Einem Tag mit dir
Brüste schaukelten, als sie sich bückte, um eine Schachtel Lucky Strike aus ihrer Tasche zu nehmen. »Ihre Zigaretten«, sagte sie und reichte sie Lance.
Woher kannte Lance diese Frau? Oder besser: dieses Mädchen?
»Danke«, sagte Lance. Kitty sah zu, wie er die Zigaretten in seine Brusttasche steckte. » Atea ist die einzige Verkäuferin, die es fertigbringt, Lucky Strikes für mich aufzutreiben. Sie hebt mir jeden Donnerstag eine Schachtel auf.«
Atea wirkte stolz, wie sie da stand, barbusig und kein bisschen verlegen. Ihre Augen funkelten. Sie schaute nur Lance an.
»Kommen Sie heute?«, fragte sie, ohne die Spannung wahrzunehmen, die in der Luft lag.
»Heute nicht, Atea«, antwortete Lance und schüttelte den Kopf. Ich hatte das Gefühl, dass ihm die Situation unangenehm war. »Sei ein liebes Mädchen und besorg mir noch eine Schachtel. In ein paar Tagen komme ich wieder.« Er drückte ihr eine Münze in die Hand und nahm Kittys Arm. »So, jetzt sehen wir uns den Markt an.«
»Das war aber komisch«, flüsterte Stella mir kurz darauf zu.
Das fand ich allerdings auch, aber ich hatte nicht vor, mit ihr darüber zu reden, jedenfalls nicht, solange Kitty in Hörweite war. »Was ist denn komisch daran, dass Lance bei einer Einheimischen Zigaretten kauft?«, fragte ich stattdessen.
Stella grinste und blieb an einem Tisch stehen, auf dem bunte Perlen zum Verkauf angeboten wurden.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich Kitty, als Lance gerade anderweitig beschäftigt war.
»Natürlich«, erwiderte sie. »Warum fragst du?«
Gut. Der Vorfall schien sie nicht weiter gestört zu haben, das beruhigte mich . »Ach, nur so«, sagte ich. »Ich wollte mich nur vergewissern, dass die Hitze dir nicht zusetzt.«
Genüsslich atmete sie die feuchte Inselluft tief ein und lächelte. »Es geht mir absolut fantastisch«, sagte sie vergnügt.
Am Strand breitete Stella eine Decke aus und sicherte sich einen Platz neben Elliot. »Ich sterbe vor Hunger, Sie auch?«, sagte sie, um seine Aufmerksamkeit bemüht, aber er zuckte nur die Schultern und sagte: »Ich habe ausgiebig gefrühstückt.« Dann lehnte er sich gegen ein Stück Treibholz und schob sich seine Mütze über die Augen, womit das Gespräch beendet war.
Wir waren um die Insel herumgefahren und befanden uns wieder in der Nähe der Militärbasis. Zwar hatten wir uns für unser Picknick ein schattiges Plätzchen unter einer Palme ausgesucht, aber der weiße Sand war von der Sonne aufgeheizt. Ich versuchte, eine bequeme Sitzposition zu finden, während Kitty einen Brotlaib, ein Bündel win zige Bananen, vier Flaschen Coca-Cola und ein Stück Käse auf der Decke ausbreitete – unser improvisiertes Mittagessen, das wir uns auf dem Markt zusammengekauft hatten.
Anfangs aßen wir schweigend und schauten den Wellen zu, die sich am Ufer brachen. Irgendwann zeigte Kitty aufs Meer und sprach aus, was wir alle empfanden: »Kaum zu glauben, dass da draußen Krieg herrscht. Dieses Fleckchen Erde hier ist viel zu schön, um verwüstet zu werden.«
Ich nickte und nahm mir noch eine Banane. Sie schmeckten anders als die Bananen, die ich von zu Hause kannte, ein bisschen herb und leicht zitronig. »Aber es ist Krieg«, sagte ich trocken.
»Und der ist brutal«, sagte Lance. »Erst gestern haben die Japsen drei von unseren Flugzeugen abgeschossen.«
Stella wirkte besorgt. »Glauben Sie, es wird hier auf der Insel Kampfhandlungen geben?«
»Kann gut sein«, antwortete Lance ernst. »Colonel Donahue sieht das zwar anders, aber er ist ein Narr. Ich sage Ihnen, die Japsen werden uns irgendwann bombardieren, wenn wir alle in unseren Betten liegen und schlafen.«
Kitty blickte erschrocken auf, dann schüttelte sie den Kopf. »Colonel Donahue wird die Insel beschützen.«
Lance zuckte die Schultern. »Wenn Sie das sagen«, knurrte er grinsend. Dann fügte er an: »Ich könnte diese Operation hier selbst mit verbundenen Augen besser führen.«
Eine ziemlich großspurige Bemerkung für einen Fünf undzwanzigjährigen, aber Kitty war seine Arroganz offen bar entgangen, denn sie legte ihren Kopf in seinen Schoß. Sein Lächeln sagte mir, dass ihm das gefiel.
Elliot begann zu schnarchen. Stella schmollte.
»Ich glaube, ich gehe ein bisschen spazieren«, sagte ich und stand auf. Kitty tat so, als schliefe sie. Ich rückte meinen Hut zurecht und schüttelte meine Schuhe ab. »Bis gleich«, sagte ich, aber niemand beachtete mich.
Ich ging den Strand hinunter und blieb hin und wieder stehen,
Weitere Kostenlose Bücher