Einen Stein für Danny Fisher: Roman
ich dir beim Spülen helfen?" fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. "Geh nur ins Wohnzimmer und stell das Radio an", sagte sie, "ich bin in einer Minute fertig."
Ich ging hinüber, ließ mich in einen Clubfauteuil neben dem Radio fallen und drehte es an. Die Stimme von Kingfish ertönte in unserm Zimmer, und ich lauschte entzückt Andys Bemühungen, seinem Freund einen Job zu verschaffen.
Das schien momentan jedermanns Sorge zu sein: einen Job zu finden. Ebenso wie meine. Wäre gut, wenn ich rasch einen finden könnte, um uns ein paar Dollar zu ersparen. Vielleicht könnten wir uns, wenn es ein bißchen aufwärtsginge und ich gut verdiente, sogar ein kleines Flauschen kaufen. Draußen in Brooklyn, etwa in meiner altgewohnten Gegend. Ich hatte gern dort gelebt. Die Straßen waren sauber und die Luft frisch und rein. Es war nicht so wie hier in der East Fourth und der First Avenue. Hier war's allerdings noch weit besser als in den meisten andern Straßen. Das Haus war sauber, hatte vier Stockwerke mit zwölf Familien und sah nicht so heruntergekommen aus wie die andern. Es war kein ganz schlechter Anfang.
Ich hörte, daß Nellie ins Zimmer trat, und sah auf. "Schon fertig?"
Sie nickte. "Ich hab dir doch gesagt, daß es nicht lange dauern wird", sagte sie stolz.
Ich zog sie zu mir herunter. Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und sah zu mir auf. Wir saßen ganz still beieinander. Es war ungemein friedlich, und ich war wunschlos glücklich.
"Danny, woran denkst du?"
Ich lächelte. "Daran, wie glücklich ich bin", sagte ich, "denn ich habe alles bekommen, was ich mir gewünscht habe."
"Alles, Danny?"
"Ja, so ziemlich alles", antwortete ich und blickte ihr in die Augen. "Was sollte ich mir sonst noch wünschen? Ich hab mein Mädchen bekommen und mein eigenes Heim. Jetzt brauche ich nur noch einen Job, und dann ist alles rosenrot."
Ihre Augen waren sehr ernst. "Danny, ich wollte dich schon danach fragen, wie sind die Aussichten dafür? Hast du was gefunden?"
ich schüttelte den Kopf. "Ich kann's noch nicht sagen, Baby", antwortete ich leichthin, "schließlich bin ich erst am Nachmittag hingegangen und war nur in ein paar Agenturen. Morgen werde ich mehr wissen, wenn ich ganz zeitig in der Früh hingehe."
Ein Schatten der Besorgnis flog über ihr Gesicht. "In den Zeitungen steht, daß die Arbeitslosigkeit jetzt ungewöhnlich groß ist."
"Ach was, die Zeitungen!" sagte ich spöttisch. "Die schreiben über alles, was eine Schlagzeile ausmacht."
"Aber schau bloß, wie viele Familien von der Unterstützung leben müssen! Das hat doch was zu bedeuten."
"Ganz gewiß —" ich sah sie dabei zuversichtlich an - "das sind eben Leute, die nicht arbeiten wollen. Wenn es dir wirklich ernst ist, kannst du jederzeit einen Job bekommen. Ich will arbeiten, und ich werde eine Stellung bekommen."
"Ja, Danny", fuhr sie fort, "aber es sind doch nicht alle Arbeitslosen nur faul." "Sieh mal, Nellie", sagte ich, "nur Galgenvögel leben von der Unterstützung. Ich aber nicht! Darüber werden wir uns nie Sorgen machen müssen."
Sie schwieg einen Moment, dann sah sie mich wieder an. "Was geschieht aber, wenn du längere Zeit keine Anstellung findest?"
Ich lachte. "Ach, wir werden uns schon behelfen. Darüber brauchen wir uns wahrhaftig keine Sorgen zu machen. Außerdem arbeitest du ja noch."
"Was aber, wenn ich nicht mehr arbeiten könnte? Wenn ich aufhören müßte?" Sie errötete und schlug die Augen zu Boden. "Was ist, wenn ich ein Baby bekomme?"
"Das muß ja nicht unbedingt sein", sagte ich etwas spitz, "es gibt Mittel, um es zu verhüten."
Plötzlich schwand die Röte aus ihrem Gesicht, sie sah blaß und nervös erregt aus. "Die Katholiken lehnen das ab, es ist gegen die Religion. Es ist eine Sünde", erklärte sie, während sie zu Boden sah.
"Was machen sie denn?" fragte ich. "Du kannst doch nicht die ganze Zeit schwanger herumgehen."
"Es gibt gewisse Zeiten, in denen es ganz sicher ist." Sie wich meinen Augen aus.
Ich begann selbst etwas verlegen zu werden. Ich hatte noch vieles zu lernen.
"Wenn es aber doch zu einer andern Zeit geschieht?" fragte ich neugierig.
Sie mied meine Augen noch immer. "Es darf eben nicht geschehen. Man darf es nicht geschehen lassen."
"Das ist die Höhe!" rief ich. "Wir werden das tun, was alle andern tun."
Ich hörte, wie sie leise zu schluchzen begann. "Mein Gott!" rief ich. "Weshalb weinst du denn? Ich hab doch nichts Unrechtes gesagt!"
Sie legte ihre Arme um meinen Hals und lehnte
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