Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
schon auf dem Spielfeld die Trikots und Protektoren ausgezogen und macht jetzt einen Triumpfmarsch, mit über den Köpfen geschwungenen Trikots, zu den Kabinen. Emma zieht mich hinter sich her, um Eric am Ausgang abzufangen.
Jubelrufe und Siegesgeheule dringen unüberhörbar aus den Umkleiden. Mein Bruder verlässt als Erster den Raum.
„Hey Nina, kommst du nachher auch?“, fragt er mich während einer stürmischen Umarmung.
„Wohin?“
„Na, zum Barbecue bei Eric.“ Mein Bruder sieht verwirrt zwischen Emma und mir hin und her.
„Ich weiß nichts davon. Ist wahrscheinlich nur fürs Team.“ Auch wenn ich etwas geknickt bin, versuche ich es mir nicht anmerken zu lassen.
Thorsten zuckt ratlos mit den Schultern und lässt mich dann wieder mit Emma alleine.
„Eric hat ihnen nichts gesagt?“, fragt sie mich.
„Von dem Barbecue? Nein, davon weiß ich nichts. Ist sicher eine kleine Siegesfeier fürs Team.“
„Nina, Eric hat heute Geburtstag. Er wird 29. Es ist seine Feier.“
Bevor ich etwas sagen kann, kommt er auch schon aus der Umkleide. Seine Mutter geht auf ihn zu und zwingt ihn, stehen zu bleiben. Die beiden diskutieren heftig, doch ich kann nicht verstehen, was sie reden. Erics Blick wandert immer wieder zu mir, während er mit seiner Mutter spricht. Ehrlich gesagt würde ich jetzt lieber nach Hause fahren und nicht mit ihm reden, also drehe ich mich um und mache mich auf den Weg zum Parkplatz.
„Nina, wait!“ Eric joggt hinter mir her und legt mir eine Hand auf die Schulter, als er mich eingeholt hat.
„Hör zu, Eric. Es ist okay. Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich wünsche dir eine schöne Feier. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, übrigens.“
Ich wende mich wieder von ihm ab und gehe weiter zu meinem Auto, doch Eric holt mich sofort wieder ein und hält mich jetzt energischer am Oberarm fest.
„Don’t do this, darlin’. Ich wollte dich gleich nach dem Spiel fragen, doch dein Bruder ist mir unbewusst in die Parade gefahren. Ohne dich habe ich gar keine Lust auf diese Feier. Ich habe es dir nur nicht vorher gesagt, weil ich nicht wollte, dass du dich dazu verpflichtet fühlst, mir ein Geschenk zu kaufen.“
Ich drehe mich zu ihm und sehe seinen flehenden Blick.
„Ehrlich?“, frage ich.
„Absolutely. I don’t give a fuck about half of these guys but I’d like to have you there, Nina. Please!”
Ich habe scheinbar vollkommen überreagiert, also lege ich meine Arme um seinen Hals. “Alles Liebe zum Geburtstag, Eric. Wir sehen uns nachher?“, frage ich verlegen.
Eric seufzt erleichtert und drückt mich fest an sich.
„Das hoffe ich sehr. Lucy freut sich auch schon auf dich.“
„Warum war sie eigentlich nicht mit im Stadion?“
„Weil sie Angst vor der Lautstärke hat. Meine Eltern wechseln sich bei den Spielen immer ab. Jetzt ist sie bei meinem Vater und bereitet die Party vor. Gelegentlich kommt sie mit zum Training, aber bei den Spielen ist sie noch überfordert.“
„Verständlich“, antworte ich und löse mich aus seiner Umarmung. Ich picke ihm mit meinem Zeigefinger in den Brustkorb und sehe ihn streng an. „Nur dass du es weißt, Mister. Ich bin stinksauer, dass du mir nicht gesagt hast, dass heute dein Geburtstag ist. Ich hätte dir gerne etwas geschenkt.“
Nun passiert etwas, was ich niemals zu sehen geglaubt hätte. Er errötet. Es ist ihm tatsächlich peinlich.
„Wenn du zu meiner Feier kommst, dann ist das für mich Geschenk genug“, antwortet er schüchtern.
Als ich bei Eric vor dem Haus parke, ist die Party scheinbar schon in vollem Gange. Die ganze Auffahrt ist mit aufgemotzten amerikanischen Autos zugeparkt und laute Musik dröhnt aus dem Garten. Ich habe mir zuhause nur hastig eine Jeans und ein Langarmshirt übergezogen und auf dem Weg noch ein kleines Geschenk für Eric besorgt. Es ist zwar ein milder Oktoberanfang, doch die Abende werden schon sehr kalt und ich hoffe, dass ich warm genug angezogen bin.
Die Haustür steht weit offen. Ich versuche klopfend auf mich aufmerksam zu machen, doch als niemand reagiert, trete ich vorsichtig in den Flur. Aus der Küche höre ich Stimmen, also schaue ich vorsichtig um die Ecke. Lucy sitzt am Küchentisch und kaut auf einer Möhre. Emma steht vor der Arbeitsplatte und bereitet gerade Salate vor.
„Hallo!“, mache ich auf mich aufmerksam.
„Miss Nina.“ Lucy springt von ihrem Stuhl auf und umarmt meine Beine, ohne ihre Möhre loszulassen. Emma dreht sich zu mir um und sieht verwundert
Weitere Kostenlose Bücher