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Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Titel: Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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aufhalten, jetzt, wo du kurz vor deiner Reise stehst. Wo soll es denn diesmal hingehen? Wieder in den sonnigen Süden?«
    Anna schüttelte den Kopf. »Nein, nach Berlin.«
    »Doch nicht etwa zu deinen Eltern!« Frau Hallmann spielte die Entsetzte. »Du weißt doch, dass da Weihnachten gefeiert wird, oder?«
    Anna lächelte sie breit an. »Dessen bin ich mir bewusst, Frau Hallmann. Ich fahre wegen meines Bruders.«
    »Dem Kleinen wird doch nichts passiert sein!«
    »Nein, keine Sorge, Jonathan geht es gut. Er hat sich nur gewünscht, dass ich in diesem Jahr Weihnachten mit ihm feiere. Deshalb fahre ich. Nicht, weil ich so versessen auf das Weihnachtsfest bin.«
    Frau Hallmann sah sie einen Moment an, als bezweifle sie dies, doch dann nickte sie. »Na gut, wenn es zu schlimm wird, kann dich mein Geschenk vielleicht ein wenig aufmuntern. Warte, ich hole es.«
    »Wollen Sie mir nicht sagen, wo es liegt, und sich noch ein wenig hinsetzen?«, fragte Anna besorgt, denn sie war sicher, dass die Reise eine große Strapaze für die alte Frau werden würde.
    »Was wäre das denn für ein Geschenk, wenn ich dir sagte, los, hol es dir von da hinten, oder so? Nein, nein, den Weg schaffe ich schon.« Damit griff sie nach ihrem Gehstock und verschwand im Wohnzimmer.
    Die Suche nach dem Geschenk zog sich eine Weile hin, doch gerade, als Anna besorgt fragen wollte, ob alles in Ordnung war, tauchte Frau Hallmann wieder auf.
    »Hier, das ist für dich.« Sie reichte ihr ein liebevoll eingepacktes Päckchen, dem man unverkennbar seinen Inhalt ansehen konnte. Ein Buch. Ein sehr schweres Buch.
    Schwer bedeutete bei Büchern meist teuer – und Anna war es auf einmal furchtbar peinlich, dass sie sich an Frau Hallmanns Ermahnung, nur Pralinen zu schenken, gehalten hatte. Mindestens einen schönen Schal oder ein paar Ohrringe hätte sie ihr doch kaufen können. Welche mit einer kleinen Perle, die trug Frau Hallmann am liebsten.
    »Aber Sie sollten doch nichts Teures für mich kaufen«, sagte sie, während sie zögerte, das Päckchen anzunehmen.
    »Geschenke muss man manchmal nicht kaufen«, entgegnete die Rentnerin und streckte es ihr aufmunternd entgegen. »Komm in die Küche, da habe ich noch etwas Tee und Kuchen für dich.«
    »Aber wollten Sie nicht gleich los?«
    »Der Taxifahrer soll mich um halb zehn abholen, jetzt ist es zehn Minuten nach neun«, entgegnete sie nach einem Blick auf ihre feine goldene Armbanduhr, die sie nur zu besonderen Anlässen trug. »Ich glaube, wir haben noch Zeit für ein kleines Schwätzchen, und ich möchte den Kuchen ungern wegwerfen, also komm schon. Wir sehen uns ja erst im neuen Jahr wieder.«
    Anna folgte Frau Hallmann und setzte sich an den Küchentisch, wo ein Gedeck bereitstand. Der Tee duftete, und auch der Kuchen war noch immer köstlich.
    »Jetzt öffne dein Geschenk«, sagte sie fast ungeduldiger, als es Anna war. »Ich möchte hören, was du dazu sagst.«
    Anna fühlte sich noch immer ein bisschen schuldig, doch weil sie ihre Gastgeberin nicht verärgern wollte, griff sie gehorsam nach dem Päckchen.
    Als sie das Papier zurückschlug, fiel ihr die Kinnlade herunter. Das war nicht irgendein Buch, sondern ein uraltes Märchenbuch. Genau genommen Frau Hallmanns uraltes Märchenbuch, das Anna schon bei ihrem ersten Besuch bewundert hatte. Es stammte aus dem Jahr 1895 , und der Text war mit wunderschönen Illustrationen versehen. Zwischen all den anderen Büchern fiel es dem Betrachter sofort ins Auge.
    »Das können Sie nicht machen!«, entgegnete Anna erschrocken. »Das ist doch Ihr altes Märchenbuch! Das, aus dem Ihrer Mutter bereits vorgelesen wurde! Es ist … viel zu wertvoll!«
    Ein mildes Lächeln erschien auf dem Gesicht von Frau Hallmann. Sie winkte ab.
    »Was heißt schon wertvoll … Wahrscheinlich bist du die Einzige, die es richtig zu würdigen weiß. Weder meine Kinder noch meine Enkel haben jemals viel für Bücher übrig gehabt. Anfangs habe ich ihnen noch Geschichten vorgelesen, aber irgendwann traten andere Dinge in ihr Leben, die wichtiger wurden. Dein Leben sind Bücher, du studierst sie, lagerst sie unter deinem Bett, wenn der Platz im Regal nicht ausreicht, und mit etwas Glück wirst du eines Tages auch welche schreiben und veröffentlichen. Wenn du selbst irgendwann mal Enkel hast, kannst du ihnen dieses Märchenbuch zeigen und von mir erzählen. Wäre das nicht wunderbar?«
    Anna schossen die Tränen in die Augen. Ja, es wäre wunderbar, dieses Buch zu besitzen. Doch Frau

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