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Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)

Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)

Titel: Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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auf die Schulter legt.
    „Möchtest du einen Tee?“, fragt sie mich liebevoll.
    Ich winke ab und sage: „Nein danke. Machen sie sich wegen mir keine Umstände.“
    Emma drückt mich energisch auf die Couch und sieht mir streng in die Augen. „Honey!“, seufzt sie. „Das sind keine Umstände. Wir wissen leider auch noch nichts, aber du bleibst mindestens solange bei uns, bis wir etwas wissen. Und jetzt hole ich dir einen Tee.“
    Sie steht wieder auf und lässt mich mit Kathy alleine. Die lächelt mich kurz an, doch die tiefen Ringe unter ihren Augen zeigen deutlich ihre großen Sorgen. Schnell fixiert sie ihren Blick wieder auf den Fernseher.
    „Eric weiß, was zu tun ist. Wir sind in der Tornado Alley aufgewachsen. Er weiß, dass er immer auf die Warnungen achten muss und er weiß auch, wo er sich verstecken muss“, murmelt sie vor sich hin. Es ist offensichtlich, dass sie sich selbst kein Wort glaubt.
    Emma kommt mit drei Tassen und einer dampfenden Kanne Tee aus der Küche. Dankbar nehme ich eine Tasse entgegen und lehne mich zurück. Emma setzt sich mir gegenüber und lächelt mir zu. Sie ist selbst voller Sorge und versucht dennoch, mich aufzumuntern.
    „Mein Mann versucht, über seine alten Kontakte bei der Army, etwas herauszubekommen. Es sieht so aus, dass ein großer Teil der Überlandstromleitungen zerstört ist und es auch einige Mobilfunksendemasten erwischt hat. Sie arbeiten mit Feuereifer daran, aber es kann noch einige Stunden dauern, bis wenigstens die größeren Städte wieder Strom haben“, sagt sie und wirft dann einen Blick zu Kathy. Die wendet ihre Augen nicht vom Fernseher ab.
    „Magst du Hühnerbrühe zum Mittagessen?“, fragt sie, wieder an mich gewandt.
    „Emma, sie müssen das nicht tun. Ich will keine Belastung sein.“
    „Unsinn. Du bist anscheinend erkältet und das wird dir gut tun. Es ist keine Mühe, weil ich die Brühe nur auftauen muss und wir müssen schließlich alle etwas essen. Außerdem möchte ich, dass du mich duzt. Ihr Deutsche mit euren merkwürdig förmlichen Anreden. Das Gleiche gilt übrigens für meinen Mann.“
    Sie lässt mir keine Chance, etwas zu erwidern und verschwindet gleich wieder in der Küche.
    Ich wärme mir die Hände an meinem Teebecher und starre in die Flammen des Kamins, um nicht auf den Fernseher sehen zu müssen. Die Stille zwischen Kathy und mir ist in gegenseitigem Einvernehmen. So hoffe ich zumindest, denn eigentlich habe ich nicht den Eindruck, dass sie mich nicht leiden kann. Ihr scheint nur sehr viel an Eric zu liegen, weswegen sie mich noch kritisch beäugt. Da ich selbst einen Bruder habe, kann ich das absolut nachvollziehen.
    „You love him“, sagt sie aus dem Nichts, den Blick immer noch auf die Nachrichten fixiert. Da es keine Frage, sondern eine Feststellung ist, reagiere ich nicht darauf. Diese Erkenntnis hatte ich selbst schon in dem Moment, als ich die Nachricht über den Tornado gesehen habe. Man hat nicht das Gefühl, dass einem das Herz rausgerissen wird, wenn einer Person etwas passiert, die man nur ganz gern hat. Sicher tut es auch dann weh, aber nicht so sehr.
    Im Hintergrund höre ich Emma in der Küche rumoren. Vermutlich ist es ihre Art, sich abzulenken. Andrew läuft jetzt nervös vor der Terrassentür auf und ab und raucht dabei eine Zigarette nach der anderen, immer noch mit dem Telefon am Ohr. Kathy sind im Sessel die Augen zugefallen und sie schnarcht leise vor sich hin. Auch meine Lider werden langsam schwer, die Erkältung sitzt mir merklich in den Knochen.
     
    Gegen meinen Willen bin ich tatsächlich eingeschlafen und werde sorgfältig zugedeckt wieder wach. Kathy sitzt nicht mehr im Sessel und das Feuer im Kamin ist inzwischen fast runtergebrannt. Der Fernseher ist ausgeschaltet und das Haus ist, bis auf leise Stimmen aus der Küche, fast unheimlich ruhig. Es ist mir peinlich, dass ich einfach so eingeschlafen bin, als wäre ich hier zuhause. Ich erhebe mich von der Couch, muss aber erst einen Moment stehen bleiben, da mein Kreislauf ziemlich im Keller ist. Unvermittelt schießen mir die Tränen in die Augen, als mir wieder bewusst wird, warum ich eigentlich hier bin.
    Zaghaft klopfe ich an der Küchentür und werde gleich hereingerufen.
    „Tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin. Das war unhöflich“, entschuldige ich mich verlegen. Die ganze Familie sitzt am Küchentisch und isst. Emma winkt bloß ab und zeigt auf den freien Platz neben sich.
    „Du bist krank, da braucht man Schlaf. Iss was“,

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