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Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Titel: Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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ob sie über das Bild, das vor ihrem geistigen Auge entstand, lachen oder weinen sollte.
    Doch da stand sie auch schon in Paulas Wohnzimmer, das unverkennbar ihre afrikanischen Wurzeln repräsentierte. Überall strahlten Farben. Die Möbel waren bunt gestrichen, die Wände leuchteten in Sand- und Rottönen, statt Bildern gab es an den Wänden wunderschön bemalte Tücher. Annas eigenes Zimmer im Studentenheim sah irgendwie chaotisch und eher … funktionell aus.
    »Schau dir mal das an, ist das nicht toll?«, fragte Paula und deutete auf die dunkelbraune Plastik einer Wildkatze, die mit exotischen Mustern verziert war.
    »Wunderschön, woher hast du die?«
    »Hat mir mein Großvater aus Ghana geschickt. Stell dir vor, dieses Jahr wird er über Weihnachten bei uns sein! Mama holt ihn heute vom Flughafen ab, ich bin schon ganz hibbelig deswegen.«
    Obwohl Paulas Worte sie ein wenig traurig machten, versuchte Anna zu lächeln. Ihre Gedanken abschütteln konnte sie damit aber nicht. Ihre Großeltern lebten nicht mehr, die einzigen Verwandten neben ein paar Onkeln und Tanten waren ihre Mutter und ihr Stiefvater. So oft hatte sie sich gewünscht, selbst noch Großeltern zu haben, einen Zufluchtsort, an den sie gehen und bei dem sie sich Rat holen konnte. Aber sie wollte Paula auf keinen Fall die Freude auf ihren Opa vermiesen.
    »Und du willst dich wirklich in die Höhle des Löwen wagen?«, fragte Paula, während sie Anna auf ihr apfelgrünes Sofa lotste, von dem man erwartete, dass ihm ebenfalls Apfelduft entströmte. »Na immerhin ist Jonathan da, der wird dich mit Lego zuschütten, so dass du nicht mehr gefunden wirst. Oder du gehst mit dem Kleinen den ganzen Tag rodeln. Bestimmt gib es auch in Berlin Rodelbahnen, oder?«
    »Ja klar, und falls er das nicht will, finde ich deinen Plan mit dem Lego gut. Hauptsache, wir halten zusammen.«
    Paula griff nach ihrer Hand. »Warte ab, das wird schon! Und vielleicht wird es besser, als du denkst.«
    Anna seufzte. »Du hast leicht reden, deine Familie ist immer freundlich zu dir und redet dir nie rein und macht dir auch nicht das Leben zur Hölle, wenn du dich mal blicken lässt.«
    »Ich würde mir so sehr für dich wünschen, dass ihr euch einfach zusammenrauft.«
    »Auf Gerd habe ich einfach keine Lust. Du hast ihn ja kennengelernt. Er redet gern, ohne andere zu Wort kommen zu lassen, will alles um sich herum kontrollieren und drückt einem einfach die Luft ab!« Anna zwang sich zur Ruhe.
    »Ja, stimmt, er ist wirklich ein ziemlich grober Kerl. Aber ich glaube nicht, dass er es böse meint. Und reinreden wollen Familienmitglieder doch irgendwie alle. Ich kann mir gut vorstellen, dass mein Großvater sehr enttäuscht darüber sein wird, dass mir noch keine drei Kinder am Rockzipfel hängen. Dementsprechend wird er versuchen, mich von den Vorzügen der Ehe und des Kinderkriegens zu überzeugen.«
    »Aber deine Mutter wird sicher versuchen, ihrem Vater das auszureden, wie ich sie kenne.«
    Paula lachte wissend auf. »Das wird sie, und sie wird auch darauf hinweisen, dass hier die Uhren ein wenig anders ticken und dass seine Enkelin zu intelligent dafür ist, einfach hinter dem Herd zu versauern. Selbst meine Mutter hat nur zwei Kinder bekommen und ist erfolgreich in ihrem Job, also wird er kaum Gegenargumente bringen können.«
    »Siehst du, und ich habe das Gefühl, dass meine Mutter mittlerweile alles ganz genauso sieht wie Gerd. Obwohl sie diejenige war, die mich ermutigt hat, Geschichten zu schreiben und Literatur zu studieren. Mittlerweile ist alles anders. Du erinnerst dich an meinen desaströsen Besuch in Berlin vergangenen Sommer?«
    »O ja, du hast geschimpft wie ein Rohrspatz, weil sie mit Gerd in eine Kerbe gehauen und dir gesagt hat, dass du dir was anderes suchen sollst, womit du besser Geld verdienst.«
    Anna nickte beklommen.
    »Und hast du ihr gesagt, wie sehr dich das verletzt?«, fragte Paula. »Hast du mit ihr mal darüber geredet, wie wichtig dir dein Studium ist? Trotz aller Kritik von diesem Holzkopfprofessor, der, wie ich finde, nicht die leiseste Ahnung hat?«
    Anna senkte den Kopf. Natürlich hatte sie ihrer Mutter all das nicht gesagt. Sie hatte einfach ihre Taschen gepackt und war wieder nach Leipzig gefahren. So, wie sie es immer tat, wenn etwas schwierig wurde. Die Flucht ergreifen war nun mal leichter, als in die Konfrontation zu gehen.
    »Du kannst nicht immer nur weglaufen«, sagte Paula leise. »Wer Nähe haben will, muss Nähe suchen, und wer

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