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Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition)

Titel: Eine Wohnung mitten in der Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Niederwieser
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bewegten oder kleideten, sie unterschieden sich auch in der Art, wie sie mich betrachteten, ja, sogar in ihrer Ausstrahlung. Und mit jedem Tag, den ich durch die Straßen ging, wurde es mir ein bißchen deutlicher, als verfügte ich über einen Muskel, den ich trainierte, oder, nein, es kam mir vor wie ein neuer Sinn, der sich immer mehr schärfte.
    Natürlich löcherte ich Ed nun erst recht mit Fragen über Poppers, Pornovideos, Sexveranstaltungen und vieles andere, was es in dieser Welt zu entdecken gab, unter anderem auch über Darkrooms. Nachdem Ed mir von seinen Erfahrung erzählte hatte, wollte ich wissen, ob er denn ab und zu noch reinging.
    „Bist du verrückt?“ fragte er und lachte laut auf. Er schälte Spargel, um „Parfait“ zu machen. „Berni würde mich umbringen.“
    „Warum?“
    Er hielt einen Moment inne. „Diese Frage solltest du ihm mal stellen.“ Dann schälte er weiter.
    „Okay“, sagte ich. „Wenn du willst.“
    Er ließ das Messer sinken. „He, das war ein Scherz. Mach das ja nicht. Es sei denn, du willst eine ‚Ehekrise‘ heraufbeschwören.“ Dann nahm er den nächsten Spargel. „Berni besteht auf sexuelle Treue in unserer Beziehung. Und falls du nicht weißt, was das heißt, dann sag ich’s dir: keinen Sex mit anderen Männern, kein Kuß, nicht mal ein Flirt.“
    „Oh. Und das macht dir nichts aus?“
    Ed legte den Spargel weg, verschränkte die Arme und lehnte sich an die Spüle. „Sag mal, was stellst du mir eigentlich für Fragen?“
    Ich zuckte mit den Schultern. Eine Antwort hatte er mir aber nicht gegeben. Dabei interessierte es mich wirklich, denn ich hatte schon mit Lipstick und Jean-Paul über Sex innerhalb und außerhalb von Beziehungen gesprochen, und jeder hatte mir was anderes gesagt. Ich wollte gerade nachhaken, da fiel Ed mir ins Wort.
    „Malv, komm mal her!“ Er legte Spargel und Messer aus der Hand, wischte sich die Finger ab und zog mich an den Tisch. „Ich muß dir noch was ganz Wichtiges sagen. Ich hatte den Eindruck, du würdest glauben, daß den Männern was an dir liegt, wenn sie dich anlächeln.“ Er schaute mich fragend an.
    „Tun sie das nicht?“
    „Die meisten wollen nur Sex mit dir. Sie lächeln andere genauso an wie dich.“
    „Und?“ fragte ich.
    „Dieses Lächeln nennen wir cruisen. Es ist ein Zeichen oder eine Art Balzritual und heißt nichts weiter als ‚Hast du Lust auf Sex mit mir?‘. Ich wollte nur sicher gehen, daß du das verstehst.“
    „Habt ihr mich deswegen von jedem Typen weggezogen, mit dem ich mich unterhalten wollte?“
    Er nickte, und ich ärgerte mich. „Na super! Toll. Danke.“ Ich war echt sauer. Wer weiß, was für eine Chance ich deswegen verpaßt hatte.
    Ed legte mir seinen Arm auf die Schulter: „Nicht böse sein. Geh es langsam an; du hast alle Zeit der Welt.“
    Ich schaute ihn an; sie hatten es offensichtlich gutgemeint. Es war nur so schwierig zu warten. „Aber … ich will auch endlich einen Freund. Wenn ich nicht …“
    „Malv, bei der Sache kommt in deinem Fall noch etwas erschwerend hinzu.“
    „Was?“
    „Es kursiert das Gerücht, daß Jungs wie du, also … dunkelhäutige Männer … daß sie besonders große … Schwänze haben.“ Er schaute mich so betreten an, daß ich grinsen mußte. „Jeder, den ich kenne, träumt davon, Sex mit einem Schwarzen zu haben“, setzte er hinzu.
    „Hört sich an, als hätte ich das große Los gezogen!“
    „Nein, Malv, eben nicht. Das macht es nur noch schwerer zu unterscheiden, ob jemand an dir interessiert ist oder nur an …“
    Sie machten so einen Wirbel, dabei war Sex doch die natürlichste Sache der Welt. Es konnte nicht so schwierig sein, jemandem zu vertrauen. Oder?
    „Da warten große Enttäuschungen auf dich. Wir versuchen, dir wenigstens ein paar davon zu ersparen. Nimm dir Zeit, Malvyn. Du kannst jeden haben, aber überleg dir gut, mit wem du mitgehst.“
    O, Mann.
    „Ich weiß, wie ungeduldig du bist. Ich kann mich gut daran erinnern, wie das bei mir war. Ich wäre fast zersprungen vor Aufregung. So und jetzt Ende der Lektion“, sagte Ed, stand auf und ging in die Küche zurück. „Übrigens, Max hat vorher angerufen. Er wollte dich sprechen.“
    „Mäxx? Mäxx hat für mich angerufen? Was wollte er? Wann?“ Ich lief hinter Ed her.
    Er legte den Spargel wieder zur Seite und stützte sich ab. „Moment mal.“
    „Ähm, wo ist das Telefon?“
    „Malvyn?“
    Ich drehte mich um und lief ins Arbeitszimmer.
    „Malvyn!“ zirpte er.

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