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Einem Tag mit dir

Einem Tag mit dir

Titel: Einem Tag mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jio
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»Ich dachte, Sie hätten heute frei.«
    »Habe ich auch«, sagte Mary. »Ich habe meine Freundin herbegleitet. Sie möchte Mr. Green besuchen.«
    Die Schwester schaute erst mich, dann Mary an. » Westry Green?«
    Als sie seinen Namen aussprach, lief mir ein Schauder über den Rücken.
    »Ja«, sagte Mary. » Westry Green.«
    Die Schwester schaute mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Und wer sind Sie?«
    »Anne«, stammelte ich. »Anne Calloway.«
    »Tja«, sagte sie und schaute Mary vielsagend an. »Ich weiß nicht …« Sie seufzte. »Ich sehe mal nach.«
    Als sie außer Hörweite war, fragte ich Mary: »Wieso benimmt die sich so komisch?«
    Mary blickte sich um, schaute aus dem Fenster, tat alles, um mich nicht ansehen zu müssen.
    »Mary!«, flehte ich. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Setzen wir uns«, sagte sie und führte mich zu einer Bank an der Wand. Über uns tickte eine Uhr.
    »Als ich dich angerufen habe«, sagte Mary, »wusste ich nicht alles. Ich wusste nicht, dass Westry …«
    Wir blickten auf, als sich Schritte näherten, und dann erkannte ich das vertraute Gesicht. »Kitty!«, rief ich und sprang auf. Trotz allem, was geschehen war, wollte ich meine alte Freundin in die Arme nehmen und ihr verzeihen.
    Aber ich blieb abrupt stehen, als ich ihre Augen sah, die Augen einer Fremden. »Hallo«, sagte sie steif.
    Mary stand ebenfalls auf. »Kitty«, sagte sie, »Anne ist um die halbe Welt gereist, um Westry zu sehen. Ich hoffe, dass wir sie zu ihm bringen können.«
    Kitty runzelte die Stirn. »Ich fürchte, das ist nicht möglich.«
    Ich schüttelte den Kopf. Tränen brannten in meinen Augen. »Aber warum nicht, Kitty?«, fragte ich. »Ist er so schlimm verwundet? Ist er nicht bei Bewusstsein?«
    Kitty betrachtete meinen Verlobungsring, und ich wünschte, ich hätte ihn abgestreift. Die Schwester, die uns vorhin angesprochen hatte, kam zurück und gesellte sich zu Kitty. Was verbargen die beiden vor mir?
    »Kitty«, flehte ich. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Tut mir leid, Anne«, sagte sie kühl. »Aber Tatsache ist, dass Westry dich nicht sehen will.«
    Alles um mich herum drehte sich, sodass ich mich an Mary festhalten musste. O Gott. Ich war um die halbe Welt für ihn gereist, und jetzt wollte er mich nicht sehen?
    »Das verstehe ich nicht«, stammelte ich. Mir war speiübel. »Ich möchte doch nur …«
    »Es tut mir leid, Anne«, sagte Kitty noch einmal. »Ich wünsche dir alles Gute.« Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging.
    Ich schaute ihr nach, als sie den Krankensaal betrat und dann hinter einem Vorhang verschwand.
    »Komm, lass uns gehen, Anne«, flüsterte Mary und nahm mich an der Hand. »Es tut mir so leid. Es war ein Fehler, dich hierherzubringen. Ich hätte es dir erklären müssen …«
    »Was hättest du mir erklären müssen?«, schrie ich. »Dass meine … meine beste Freundin mich daran hindern würde, den einzigen Mann zu besuchen, den ich je geliebt habe?« Ich hörte, wie meine Worte von den Wänden widerhallten, und plötzlich wusste ich, dass es die Wahrheit war. Gerard mochte um meine Hand angehalten haben, aber mein Herz würde immer Westry gehören. Ich riss mich von Mary los. »Nein«, sagte ich entschlossen.
    Ich betrat den Saal, in dem Kitty verschwunden war. Von überall her war Stöhnen, Murmeln, Weinen und La chen zu hören – das ganze Spektrum an menschlichen Ge fühlen, es war beinahe unerträglich.
    Mit schnellen Schritten lief ich an den Betten entlang und betrachtete die Gesichter der Verwundeten. Einige Männer sahen mich voller Hoffnung an, andere starrten nur ins Leere. Wo war er? Wenn ich ihn fand, wenn ich ihm in die Augen schaute, würde er es sich anders überlegen? Er musste mich doch noch lieben! Ich würde nicht zulassen, dass Kitty sich zwischen uns stellte. Ich würde nicht zulassen, dass sie für Westry sprach. Mit klopfendem Herzen ging ich an den Männern vorbei und betete, dass ich die vertrauten haselnussbraunen Augen finden würde, in die ich mich auf der Insel verliebt hatte.
    Kurz darauf hatte ich alle Betten abgesucht, aber Westry hatte ich nicht gefunden. Verzweifelt sah ich mich im Saal um. Dann fiel mir ein, dass Kitty hinter einem Vorhang verschwunden war. Befand sich sein Bett dahinter? Ich umklammerte mein Medaillon und durchquerte den Saal, bis ich vor dem grau-weiß gestreiften Vorhang stand. War es möglich, dass der Vorhang das Einzige war, das mich von Westry trennte?
    Mit zitternder Hand schob ich den Vorhang gerade

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