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Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Titel: Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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die Frau neben sich, die mit einem versonnenen Lächeln eine SMS tippte. Wahrscheinlich war sie auf dem Weg zu ihrem Freund, wo sie ein wahres Fest der Liebe feiern würde. Und sie selbst? Sie hatte es in den vergangen drei Jahren nicht geschafft, irgendwie Kontakt zum anderen Geschlecht aufzunehmen. Wenn sie die Augen schloss und sich vorzustellen versuchte, mit wem es sich anzubandeln gelohnt hätte, sah sie niemanden.
    Würde es etwas an ihrer Weihnachtsunlust ändern, wenn sie einen Freund hätte? Sie versuchte, sich auszumalen, wie ein Weihnachtsfest bei seiner Familie aussehen würde, aber wirkliche Freude kam dabei nicht in ihr auf. Die Vorstellung, mit einem gutaussehenden Mann am Strand zu liegen und den Sonnenuntergang zu beobachten, fühlte sich da schon wesentlich besser an.
    Ein Paar, das dicht an ihr vorbeiging, so dicht, dass sie ihr beinahe mit ihren Rollkoffern über den Fuß fuhren, riss sie aus ihren Gedanken an Mr Perfect am Strand. Die Frau hielt ihrem Mann gerade vor, sich nie um ihre Bedürfnisse zu kümmern, während er undeutlich grummelnd hinter ihr hertrottete.
    Das war das andere Extrem – oder besser gesagt das, was aus der Beziehung zu Mr Perfect werden konnte, wenn man die falsche Wahl traf oder einfach schon viel zu lange zusammen war. Anna versuchte, sich vorzustellen, was in dem Mann vorging. Wie lange mochte er das Gemecker seiner Frau schon ertragen? Warum sagte er nichts dazu? Und fragte er sich, warum er diese Frau überhaupt geheiratet hatte?
    Möglicherweise hasste auch er Weihnachten. Vielleicht anders als sie, aber waren nicht alle, die eine Abneigung gegen dieses Fest hatten, Brüder im Geiste?
    Während die keifende Frau ihren Mann zu den Gleisen lotste, schob sich jemand anderes in Annas Blickfeld, der ihr schon wesentlich mehr gefiel. Der Typ hatte dunkle Haare und einen Dreitagebart, er trug einen graumelierten Mantel, darüber einen dunklen Schal, seine Beine steckten in Jeans.
    Anna versank einen Moment in seinem Anblick. Wäre so jemand in ihrer Seminargruppe, würde sie es wirklich mal mit den Ritualen der Partnerfindung versuchen.
    Doch für einen Studenten war er zu alt, Anna schätzte ihn auf Anfang dreißig. Aber vielleicht war er Dozent?
    Plötzlich summte etwas in ihrer Hosentasche. Zu lange, um nur eine einfache Nachricht zu sein. Jemand rief an. Darüber erschrak Anna zunächst, dann versuchte sie das Handy aus der Tasche zu ziehen. Gar nicht so leicht mit einem erkaltenden Cappuccino in der anderen Hand! Als es ihr schließlich gelang, hatte der Anrufer bereits aufgegeben. Anklagend leuchtete seine Nummer auf dem Display. Aber wahrscheinlich war es gut, dass sie nicht sofort rangehen konnte. Die Nummer war die ihrer Mutter. Wahrscheinlich wollte sie sich erkundigen, wann genau Anna ankommen würde.
    Noch mal Glück gehabt!, dachte sie und ließ das Handy wieder in ihre Tasche wandern. So langweilig ist mir dann doch nicht, dass ich ein stockendes, peinliches Telefonat erdulden möchte. Ihre Mutter würde schon noch früh genug Gelegenheit erhalten, sie nach Strich und Faden auszuquetschen. Wenn sie in Berlin war, konnte sie ja behaupten, dass es unterwegs Probleme mit dem Handyempfang gegeben hatte.
    Eine andere Frau ließ sich neben ihr nieder. Ihre Kleider schrien laut: Männer der Welt, wo seid ihr? Aber offenbar hatte auch sie jemanden gefunden, denn kaum hatte sie sich zurückgelehnt, zückte sie auch schon ihr Handy und:
    »Hallo Schatz, mein Zug hat ein wenig Verspätung. – Och, wie schade. – Na, ich habe mir schon was als Entschädigung ausgedacht. – Nein, ich verrate noch nichts. – Bis nachher. – Ich liebe dich.«
    Anna brauchte nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, wie die Überraschung aussehen würde. Ihr Blick ging nun auf die Suche nach dem Mann in dem grauen Mantel, aber er war verschwunden. Wieder eine Chance vertan, hallte es durch ihren Hinterkopf, dann zeigte ihr ein Blick auf die Bahnhofsuhr, dass es nur noch zehn Minuten bis zur mutmaßlichen Abfahrt ihres Zuges waren. Bei der Bahn konnte man zwar nie wissen, doch verpassen wollte sie den Zug auf keinen Fall.
    Nachdem sie den noch fast vollen Kaffeebecher im Mülleimer versenkt hatte, trat sie auf Gleis drei. Einige von den Leuten, die sie vorhin schon gesehen hatte, schienen sich nicht bewegt zu haben, obwohl es hier noch kälter war als im Bahnhof.
    Anna eilte an ihnen vorüber zu Abschnitt C, auf dem laut Wagenstandsanzeiger ihr Waggon zum Stehen kommen würde, dann

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