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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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konnte ich erahnen, was damit gemeint war.
    Nachdem Ed mir alles in den schönsten Farben geschildert hatte – ich meine damit nicht die letzten drei Techniken, die kannte er zwar auch, pflegte sie aber nicht zu praktizieren –, klopfte er an die Tür und fragte B, was als nächstes auf dem Programm stünde.
    Lektion zwei der Vorbereitung: Gefahren. Ich hatte echt keine Lust, was über Gefahren zu hören. Ich wollte Sex! Ich wollte endlich mal einen Mann fühlen und Dinge mit ihm tun, von denen ich bisher nur geträumt hatte. Dummerweise sagte ich das laut, was zur Konsequenz hatte, daß B sich mit an den Tisch setzte. Das klingt jetzt so, als hätte ich was gegen B. Ganz und gar nicht. Es gab nur Themen, über die sprach ich lieber mit Ed allein; Sex gehörte dazu.
    In diesem Fall allerdings bestätigte Ed, daß es dazugehörte, alles über die Gefahren zu wissen, bevor man mit jemandem mitging. Also ließ ich es über mich ergehen.
    Ich hatte davon gehört, daß Kondome vor Aids schützten, aber ich hatte keine Ahnung, was man bei ihrem Gebrauch alles zu beachten hatte – bei uns sprach man nicht über sie.
    „Was dir hier selten jemand erzählt“, sagte Bernhard, „ist, daß laut einer Umfrage in San Francisco sich sieben Prozent der Männer, die ausschließlich Oralsex praktizierten, mit dem HI-Virus infizierten, obwohl sie mit dem Sperma des Partners nicht in Kontakt kamen.“
    „Ach, das sind doch Ammenmärchen der Heten, um uns die Freude am Sex zu verderben. Glaub das nicht, Malv. Blasen ist safe, solange der andere nicht …“
    „Also hör mal. Red dem Jungen doch nicht solchen Unsinn ein.“ Bernhard lief ins Arbeitszimmer und kam nach einigem Suchen – wir sahen allerlei Papier auffliegen, was Edvard mit Kopfschütteln kommentierte – mit einer aktuellen Studie von der Universität San Francisco wieder.
    „Tatsächlich“, gestand Edvard, als er sie durchgelesen hatte. „Aber bei Studien weiß man nie, unter welchen Umständen sie durchgeführt wurden und wie ehrlich die Befragten geantwortet haben.“
    Das zeigte mir jedenfalls, daß auch Schwänzchenlecken nicht ganz ungefährlich war. Abgesehen von dem Risiko, sich mit HIV zu infizieren, gab es schließlich noch andere Geschlechtskrankheiten sowie Hepatitis, die auch nicht ganz ohne sein sollte. Am Ende sah es so aus, daß so ziemlich alles, außer Telefonsex, mit Gefahren verbunden war.
    Gegen Lektion zwei entpuppte sich die nächste als sehr unterhaltsam. B erklärte mir, daß Schwule einen Hang dazu hatten, sich zu „uniformieren“: Lederkerle, Jeanstypen, Holzfäller, Skins, Gummitucken, Goldelsen, Textiltrinen, Trümmertunten.
    Edvard zuckte, als B die Textiltrinen erwähnte.
    „Am Anfang ist es vielleicht besser, du hältst dich von allen fern, die Leder oder Gummi tragen“, sagte B.
    „Moment mal! Was soll denn das heißen?“ brauste Edvard auf. „Sind das etwa schlechte Menschen, oder was?“
    „Wenn sich jemand uniformiert, dann hat er doch schon einen Knacks weg. Außerdem hat Malvyn bei denen eh keine Chance, wenn er sich nicht entsprechend einfummelt.“
    „Wieso haben die einen Knacks weg? Nur weil sie was geil macht, sind sie doch nicht gleich krank.“
    „Entschuldige, ich habe vergessen, daß du auch eine Ledermontur im Schrank hängen hast“, sagte B und kniff die Augen boshaft zusammen.
    „Die ich nie anziehen darf.“
    „Danke.“
    „Aber darum geht es doch gar nicht, Berni. Ach …“ er winkte ab und wendete sich mir zu: „Der Professor beliebt mit heterosexuellen Vorurteilen um sich zu werfen. Am besten, du streichst das zuletzt Gesprochene aus dem Protokoll und gehst ganz offen auf alle Menschen zu.“
    Ich schaute zwischen den beiden hin und her, als wäre ich Zuschauer bei einem Tennismatch.
    „Super. Und wenn Malvyn dann von einer Gummischwester angepißt wird, erklärst du ihm das hinterher. Warum hängst du ihn nicht gleich im Ochsengarten mit Handschellen an die Heizung?“
    „Komm nicht wieder mit deinen Vergewaltigungsängsten daher!“ Und dann wieder zu mir: „Normalerweise macht keiner was mit dir, was du nicht willst. Und wenn es doch einer versucht, trittst du ihm ordentlich in die Klöten! Basta.“
    „Klöten?“ fragte ich.
    „Eier, Bommel, Nüsse, Manschetten, Zwetschgen, nenn sie wie du willst.“
    Am Ende dieser Lektion war ich so schlau wie zuvor, unterhaltsam fand ich sie trotzdem.
    Wenigstens waren sie sich über den hanky code einigermaßen einig. Tatsache ist wohl, daß es

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