Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
einen Moment, um zu Atem zu kommen.
„Ich wollte dich etwas fragen?“, keucht er mir entgegen.
„Komm erst mal rein.“ Mit einer Handbewegung bitte ich ihn in meine Wohnung. Eric bleibt unsicher im Flur stehen.
„I’m soaked“, bemerkt er und sieht an sich herunter.
„Das sehe ich. Was hast du da?“ Ich zeige auf die Schachtel in seiner Hand.
„Cupcakes. For you. Als Bestechung, damit du mir eine positive Antwort gibst.“
„Oh je, was kommt denn jetzt?“ Bevor ich den armen Kerl noch länger zitternd im Flur stehen lasse, bitte ich ihn nochmals in meine Wohnung. „Da ist noch ein Bademantel von meinem Bruder in Badezimmer. Du könntest dich ausziehen und ich werfe deine Klamotten in den Trockner.“
Eric sieht unsicher aus. „Ist das Okay? Ich will dir keine Umstände machen.“
„Natürlich ist das Okay. Aber warum bist du nicht mit dem Auto gekommen? Wieso gehst du überhaupt bei diesem Wetter joggen?“
„Ich hatte das Gefühl, ich brauche eine Ausrede, um zu dir zu kommen. Zugegeben, joggen ist in unserem Fall schon lange eine schlechte Ausrede.“
„Ja, ist es. Und nein, du brauchst keine Ausrede. Du hättest auch einfach anrufen und sagen können, dass du mich besuchen möchtest.“
Ich schiebe ihn ins Bad und werfe seine Kleidung in den Trockner, die er vor der Badtür ablegt. Nicht, ohne vorher mal meine Nase rein gehalten zu haben.
Als Eric aus dem Bad kommt, sitze ich auf der Couch und starre auf den Karton mit Cupcakes.
„Wieso hat dein Bruder eigentlich einen Bademantel bei dir?“, fragt Eric hinter mir.
„Sein Badezimmer ist vor einem halben Jahr saniert worden und da hat er hier geduscht. Er vergisst ständig, den Bademantel wieder mitzunehmen. Ehrlich gesagt trage ich ihn seitdem. Er ist so schön groß und kuschelig.“
Eric schnuppert am Ärmel. „Dachte ich mir doch, dass er nach dir riecht. Ein bisschen zu blumig für einen Kerl.“
„Was wolltest du mich fragen, dass du eine so wirksame Bestechung mitbringen musstest? Woher weißt du, dass ich für Cupcakes morden würde.“
„Wusste ich nicht, war nur gut geschätzt.“ Er setzt sich neben mich auf die Couch und versucht umständlich, seine Körpermitte zu bedecken. Ein gar nicht so leichtes Unterfangen, mit einem Bademantel, der ihm offensichtlich etwas zu klein ist. Zum Glück habe ich schon bei seiner Wäsche bemerkt, dass er seine Boxershorts angelassen hat. Oder hatte er vielleicht gar keine an? Besser nicht hinsehen. Eric spielt nervös mit dem Gürtel des Bademantels.
„Was ist jetzt? Spuck es schon aus.“ Ich stupse ihn mit meiner Schulter an.
„Zwei Sachen. Als Erstes, kommst du Sonntag zum letzten Spiel der Saison?“
„Natürlich komme ich. Das kannst du dir doch eigentlich denken, oder nicht? Thorsten wäre sehr eingeschnappt, wenn ich nicht käme.“
„Würdest du auch kommen, wenn es nur wegen mir wäre?“
„Ich verstehe nicht.“
Eric nimmt meine Hand und verschränkt unsere Finger. Seine Haut ist noch ganz eisig von dem Regenschauer.
„Meine Mutter würde gerne mit dir zusammensitzen und mir würde es sehr gefallen, wenn du als meine Begleitung da wärst.“ Er sieht auf unsere Hände und spielt jetzt mit meinen Ringen.
„Eric, ich dachte, wir …“
„Nein, Nina“, fährt er mir über den Mund. „Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe und du bekommst alle Zeit der Welt, um mir wieder zu vertrauen, aber die Freunde-Nummer läuft echt nicht. Ich will dir so nah sein, wie du mich nur lässt und ich will, dass du meine Familie kennenlernst. Ich meine es wirklich ernst. Ich empfinde etwas für dich und ich werde mich nicht dagegen wehren. Für mich ist das auch nicht leicht, aber ich will wieder etwas fühlen und ich bin bereit das Risiko einzugehen, welches damit verbunden ist. Wir wissen beide ziemlich genau, dass hier wesentlich mehr stattfindet, als nur Freundschaft.“
„Okay“, ist alles, was ich darauf erwidern kann. Worüber soll ich noch diskutieren, er hat recht mit jeder einzelnen Silbe.
„Dann kommt gleich im Anschluss die eigentlich größere Frage. Möchtest du mit mir zu der Hochzeit deines Bruders gehen? Als mein Date?“
„Du hast mir Cupcakes gebracht.“ Meine dämliche Reaktion verursacht bei Eric ein Stirnrunzeln.
„Ist das ein Ja?“, fragt er verunsichert.
„Ja, Eric. Das ist ein Ja“, antworte ich und nicke heftig zur Bekräftigung meiner Aussage. „Aber nur, wenn du die Cupcakes mit mir teilst. Denn sonst passe ich in kein Kleid
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