Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
die nächtlichen Nachrichten beginnen, wird Eric unruhig.
„You must be tired. Ich gehe jetzt”, sagt er unsicher.
Ich nehme wieder seine Hand und zeichne die Linien in seiner Handinnenfläche nach.
„Musst du denn gehen?“, frage ich vorsichtig.
„No.“
„Möchtest du hier bleiben? Nur schlafen.“
„Do you think this is a good idea?“
„Wenn du dich beherrschen kannst, dann ja.”
„Ich möchte nur zu einem späten Frühstück wieder bei Lucy sein und muss später noch zum Training. Nicht dass du denkst, ich würde einfach abhauen.“
„Ich denke gar nichts, Eric. Ich will nur nicht alleine sein, heute Nacht.“
Als ich aus dem Bad komme, liegt Eric schon in meinem Bett. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen starrt er an die Decke. Er hat seine Laufklamotten wieder ausgezogen und sich nur mit Boxershorts unter die Decke gelegt. Also war er doch nicht nackt unterm Bademantel.
Ich trage auch nur ein Trägershirt und eine knappe Shorts. Eric hebt die Decke an, damit ich darunter krabbeln kann. Nach kurzem Zögern lege ich meinen Kopf auf seine Schulter und meinen Arm um seinen Brustkorb. Er ist so verdammt warm. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, mich näher an ihn zu pressen und ein Bein über seine Oberschenkel zu legen. Eric zieht mich noch fester an sich und seufzt entspannt. Er drückt mir einen Kuss auf die Haare. Innerhalb weniger Minuten sind wir beide in einen ruhigen Schlaf weggedriftet.
Am nächsten Morgen bin ich leider alleine in meinem Bett, doch es ist bereits 10.30 Uhr und Eric hatte mich ja vorgewarnt. Wieder finde ich eine Nachricht an meinem Kühlschrank.
Sleeping with you in my arms is heaven.
Have a nice day (and think about me/us).
Eric.
13.
Ich sitze mit Erics Mutter in den für die Familienmitglieder reservierten Sitzen und versuche, dem Spiel zu folgen. Nicht, weil es mich so besonders interessiert, sondern weil ich nicht weiß, worüber ich mit ihr reden soll. Die ganze Situation ist mehr als unangenehm.
„Eric war Freitagnacht nicht zuhause. Darf ich davon ausgehen, dass er bei ihnen übernachtet hat?“
Definitiv peinlich und äußerst unangenehm. Ich dachte erst, ich hätte mich verhört, weil Emma nach wie vor auf das Spielfeld sieht und mich nicht weiter beachtet. Lügen wäre wohl der falsche Weg, als bin ich ehrlich.
„Ja, er war bei mir. Aber Emma, es ist nicht so. Er hat nur bei mir übernachtet.“
„Nina, please don’t. No details. Mein Sohn ist ein erwachsener Mann und solche Dinge müssen sie mir nicht erzählen.“ Sie sieht nun doch zu mir. „Ihnen sollte nur bewusst sein, worauf sie sich einlassen. Erics Priorität ist Lucy und das wird auch immer so bleiben.“
„Das weiß ich und das ist auch absolut richtig so.“
„Gut. Sie sollten nur wissen, dass ich keins von diesen Flittchen in meinem Haus dulde, die es auf kranke Art sexy finden, dass mein Sohn allerziehend und Witwer ist. Nicht, dass ich sie grundsätzlich für eine solche Person halte.“
„Emma, als ich ihren Sohn kennengelernt habe, wusste ich überhaupt nichts von Lucy.“
„Ja, meine Tochter hat mich in groben Zügen über Erics Totalausfall aufgeklärt. Ich bin nur froh, dass wir das geklärt haben.“
Was dann kommt, ist für mich vollkommen überraschend und unerwartet. Emma lehnt sich zu mir und drückt mich an sich.
„Thank you for making my son happy again. However, please be careful with his heart. It’s already damaged”, flüstert sie mir zu, bevor sie wieder von mir ablässt. Ich kann ihr nicht antworten, sonst würde ich anfangen zu heulen. Also beiße ich mir auf die Lippe und nicke nur. Ich kann ihr wohl kaum erzählen, dass auch mein Herz beschädigt ist. Natürlich ist es nicht mit Erics Situation zu vergleichen, doch was mein Ex mir angetan hat, sitzt tief. Jeder denkt, ich hätte es gut verarbeitet, doch er hat mich an meiner empfindlichsten Stelle getroffen. Das kann ich anderen gegenüber kaum in Worte fassen, ohne zusammenzubrechen. Die Art der Trennung von meinem Ex ist auch ein Grund, warum ich Eric so lange zappeln lasse. Was ist, wenn er irgendwann noch ein Kind möchte und ich bis dahin nur eine nette Ablenkung bin? Inzwischen habe ich keine Zweifel mehr daran, dass er gut ist, doch ich bin noch nicht in der Lage, meine selbst erbaute Mauer einzureißen. Meine Psyche ist auf Abwehr konditioniert, um nicht verletzt zu werden.
Die Hunters haben 25:20 gewonnen und das Stadion tobt. Das halbe Team hat sich
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