Einen Stein für Danny Fisher: Roman
liebst", sagte Mamma, als hätte sie nicht gehört, was Mimi gesagt hatte.
Mimi hatte ihre Augen jetzt wieder ganz in der Gewalt, sie sah Mamma an, ohne mit der Wimper zu zucken. Ihre Stimme klang ruhig und leidenschaftslos. "Jetzt ist alles wieder gut, Mamma, ich war bloß dumm und kindisch."
Doch Mammas Gesicht blieb ernst. "Du glaubst vielleicht, daß du, nur weil du heute heiratest, schon erwachsen bist? Vergiß nicht, daß ich deine Heiratslizenz unterschreiben mußte, um meine Einwilligung zu geben."
Mimi drehte sich um und sah in den Spiegel des Toilettentischs. Ihre Augen waren rotgerändert und ihr Make-up total ruiniert. Sie erhob sich rasch und eilte in die Ecke, in der sich ein Waschbecken befand.
Mamma streckte die Hand aus und hielt sie zurück. "Miriam", sagte sie sanft, "du mußt dein ganzes Leben mit ihm verbringen, du mußt dein ganzes Leben mit den Gefühlen leben, die du heute für ihn hast. Dein . .."
"Mamma!" Der hysterische, völlig verzweifelte Ausruf Mimis ließ Mamma im Sprechen innehalten. "Sprich nicht weiter! Jetzt ist's zu spät!"
"Miriam, es ist nicht zu spät", sagte Mamma beharrlich, "du kannst dir's noch immer überlegen."
Mimi schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. "Es ist zu spät, Mamma", sagte sie entschieden. "Es war schon damals zu spät, als ich zum erstenmal zu ihm ging, um herauszubekommen, wohin Danny gegangen ist. Was soll ich jetzt tun? Soll ich ihm vielleicht das ganze Geld zurückgeben, das er dazu verwendet hat, um Danny zu finden? Soll ich ihm die fünftausend Dollar geben, die er Papa für sein Geschäft geliehen hat? Soll ich ihm alle Toiletten und den Ring zurückgeben, die er mir geschenkt hat, und sagen, es tut mir schrecklich leid, alles war bloß ein Irrtum?"
Der schmerzliche Ausdruck in Mammas Augen wurde immer deutlicher sichtbar. "Alles ist besser", sagte sie gelassen, "als daß du unglücklich wirst. Laß doch nicht zu, daß Papa und ich an dir dasselbe Unrecht begehen, das wir an Danny begangen haben." Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Mimi zog Mamma in ihre Arme. "Mach du dir keine Vorwürfe wegen dem, was geschehen ist", sagte sie rasch. "Papa war an allem schuld."
"Nein, ich hätte ihn davon abhalten müssen", sagte Mamma gequält, "und deshalb spreche ich auch jetzt mit dir. Ich will denselben Fehler nicht nochmals begehen."
Mimis Miene war jetzt entschlossen. "Hier gibt's keinen Fehler, Mamma", sagte sie so bestimmt, als wüßte sie alle Antworten, "Sam liebt mich, und wenn ich ihn jetzt noch nicht so sehr liebe, wie er mich liebt, so wird das mit der Zeit auch noch kommen. Er ist herzensgut, liebevoll und großzügig. Es wird bestimmt alles gut werden."
Mamma sah sie fragend an.
Impulsiv beugte sich Mimi zu ihr hinunter und berührte Mammas Stirn mit den Lippen. "Mach dir keine Sorgen, Mamma", sagte sie sanft, "ich weiß, was ich tue, und es ist genau das, was ich mir wünsche."
Mimi setzte sich mit vor Angst geschütteltem, krampfhaft gespanntem Körper im Bett auf. Sie hörte, wie Sam im Badezimmer die Zähne geräuschvoll bürstete.
Plötzlich verstummte das Geräusch des rinnenden Wassers, und gleich darauf hörte sie das Knacken des Lichtschalters. Sie legte sich im Dunkeln rasch in die Kissen zurück und rollte sich zu einem winzigen Knäuel zusammen.
Sie hörte, wie er, ohne Licht zu machen, auf seine Seite des Bettes ging und fühlte gleich darauf, wie das Bett unter seinem Gewicht nachgab. Sie lag sehr still, ihr Körper war auf einmal stocksteif und so eiskalt, daß ihre Zähne beinahe zu klappern begannen.
Einen Moment herrschte tiefe Stille, dann berührte er ihre Schulter leise mit der Hand. Sie preßte die Zähne fest aufeinander. Dann hörte sie ihn flüstern: "Mimi."
Sie zwang sich zu einer Antwort. "Ja, Sam."
"Mimi, dreh dich zu mir." Sein Flüstern klang beinahe flehentlich.
Sie beherrschte ihre Stimme gewaltsam und antwortete leise. "Sam, bitte nicht heute, es tut so weh."
Seine Stimme klang weich und verständnisvoll. "Wir werden's heute nicht nochmals versuchen. Ich möchte bloß, daß du deinen Kopf auf meine Brust legst. Ich will nicht, daß du Angst vor mir hast. Ich liebe dich, Baby."
Plötzlich standen ihre Augen voller Tränen. Sie drehte sich rasch zu ihm herum und legte ihren Kopf an seine Brust. Ihre Stimme war ganz klein. "Wirklich, Sam? Hast du mich wirklich noch lieb, nach allem, was ich dir angetan habe?"
Sie fühlte, wie sein Atem über ihr Haar strich.
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