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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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war nur alles so schwierig? „Wo sind Jay Pee und Barbarella, wo Max?“ rief ich ihnen hinterher, aber sie hörten mich nicht. Ich drehte mich um und schaute auf die Masse tanzender Leiber. Alle waren so gut drauf. Es hätte hier bestimmt jemanden gegeben, der Sex mit mir haben wollte. Warum wollten Ed und B das nicht? Machte ich etwas falsch? Dann lief ich ihnen hinterher.
    Trotz der Autos, die an uns vorbeizischten, war es erstaunlich still draußen. Um zum Taxistand auf der anderen Straßenseite zu gelangen, wollten wir die Unterführung am Sendlinger Tor benutzen, da stolperte uns ein angetrunkener Punk entgegen und fragte, ob wir ein paar Mark für ihn und seine Freunde übrighätten, die vor einem Ladeneingang saßen und Bier tranken. Das fand ich sehr interessant. Wenn in Harare jemand bettelte, bat er um etwas zu essen; hier wollten sie Geld.
    „Ein paar Mark?“ fragte Bernhard empört. „Warum fragst du nicht gleich nach meiner Kreditkarte?“
    Der Punk ließ sich aber nicht so leicht abwimmeln. „Komm schon, Alter. Rück was raus. Meine Kumpels und ich brauchen ’n Bier.“
    Da B weiterging, wendete sich der Typ uns zu. „Was ist mir dir, Bruder?“
    Er hatte mich Bruder genannt, also blieb ich stehen. „Wo ist das Problem, Bruder?“ fragte ich.
    Aber er war nicht daran interessiert, mir das zu erklären. Er grapschte an mir herum, suchte wahrscheinlich nach Geld. „Schau nicht so dämlich!“ sagte er. „Ich will Kohle, Mann. Rück raus!“ Seine Stimme klang kalt.
    Bernhard kam zurück und gab dem Punk einen Schubser. „Finger weg.“
    „He, du blöde Schwuchtel. Ich hatte gerade ein nettes Gespräch mit dem Nigger. Misch dich nicht ein. Oder ist das etwa dein Hausdiener?“ Er lachte seinen Freunden zu; sie johlten vergnügt und feuerten ihn an.
    „Geh nach Hause, Kleiner! Du bist ja noch grün hinter den Ohren“, sagte B und schob Ed und mich in Richtung U-Bahn, schützte uns mit seinem Rücken. Da schlug ihm der Punk mit der Handkante hart in den Nacken. „He, ich hab dich was gefragt, Schwanzlutscher. Fickst du den Neger?“ Wieder Johlen.
    Bernhard drehte sich um, holte aus und setzte dem Punk mit voller Wucht seine Faust aufs Auge. Der taumelte und fing an zu schreien: „Dieser Arschficker hat mich angegriffen. Dieser Scheißer hat mich geschlagen. Schaut her, ich blute.“ Und tatsächlich, die Haut über seiner Augenbraue mußte geplatzt sein, denn sein ganzes Gesicht war von Blut überströmt. Seine Freunde sprangen auf und umringten uns im Nu, fielen über uns her.
    Ed befreite sich, zog das Handy aus der Tasche und schrie hinein. „Schnell! Schlägerei am Sendlinger Tor. Einer ist schon bewußtlos.“
    Ich bekam ein paar Hiebe versetzt, teilte aber auch aus. Wer als Schwarzer aufwächst, lernt sich zu verteidigen – selbst im eigenen Land.
    Binnen Minuten war die Polizei zur Stelle, und die Punks machten lange Beine, jagten die Straße hinunter. Die beiden Polizisten kümmerten sich zuerst um uns, bevor einer die Jagd aufnahm. Bs Hemd war zerrissen, Ed lag auf dem Boden, mir hatten sie in den Magen getreten, meine rechte Hand blutete.
    Der Polizist rief über Funk einen Rettungswagen, da kam der andere Polizist schon zurück; er hatte sie aus den Augen verloren.
    Die Sanitäter verarzteten Ed und B vor Ort und rieten mir, mich wegen innerer Verletzungen untersuchen zu lassen. Obwohl sie das nicht tun durften, nahmen sie uns alle drei mit in die Klinik – B hatte länger mit ihnen verhandelt. Bis es soweit war, hatten sich schon eine paar Schaulustige eingefunden. Wo waren sie nur, als die Schlägerei anfing?
    „Doch alles nicht so schön, wie du gedacht hast, was?“ fragte mich B auf dem Weg in die Klinik; er legte mir die Hand auf den Bauch, ich hielt sie fest.
    „Das ist ganz harmlos im Vergleich zu dem, was bei uns abgeht“, antwortete ich.
    Dann schaute ich ihm in die Augen; sie glühten vor Wut. „He, Tigerpapi“, sagte ich. „Ich hätte dir nicht zugetraut, daß du so hinlangen kannst.“
    Er lächelte mich an und streichelte mir über die Wange, der Sanitäter schaute schnell weg, und es war mir fast ein wenig peinlich.
    Im Krankenhaus nahmen sie meine Daten auf – natürlich hatte ich meinen Paß nicht dabei. Und schwupps!, hatten wir das erste Problem: Krankenversicherung. So mußte Ed herhalten.
    Während sie seine Daten aufnahmen, setzte ich mich auf. „Wir können auch einfach gehen“, sagte ich. „Es ist nicht so schlimm.“ Zum Beweis sprang ich von

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