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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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Ich will bei dir bleiben und deine Hand halten, damit das frühe Morgengrauen dich mir nicht wieder nimmt."
    "Ich komme am Morgen wieder zurück", sagte ich leise. "Ich liebe dich doch."
    "Nein, du kommst nicht zurück", erwiderte sie verzweifelt. "Wenn ich dich diesmal gehen lasse, kommst du nie mehr zu mir zurück. Irgend etwas wird geschehen, und du wirst nicht mehr zurückkommen." Tränen traten ihr wieder in die Augen. "Du hast's auch beim letztenmal gesagt, Danny, erinnerst du dich, was du mir gesagt hast? Und dann bist du nicht mehr zurückgekommen. Aber ich habe mich deiner Worte immer wieder erinnert." Tränen stürzten ihr über die Wangen. Ihre Arme umklammerten mich verzweifelt, und ihre Stimme klang wie gebrochen von einem Kummer, den ich nicht verstand. "Ich kann's nicht nochmals ertragen, Danny, ich kann es nicht! Diesmal ginge ich daran zugrunde. Ich kann dich nicht von mir gehen lassen."
    ich versuchte zu lächeln, über ihre Angst zu scherzen. "Mein Liebling, wir können doch nicht die ganze Nacht hier im Hausflur stehen bleiben."
    "Dann denk nach, Danny, ob's keinen Ort gibt, wo wir bleiben können", sagte sie, und ihre Augen waren kühn und entschlossen. "Verschaff uns ein Plätzchen, wo wir bleiben können, wo ich mich zu dir setzen, wo ich mit dir sprechen und deine Hand halten kann, bis der Morgen anbricht und ich mich überzeugt habe, daß es kein Traum war."
    Die Blicke, mit denen uns der schläfrige Portier ansah, als wir die Halle eines schäbigen Hotels betraten, gefielen mir nicht. Sie gefielen mir noch weit weniger, als der Mann, nachdem ich "Daniel Fisher und Frau" ins Fremdenbuch eingetragen hatte, mich ansah und mit leisem Lächeln sagte: "Bitte, zwei Dollar im voraus."
    Ich legte das Geld auf den Tisch und bat ihn um den Zimmerschlüssel. Ich fühlte Nellies Hand, die etwas hinter mir stand, auf meinem Arm.
    Der Portier nahm die beiden Geldscheine in Empfang, behielt sie aber in der Hand. Dann blickte er auf den Boden neben meine Füße. "Kein Gepäck?" fragte er.
    "Kein Gepäck", erwiderte ich rasch, "wir hatten nicht die Absicht, heute nacht in der Stadt zu bleiben."
    Die Blicke des Portiers wurden jetzt ausgesprochen durchtrieben. "Tut mir leid, Sir", sagte er in unverschämt höflichem Ton, "aber in diesem Fall kostet das Zimmer fünf Dollar. Hotelusance, verstehen Sie?"
    Ich unterdrückte den Wunsch, ihn niederzuschlagen. Nicht weil er mir die drei Dollar erpreßte, die die Hotelleitung nie zu sehen bekommen würde, sondern wegen seiner schamlosen Blicke. Er mußte in meinen Augen etwas von diesen Gefühlen gelesen haben, denn er wandte sich rasch ab und sah auf sein Pult hinunter. Nach einem raschen Blick auf Nellie legte ich noch drei Dollar neben das Fremdenbuch.
    Der Portier nahm das Geld. "Danke, Sir", sagte er und schob mir einen Zimmerschlüssel über den Tisch, "Zimmer 402, Sir, am Ende der Halle befindet sich der Selbstbedienungsaufzug für den vierten Stock. Sie werden sich leicht zurechtfinden, es ist die zweite Tür vom Lift."
    Ich versperrte die Tür und drehte mich wieder um. Verlegenes Schweigen breitete sich aus, während wir uns umsahen. Es war nur ein kleines Zimmer. In einer Ecke, einer Schranktür gegenüber, befand sich ein Waschbecken; daneben stand ein winziger Toilettentisch mit einem Spiegel an der Wand, gegenüber ein schmales Doppelbett. Neben dem Bett war noch ein Sessel, und vor dem schmalen Fenster ein Ledersofa. Verlegen ging ich um das Ledersofa herum und blickte aus dem Fenster. "Es regnet noch immer", sagte ich.
    "Ja", bestätigte sie mit so leiser Stimme, als hätte sie Angst, man könnte
    sie durch die dünnen Wände hören. Sie sah mich nervös an. Ich legte Hut und Regenmantel ab. "Ich werde mich hier aufs Sofa legen", sagte ich, während ich an den Schrank trat, "und du streckst dich auf dem Bett aus und versuchst noch ein bißchen zu schlafen, der Morgen wird ohnedies bald an-brechen."
    Ich hängte Mantel und Jacke in den Schrank, löste rasch meine Krawatte und legte sie über einen Bügel. Als ich mich wieder umdrehte, stand Nellie noch immer regungslos inmitten des Zimmers und sah mich an. Sie hatte ihren Mantel noch nicht ausgezogen. Ich lächelte ermutigend. "Du brauchst doch keine Angst zu haben."
    "Ich habe keine . . . keine Angst mehr", antwortete sie leise, machte ein paar Schritte durch das Zimmer und blieb vor mir stehen. "Ich habe keine Angst, wenn du bei mir

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