Einem Tag mit dir
gegeben, es jetzt bei mir zu haben. »Ja«, sagte ich.
»Dann fahre ich Sie zum Met.«
»Zum Met?«
Er schaute mich verblüfft an. »Zum Metropolitan Museum.«
»Oh«, sagte ich. »Sehr schön.«
»Ich hoffe, Sie finden, was Sie suchen«, sagte der Fahrer augenzwinkernd.
»Ja, ich auch«, erwiderte ich und reichte ihm drei Dollar.
Minuten später stand ich vor dem palastartigen Gebäude mit den eindrucksvollen Säulen, die den Eingang flankieren. Ich stieg die Stufen zum Portal hoch und ging zum Informationsschalter in der Eingangshalle.
»Verzeihen Sie, Ma’am«, sagte ich. »Sie haben hier nicht zufällig ein paar Gemälde von französischen Malern?«
Die Frau, die etwa so alt war wie meine Mutter, nickte, ohne von ihrem Buch aufzublicken. »Selbstverständlich haben wir hier französische Meister. Sie hängen im Ostflügel im zweiten Stock.«
»Danke«, sagte ich und ging zum Aufzug. Die Vorstellung, hier Bilder von Gauguin vorzufinden, kam mir eigentlich albern vor. Trotzdem wollte ich allzu gerne wissen, ob das kleine Gemälde in der Hütte irgendeine Ähnlichkeit mit seinen anderen Bildern aufwies. Konnte es sein, dass es stimmte, was Tita mir über den ursprünglichen Besitzer der Hütte gesagt hatte? Und über den Fluch?
Im zweiten Stock trat ich aus dem Aufzug. Ein kleiner Junge mit einem roten Luftballon, der sich an die Hand seiner Mutter klammerte, und ein Museumswärter, der an einer der Wände stand, waren die einzigen Anwesenden.
Ich ging von Bild zu Bild und las die Texte auf den kleinen Schildern: Monet, Cézanne und andere Namen, die ich nicht kannte. Nachdem ich alle Gemälde im Raum gesehen hatte, setzte ich mich enttäuscht auf eine Bank neben dem Aufzug.
»Verzeihen Sie, Miss.« Als ich aufblickte, sah ich, dass der Museumswärter auf mich zukam. Er schob sich die Brille auf die Nasenspitze. »Kann ich Ihnen helfen?«
Ich lächelte. »Nein danke, alles in Ordnung. Ich hatte nur gehofft, ein paar Werke von einem bestimmten Maler hier zu finden, aber ich habe mich geirrt.«
Er legte den Kopf schief. »Darf ich fragen, von welchem Künstler?«
»Ach, von einem französischen Maler, der die meisten seiner Bilder im Südpazifik gemalt hat. Wahrscheinlich sollte ich lieber in Frankreich danach suchen.«
»Wie heißt er denn?«
»Paul Gauguin«, sagte ich, stand auf und rief den Aufzug.
»Von dem haben wir tatsächlich einige Werke hier«, sagte der Mann.
»Wirklich?« Der Aufzug bimmelte, und die Türen glitten auf. Ich trat einen Schritt zurück, damit sie sich wieder schlossen.
»Ja, wirklich«, sagte er und zeigte auf eine Tür in der Nähe, die mit einem glänzenden Vorhängeschloss verriegelt war. »Eigentlich ist der Flügel zurzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber wenn die Bilder Sie so sehr interessieren, könnte ich die Tür vielleicht ausnahmsweise für Sie öffnen.«
Ich strahlte ihn an. »Das würden Sie tun?«
»Ich habe den Schlüssel hier«, sagte er und klopfte auf seine Hosentasche.
Ich folgte ihm zu der Tür. Er steckte einen Schlüssel in das Schloss und drückte die Tür auf. »Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie wollen«, sagte er mit einem stolzen Lächeln. »Ich warte hier draußen.«
»Danke«, sagte ich. »Vielen, vielen Dank!«
Ich betrat den Raum und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Der Raum war klein im Vergleich zu dem anderen, aber die Wände waren über und über mit Gemälden bedeckt. Zuerst wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte – bei den Landschaftsbildern zu meiner Linken oder bei den Porträts zu meiner Rechten –, doch dann fiel mein Blick auf eine Strandlandschaft an der gegenüberliegenden Wand. Sie kam mir irgendwie vertraut vor. Es schien mir unvorstellbar, dass der Künstler, der einmal in der Hütte gewohnt hatte, genau denselben Strandabschnitt gemalt haben könnte, aber als ich näher heranging, kam mir die Idee gar nicht mehr so abwegig vor.
Auf dem Bild war ein Hibiskusstrauch mit gelben Blüten neben einer Hütte abgebildet. Das war unsere Hütte . Am Strand war eine weibliche Gestalt schemenhaft zu erkennen. Das Bild ähnelte dem, das in unserer Hütte an der Wand gehangen hatte – es waren zwei Momentaufnahmen derselben Szene.
Ich trat einen Schritt zurück und suchte nach einem Schild mit Informationen über die Herkunft des Gemäl des, einem Entstehungsdatum und dem Namen des Künst lers. Aber ich konnte nichts dergleichen entdecken.
Ich öffnete die Tür und lehnte mich halb hinaus.
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