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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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gebucht.“
    Edvard drehte sich zu mir um. „Tja, dann kommt sie eben zu uns.“ Er strahlte; ihm gefiel der Gedanke. Wir, das Ehepaar, der Neffe, die Ziehtochter; mit Mutter hätte er endlich die Großfamilie, die er sich immer wünschte. „Allein kann sie ja nicht bleiben. Und was meinst du, wie …“ Er deutete auf Hannah, die mit dem Rücken zu uns Erde um sich herum verstreute, „sich freuen würde. Eine O-M-A wäre das tollste Geschenk, was wir ihr machen könnten.“
    Malvyn setzte sich auf und verfolgte unsere Diskussion.
    „Und was ist mit uns?“ warf ich ein und setzte mich auf den Boden. „Unser Urlaub?“
    „Da wird doch sowieso nichts draus. Kim muß den Sommer durcharbeiten. Da hat sie Hauptsaison, weil alle zu der Zeit ihre Frühjahrsmode produzieren. Außerdem will Kim nicht nach Kanada, sie will …“, er deutete wieder auf Hannah, „so einen weiten Flug nicht zumuten.“
    „Kim will nicht nach Kanada? Wer hat davon geredet, daß sie mitfliegt? Ich wollte endlich mal wieder mit dir allein …“
    Hannah drehte sich um. „Anada?“ fragte sie.
    Ich brach ab, Edvard machte mich rasend. Das war jetzt schon das dritte Jahr, daß wir wegen Kim im Sommer nicht verreisten. Ohne Hannah ging wohl überhaupt nichts mehr bei uns.
    „Kanada, Schatz, K, K, K“, machte ihr Edvard vor; bei manchen Worten klappte es immer noch nicht. Aber diese Lektion interessierte sie nicht. Sie hob ihre erdverschmierte Hand und sagte: „Ich will auch fliegen.“
    „Malvyn, kannst du mal mit Hannah im Bad die Gießkanne füllen“, bat Edvard und bedeutete ihm, daß wir mal eben allein reden mußten.
    Malvyn nahm die kleine grüne Gießkanne mit der orangefarbenen Prilblume darauf und ging mit Hannah an der Hand ins Bad.
    „Denk doch mal nach, wie toll es für Hannah wäre, mit einer normalen Oma aufzuwachsen“, argumentierte Edvard leise. „Sie kennt nur Kims Mutter.“
    „Du redest, als wolltest du, daß Mutter hier für immer einzieht.“
    „Unsinn! Natürlich nur für begrenzte Zeit. Erinnere dich daran, was für eine Angst du im Januar vor ihrem Besuch hattest und wie gut es dann doch gelaufen ist.“
    Hannah schleppte die halbvolle Gießkanne daher. „Das ging aber schnell“, sagte ich. Ihre Augen glänzten vor Stolz, ihr Mündchen stand offen, und sie drehte ihre Zunge zwischen den Zähnen, als wäre das nötig, um das Gleichgewicht zu halten.
    „Ja, ja. Ist schon gut. Vier Wochen werden wir schon schaffen. Aber das mit dem Urlaub verzeih ich dir nie.“
    „Fein“, sagte Malvyn, der meine Zustimmung gehört hatte. „Wenn deine Mutter kommt, schlafe ich bei euch im Bett, ja?“
    „Au ja, ich auch!“ jauchzte Hannah, und ließ die Gießkanne plumpsen, so daß es herausspritzte.
    „Im Arbeitszimmer steht ein Klappsofa, Malvyn“, sagte ich bestimmt. „Und wir haben jede Menge Luftmatratzen im Keller. Selbst wenn eine ganze Kompanie Soldaten über uns hereinbrechen sollte, unser Bett bleibt für dich Tabuzone. Hast du das verstanden?“
    Edvard schaute zu Boden, und Malvyn rollte seine großen Augen.
    „Akzeptiert?“
    „He, Mann, ich meinte doch nur …“
    „Keine Widerrede!“
    „Yes, Sir“, murrte Malvyn und salutierte.
    „Noch was: Die Putzfrau haben wir nicht engagiert, damit sie dir alles hinterherräumt, wie zum Beispiel dieses Arsenal von Colaflaschen. Und dein Zimmer sieht auch aus wie Schweinestall. Los, Abmarsch.“
    Er schaute mich an, ob ich wohl noch alle Tassen im Schrank hätte. Dann warf er einen Blick zu Edvard, vermutlich um abzuchecken, ob er das ernst nehmen sollte, was ich sagte. Edvard schaute mich kurz an, senkte dann seinen Blick; ich sah, daß er schmunzelte.
    Malvyn bückte sich, nahm ein paar von den Flaschen unter den Arm und verzog sich schmollend.
    „Ich kam mir grad vor wie in Ein Käfig voller Narren“, sagte Edvard und lachte, sobald Malvyn aus dem Zimmer war.
    „Dann weißt du ja, was als nächstes kommt“, erwiderte ich.
    „Was?“
    „Wohnung umräumen. Den ganzen Schweinkram wieder im Keller verstauen.“
    Er gab einen genervten Laut von sich.
    „Keine Widerrede!“ sagte ich.
    Edvard schaute mich erschrocken an, ich lächelte, dann krabbelte er zu mir herüber, warf mich rücklings zu Boden und steckte mir seine Zunge in den Mund. Da stellte sich Hannah neben uns: „Wieso darf denn der Mafin nicht bei euch im Betti slafen?“

Max *
     
    Das Klingeln riß mich aus dem Tiefschlaf. Ich schlüpfte in meinen Bademantel und ging an die Tür. Es war

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