Einen Stein für Danny Fisher: Roman
ihre Wange an mein Gesicht. "Ich kann's nicht tun, Danny!" rief sie. "Ich kann's nicht tun! Ich habe schon genug Sünden auf mich geladen. Ich darf's nicht noch ärger treiben."
Ich drückte sie liebevoll an mich. Ihr Körper war ganz steif vor Angst, einer Angst, die ich nicht zu verstehen vermochte. Obwohl sie dem Priester mutig entgegengetreten war, hatte sein Besuch die ganze Situation für mich doch bedeutend schwieriger gestaltet. "Okay, Nellie, okay", sagte ich beschwichtigend, "wir werden alles so machen, wie du es willst."
Ihre Tränen verwandelten sich unverzüglich in ein strahlendes Lächeln. "O Danny", rief sie und überschüttete mein Gesicht mit unzähligen kleinen Küssen, "du bist so gut zu mir! ich liebe dich!"
"Ich liebe dich auch, Baby", sagte ich und sah sie lächelnd an, "aber ist's heute auch sicher?"
MEIN ALLTAGSLEBEN * Das vierte Buch
1
Sie schritt an der Kosmetikabteilung vorbei bis zu meiner Abteilung am Soda-Automaten und kletterte auf einen Barstuhl. Sie rutschte einen Moment herum, um so zu sitzen, daß ihr Busen auch über dem Bartisch richtig zur Geltung kam. Ich sah verstohlen zu Jack, dem Boss, hinüber und bemerkte, wie fasziniert er sie anstarrte. Es war ihm nicht übelzunehmen, denn sie hatte ein Zwillingspaar aufzuweisen, das sich sehen lassen konnte. Ich fuhr mir, ehe ich mich ihr zuwandte, zuerst mit dem kühlen Tuch übers Gesicht. Es war eine jener feuchtwarmen Nächte, die im Oktober über New York hereinbrechen, wenn der schwindende Sommer seinen aussichtslosen Kampf ausficht. Ich lehnte mich über den Bartisch und fragte lächelnd: "Ja, Miss?" Dabei blickte ich über sie hinweg auf die Wanduhr.
"Eine Coke mit Zitrone, Danny." Sie lächelte ebenfalls und machte schwüle Augen, als wollte sie mit mir ins Bett.
"Bitte sehr, bitte gleich", sagte ich mit einem ebenso schwülen Blick. Ohne mich umzudrehen, griff ich hinter mich und nahm ein Glas vom Wandbrett. Ihr Lächeln wurde noch intensiver und schwüler.
ich hielt das Glas unter den Hahn und betätigte den Hebel. Der braune Sirup floß heraus; hierauf schob ich das Glas unter den Selterswasserhahn und drückte den Griff mit dem Handgelenk herunter. Während sich das Glas füllte, preßte ich den Saft einer Achtelzitrone hinein, rührte mit einem Löffel um und drehte den Selterswasserhahn wieder ab.
Sie steckte eine Zigarette in den Mund, als ich die Coke vor sie hinstellte. ich reichte ihr ein Streichholz, während ich es hielt, tanzten Lichter in ihren Augen. "Danke, Danny." Sie sah mich glühend an.
"Nichts zu danken", sagte ich und reichte ihr einen Strohhalm.
Sie nahm den Strohhalm geziert aus meiner Hand und rührte damit langsam in ihrem Glas. "Die sollten in der U-Bahn Verkaufsstände haben, wo man eine Coke bekommt, wenn man in einer so heißen Nacht wie heute durstig ist", sagte sie, bevor sie zu trinken begann.
Ich grinste. "Das wär mir aber gar nicht recht", sagte ich und übertrieb den südlichen Akzent in, meiner Sprache, weil man von den Barmixern allgemein annimmt, daß sie aus dem Süden stammen. "Dann bekäme ich nie was ; von Ihnen zu sehen."
Sie lachte geschmeichelt und schob ihren Busen noch etwas weiter vor. ich quittierte diese Bewegung mit dem erwarteten begehrlichen Blick, ehe ich mich
am Bartisch entlang zu Jack begab. Denn das gehörte mit zu den Spielregeln. Die Mädchen, die einem am Bartisch vis-a-vis sitzen, erwarten cs. Bei dem Leben, das sie führen, ist's ihre Art, mit ihrem Schicksal quitt zu werden und die ersehnte Anerkennung zu finden. Romanze an einem Soda-Automaten! Für zehn Cent ist's wahrhaftig billig.
"Ein Uhr vorbei", sagte ich, "kann ich Schluß machen, Jack?"
Jack sah von der Registrierkasse auf und zur Wand hinüber. Er nickte, dann wanderten seine Augen sofort wieder zu dem Mädchen. "Ja, Danny", sagte er grinsend, "scheinbar sind's deine blonden Haare und die blauen Augen, auf die alle so scharf sind."
Ich winkte bescheiden ab. "Unsinn", antwortete ich, "'s ist mein unverfälscht rotblütig amerikanisches Aussehen."
Er schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, was es ist, aber von fünf Mädchen, die hier reinkommen, gehn vier an mir vorbei und setzen sich in deine Abteilung. Und diese einladenden Blicke, die sie dir zuwerfen! Mensch! Ich könnt die ganze Zeit vor Neid zerspringen!"
Ich grinste. "Sei nicht eifersüchtig, Jack. Vielleicht reiz ich die Puppen, aber du kriegst den Zaster!"
"Ehrlich, Danny?" fragte er. "Du gibst dich mit ihnen nie
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