?“ fragte ich ihn. „Schließlich ist er mit dir verwandt. Wenn rauskäme …“
    „Nein, nein, das meine ich nicht. Ich frage mich vielmehr, wie du überhaupt darauf kommst, daß wir Sex mit ihm haben könnten?“
    „Moment mal. Ich sagte, wir können UNmöglich Sex mit ihm haben.“
    „Ja, aber das setzt doch voraus, daß die Möglichkeit überhaupt besteht.“ Edvard rückte von mir ab und schaltete das Licht an; er hatte ein breites Grinsen im Gesicht, und dann verstand ich gar nichts mehr. „Ich hab schon mitgekriegt, wie du ihn beobachtest. Seine Lippen hast du angestarrt, wie Raimondo Sahnetorten.“
    Worauf wollte er nur hinaus? „Ich geb ja zu, daß ich ihn … nett finde“, sagte ich kleinlaut. „Aber ich denke nicht mal im Traum daran, Sex mit ihm zu haben.“
    „Schade.“ Edvard ließ sich auf das Kopfkissen zurückfallen.
    „Wie bitte?“ Jetzt stützte ich mich auf und schaute ihn an, aber er wich meinem Blick aus.
    Er zögerte mit seiner Antwort.
    „Hallo!“ Ich kniff ihn in die Seite. „Was willst du damit sagen?“
    Er wendete sich mir zu und schaute mir in die Augen. Dann, nach einer weiteren langen Pause, sagte er: „Unser Sexleben ist ganz schön abgeflaut.“
    Seine Aussage saß. Auch ich ließ mich zurückfallen, nun starrten wir beide den Stuck an der Zimmerdecke an. Edvard hatte recht. Aber in einer Beziehung gehörten immer zwei dazu; ich würde das auf keinen Fall auf mir allein sitzen lassen. „Gut, daß du das ansprichst“, sagte ich. „Was war denn das für eine Schwärmerei vor dem Darkroom vorhin? Hast du mir was zu beichten?“
    „Quatsch! Ich war da nicht mehr drin, seit ich mit dir zusammen bin, das weißt du. Ich habe ihn Malvyn nur gezeigt, von außen wohlgemerkt. Er muß doch wissen, was Sache ist. Oder etwa nicht?“
    „Ist das alles?“
    „Verhörst du mich gerade, dann hätte ich gern einen Anwalt. Auf deine Unterstützung kann ich ja wohl nicht mehr zählen.“
    „He, komm her“, sagte ich, schob meinen Arm unter seinen Kopf und zog ihn an mich heran. „Die letzten Monate waren für uns beide sehr streßig.

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