Eine zu wenig im Bett
keine Ahnung, was sie sagen sollte. “Ich … habe mich gefragt, ob du vielleicht möchtest, dass ich … deine Blumen gieße.”
Oder dir eine Abschiedsfeier beschere, die du nie mehr vergessen wirst.
“Danke, aber ich habe keine Blumen. Obwohl … jetzt, wo du es sagst, fällt mir wieder ein, worum ich dich bitten wollte … Könntest du mir einen Gefallen tun?” Er schob die Hand in seine Tasche und fischte einen kleinen Schlüssel hervor. “Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du meine Post aus dem Briefkasten holen könntest.”
Ihre Hoffnungen – dadurch geweckt, dass er seinen Scheck in dieser Bank einlöste und nicht in seiner Hausbank – erstarben mit einem Schlag. Er brauchte nur jemanden, der sich um seine Post kümmerte. Er wollte einfach nur zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
“Kein Problem.” Sie nahm den Briefkastenschlüssel an sich und steckte ihn in ihre Jackentasche.
“Danke. Wir sehen uns dann, wenn ich zurück bin.”
“Pass auf dich auf.” War das nicht eine unglaublich nichtssagende Unterhaltung? Ein Gespräch wie dieses würde ihn niemals auf den Gedanken bringen, dass Lindsay noch an diesem Morgen eine Seite aus einem Buch voller wilder sexueller Abenteuer gerissen und geplant hatte,
ihn
zu verführen. Offensichtlich hatte Hunter mit der Waschkeller-Fantasie abgeschlossen und sah in ihr nicht mehr als die nette Nachbarin, die sich um seine Post kümmern konnte. Inzwischen hatte genau die sich jedoch in ihren Nachbarn verliebt. Was für eine deprimierende Wendung.
Hunter verließ die Bank und machte sich auf den Weg in seine Lieblings-Bar, um früh zu Mittag zu essen. Er bestellte sich ein Bier und ein Sandwich. Dann bestellte er noch ein Bier und noch eines. Während er sich eine Sportübertragung ansah, die ihn nicht interessierte, und sich mit Leuten unterhielt, die er kaum kannte, betrank er sich.
Wenn er sich vorgestellt hatte, dass Lindsay seine Abreise bedauern oder vorschlagen würde, gemeinsam zu Abend zu essen, bevor er losfuhr, hatte er sich getäuscht. Die Sache mit der Post war seine schwache, erbärmliche Entschuldigung gewesen, um sie noch einmal zu sehen und ihr zu sagen, dass er verreisen würde. Er brauchte sie nicht, damit sie seinen Briefkasten leerte. Seit Jahren hatte er eine Abmachung mit der Post: Wenn er beruflich unterwegs war, behielten sie seine Briefe und sammelten sie für ihn. Er musste ihnen nur Bescheid geben.
Jetzt hatte er Lindsay eingespannt, sich um seine Post zu kümmern – und das würde sie auch tun, weil sie freundlich und fürsorglich war. Sie war ein hilfsbereiter Mensch.
In dem türkisfarbenen Seidenkostüm hatte sie einfach umwerfend ausgesehen, obwohl die Jacke ihre Kurven verdeckt hatte. Aber sie hätte auch in einem grünen Abfallsack gut ausgesehen. Sie war eine Göttin. Und er war ein sexhungriger Irrer, der es nicht wert war, an ihrem Schalter zu stehen.
Schließlich war er es leid, in der Bar zu sitzen, und nahm sich ein Taxi nach Hause und stolperte in sein Apartment. Er versuchte, leise zu sein; er wusste ja inzwischen, wie hellhörig die Wände waren. Und er wollte nicht auch noch daran schuld sein, dass Lindsay aufwachte.
Falsch. Eigentlich wollte Hunter genau das. Er wollte gegen die Wand hämmern und sie darum bitten, rüberzukommen und mit ihm zu schlafen, bis er am nächsten Abend abreiste. Aber er konnte sich durchaus vorstellen, wie sie reagieren würde, wenn er jetzt anfing, gegen die Wand zu klopfen und ihren Namen zu rufen. Vermutlich würde sie die Polizei holen.
Mit einem lauten Seufzen legte er sich auf sein Bett und genoss die angenehme Kühle, die die Klimaanlage verbreitete. Aber auch das konnte sein erhitztes Gemüt nicht abkühlen. Das Bett begann sich zu drehen, und er verzog das Gesicht. Bei der Arbeit am nächsten Tag würde er einen ganz schönen Kater haben. Glücklicherweise musste er nur einige liegen gebliebene Fotos bearbeiten – eine Aufgabe, die er seit Wochen vor sich herschob. Er wickelte gern alle unerledigten Dinge ab, bevor er zu einem neuen Auftrag aufbrach.
Aber es gab eine Sache, die er nicht würde regeln können. Und wenn er zurück war, würde Lindsay wahrscheinlich noch unerreichbarer sein als jetzt – auch wenn sie Tür an Tür mit ihm lebte. Hunter drehte sich um und boxte verzweifelt in sein Kissen.
Lindsay saß aufrecht im Bett, die Seite aus
Sexcapades
auf dem Schoß. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie hatte Hunter natürlich nach Hause kommen
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