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Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Titel: Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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hatten ein polnisches Kennzeichen an ihren Zugmaschinen. In einigen Cockpits blinkten Tannenbäumchen traurig vor sich hin.
    Angesichts der Trucker, die sicher gern daheim wären, es aber nicht sein konnten, weil sie Geld für ihre Familien verdienen mussten, überkam Anna ein wenig Traurigkeit. Es konnten ja nicht alle solche Weihnachtshasser sein wie sie.
    Nachdem sie sich auch bei Eckard bedankt und sich verabschiedet hatte, hob sie ihren Trolley aus dem Wagen und ging damit den verschneiten Gehweg zur Tankstelle entlang. Vielleicht gab es ja ein Telefon. Und immerhin hatte sie dort ein Dach über dem Kopf und brauchte sich nicht in einen Schneemann verwandeln lassen.
    Das Telefon vor der Tankstelle erwies sich allerdings als Schuss in den Ofen. Nicht nur, dass Vandalen den Hörer angekokelt hatten, außerdem war die Hörerschnur fein säuberlich durchschnitten worden. Wie lange mochte das schon der Fall sein? Kümmerte sich jemand um die Fernsprecher an Raststätten?
    Auf jeden Fall kam sich Anna wieder einmal so vor, als würde ihr das Schicksal frech die Zunge rausstrecken. Aber immerhin war die Tankstelle offen. Der Mann, der dort hinter dem Tresen stand und auf Kunden wartete, ließ sie vielleicht an den hauseigenen Apparat. Dann würde sie immerhin eine Sorge los sein.
    Unter Glockengebimmel trat sie ein. Dezente Hintergrundmusik dudelte. Hoffnungsvoll stellte Anna sich vor die Theke.
    »Entschuldigen Sie, dürfte ich vielleicht mal telefonieren?«, fragte sie den Mann, der in einem seltsamen Rhythmus vor und zurück wippte und einen etwas angetrunkenen Eindruck machte. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie, dass er Kopfhörer in den Ohren hatte. Da half auch kein Räuspern, Anna musste so lange vor dem Tresen stehen bleiben, bis er irgendwann ihre Anwesenheit spürte.
    Glücklicherweise geschah das nur ein paar Minuten später. Der Mann zuckte zurück, blickte sie fast schon entsetzt an, dann entspannte sich seine Miene wieder, und er zog sich die Kopfhörer aus den Ohren.
    »Ja, bitte?«, fragte er mit einem abwesenden Lächeln. Aus den Hörern dröhnte es bis zu Anna herüber : Unts, unts, unts …
    Kein Wunder, dass er nichts um sich herum wahrnahm!
    »Könnte ich vielleicht mal telefonieren? Das Telefon draußen ist kaputt, aber ich muss dringend zu Hause anrufen.«
    Der Tankstellenwärter sah sie an, als hätte sie von ihm verlangt, ein Superheldenkostüm anzuziehen. »Haben Sie denn kein Handy?«, fragte er ein wenig begriffsstutzig.
    »Doch, natürlich habe ich eines«, entgegnete Anna und spürte, wie sich der Ärger in ihrer Brust zusammenzog. »Allerdings ist es unterwegs ausgefallen, und ich hatte bisher keine Möglichkeit, es zu laden. Sie haben hier doch sicher ein Telefon, oder?«
    »Das habe ich, aber es ist nur für Angestellte.«
    »Aber es ist ein Notfall! Ich muss zu Hause anrufen!«
    Das schien den Typen hinter dem Tresen nicht sonderlich zu berühren. Er blickte Anna an, als hätte sie ihm etwas vom Weihnachtsmann erzählt.
    »Bitte!«, flehte Anna. Am liebsten hätte sie jetzt auf den Tresen getrommelt. Was verstand er an dem Wort »Notfall« nicht? Hielt er sich mit seiner »Du kommst nicht vorbei!«-Miene etwa für Gandalf?
    Anna bezwang allerdings ihre Wut. Wenn sie den Mann anschrie und ihm vorhielt, dass er eine ignorante Pfeife war, würde er sie wahrscheinlich überhaupt nicht telefonieren lassen.
    »Na gut«, lenkte er schließlich ein. »Aber machen Sie’s kurz, ja?«
    »Danke!«, rief Anna überglücklich, huschte hinter den Tresen und verschwand in dem kleinen Vorraum, der das Hinterzimmer vom Verkaufsraum trennte.
    Doch als sie das Handy aus der Tasche zog und trotz mehrmaligen Knopfdrucks nichts auf dem Display geschah, verfinsterte sich ihre Miene wieder. Sie drückte den An-Knopf, in der Hoffnung, dass doch noch ein kleines bisschen Restladung geblieben war, doch nach kurzem Aufleuchten des Startbildschirms wurde das Display wieder schwarz. Und blieb auch bei weiteren Versuchen so.
    Anna unterdrückte einen Fluch und hängte den Hörer wieder auf.
    »Na, fertig?«, fragte der Mann, als sie hinter dem Vorhang hervorkam. Er machte den Eindruck, als hätte er gerade die Zeit gestoppt.
    Anna lief rot an. »Nein, es ging nicht. Ich glaube, ich muss es nachher noch mal versuchen. Ich … habe die Nummer nicht im Kopf, sondern auf meinem Handy, aber das ist entladen und …« Der Blick des Mannes ließ sie verstummen. Offenbar war er nicht gewillt, sie noch einmal in sein

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