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Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)

Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)

Titel: Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Erzieherinnen.“
    Erics Mutter - zumindest gehe ich davon aus, dass es seine Mutter ist – nimmt meine Hand und stellt sich vor. „Hi. Ich bin Emma. Lucys Granny“, sagt sie mit dem schon so vertrauten Akzent und bestätigt damit meine Vermutung. „Warum ist Lucy denn heute nicht abgeholt worden?“, fragt sie mich verwundert.
    „Das haben wir uns auch gefragt. Wir konnten niemanden telefonisch erreichen.“
    „Entschuldigung. Es ist mein Fehler. Ich war den ganzen Tag im Garten und habe das Telefon nicht gehört. Normalerweise holt meine Tochter Lucy ab, wenn Eric Training hat.“
    „Aber heute ist doch gar kein Training“, antworte ich, ohne nachzudenken. Erics Mutter kann natürlich nicht wissen, dass ihr Sohn mit meinem Bruder in einem Team spielt. Doch sie scheint diese Information gar nicht so zu verarbeiten.
    „Nina, es tut mir sehr leid. Vor allem für Lucy. Das wird nie wieder vorkommen. Ich hätte es ahnen müssen.“
    Lucy windet sich unruhig auf dem Arm ihrer Großmutter. „Granny, I want dinner. I’m hungry”, meldet sie sich schließlich zu Wort.
    „Ich mache dir sofort etwas. Geh schon mal ins Haus. Granny muss nur kurz mit Miss Nina sprechen.“
    Lucy trollt sich ohne ein Widerwort. Erfahrungsgemäß eine Seltenheit in dem Alter. Als sie die Haustür hinter sich geschlossen hat, wendet sich Emma an mich. „Nina, ich möchte sie um einen Gefallen bitten.“
    „Okay?“
    „Können sie bitte zu meinem Sohn rübergehen und ihm sagen, was heute passiert ist. Er ist zuhause, sein Auto steht in der Garage.“
    „Kann ich machen. Aber warum?“
    „Because I’d kick his ass, if I’d go there now”, antwortet sie barsch.
    Bei diesen Worten aus dem Mund einer so eleganten Frau kann ich mir doch ein Grinsen nicht verkneifen.
    „Und sie vertrauen also auf meine erzieherischen Fähigkeiten und glauben, dass ich es nicht machen würde.“
    Emma lacht. „Oh, ich hoffe, dass sie ihm ordentlich die Meinung geigen. Sein Eingang ist an der rechten Seite vom Haus.“ Mit diesen Worten lässt sie mich in der Auffahrt stehen, um für Lucy das Abendessen vorzubereiten.
     
    Die Klingel an Erics Tür muss ich nicht suchen, denn sie steht schon sperrangelweit auf. Zaghaft klopfe ich an den Türrahmen und trete mit einem lauten „Hallo“ in den Flur. Von hier aus kann ich bis ins Wohnzimmer sehen, doch der Raum ist durch schwere, schwarze Vorhänge abgedunkelt. Ich versuche, den Raum leise zu betreten, um die Lage zu checken. Eine leere Wodkaflasche, die ich übersehe und quer durch den Raum trete, macht jedoch lautstark auf mein Eintreten aufmerksam. Neben mir auf dem Sofa ertönt ein gequältes Stöhnen. Im Halbdunkeln kann ich Eric erkennen. Nach der Flasche in seiner Hand zu urteilen, ist er inzwischen zu Whiskey übergegangen. Ich gehe zu der großen Fensterfront, ziehe die Vorhänge beiseite und öffne die Terrassentür.
    „Are you nuts?“, grummelt es vom Sofa.
    „Das Gleiche frage ich dich“, antworte ich absichtlich laut. Eric versucht gleichzeitig sich die Augen und die Ohren zuzuhalten, was ihm nur bedingt gelingt. Als ihm bewusst wird, wer gerade seine Wohnung betreten hat, blinzelt er unter seiner Armbeuge durch.
    „What are you doing here, darlin’? Do ya wanna fuck the hot daddy?”, lallt er mir entgegen. Wenn er nicht so rotzevoll wäre, dann würde er sich jetzt noch eine fangen. Obwohl sein Anblick mir immer noch den Mund wässrig macht. Er trägt eine abgewetzte Jeans, die gefährlich tief auf seinen Hüften sitzt. Sonst NICHTS! Bevor er noch einen Schluck aus der Whiskeyflasche nehmen kann, ziehe ich sie ihm aus den Fingern.
    „Eric, was ist los?“
    „She’s gone“, flüstert er. Will er mir jetzt ernsthaft erzählen, dass seine Frau abgehauen ist? Ich bin wohl die Letzte, bei der er sich darüber ausheulen sollte.
    „Ich habe deine Tochter nach Hause gebracht, weil du sie offenbar vergessen hast. Was zur Hölle ist in dich gefahren?“
    Eric zieht seine Knie unters Kinn und umschlingt seine Beine. Er versteckt sein Gesicht vor mir und zittert in seiner Selbstumarmung. „She’s gone“, flüstert er wieder.
    Ich habe es so satt. Mit all meiner Kraft ziehe ich Eric am Oberarm hoch und schleife ihn hinter mir her ins Badezimmer. Rabiat ziehe ich ihm die Hose runter und helfe ihm, aus den Hosenbeinen zu steigen. Als ich ihm für einen Moment den Rücken zudrehe, um die Dusche zu starten, erbricht er sich lautstark in die Toilette. Ich habe nur ein Mantra im Kopf. Was

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