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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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ab?"
    "Du kennst mich doch, Jack. Ein verheirateter Mann mit einem Kind hat keine Zeit, mit ihnen rumzuziehen. Außerdem hätt ich auch nicht das Geld dazu."
    Im Spiegel hinter dem Bartisch sah ich jetzt wieder das Mädchen. Sie lächelte mir zu, und ich erwiderte cs mechanisch.
    "Außerdem ist's besser, sich von diesen Hühnchen fernzuhalten."
    Er grinste wieder und sah auf seine Registrierkasse. "Ich glaub dir kein Wort", erklärte er in freundschaftlichem Ton, "aber 's ist okay. Du kannst jetzt mit dem Aufräumen beginnen."
    Ich kehrte zu meinem Bartisch zurück und schrieb den Kassenzettel für das Mädchen. Sofort nachdem sie ausgetrunken hatte, legte ich ihn vor ihr auf den Tisch. "Danke, Miss."
    Ich steckte die fünf Cent ein, die sie für mich hinlegte, ehe sie von dem Barstühlchen hinunterkletterte, und wandte mich wieder meiner Arbeit zu. Es war ein Uhr fünfzehn, aber ich brauchte keine Uhr, um es zu wissen. Ich war völlig erschöpft. Meine Füße brannten, ich war hundemüde und mein Rücken schmerzte nach den sieben Stunden und fünfzehn Minuten, die ich seit sechs Uhr nachmittag beständig auf den Beinen gewesen war. Aber, zum Teufel, sagte ich mir, während ich die Pumpe betätigte, es ist sein Job, und in diesem Herbst 1939 erhielt man nicht so leicht eine Anstellung, obwohl in Europa Krieg war. Ich mußte es wissen, denn ich hatte lange genug suchen müssen.
    Nahezu drei Jahre, um ganz genau zu sein. Natürlich hatte ich inzwischen verschiedene Stellungen gehabt, aber sie waren nie von Dauer. Irgend etwas ereignete sich immer, und ich lag wieder auf der Straße. Es war nicht ganz so schlimm, solange Nellie noch arbeiten konnte. Dadurch wurde es uns möglich, doch irgendwie auszukommen. Als aber Vickie kam, veränderte sich unsre Situation wesentlich. Wir waren kopfüber in etwas hineingestürzt und hatten gegen die Zeit und die Wirtschaftskrise anzukämpfen.
    Ich erinnerte mich an den Tag, an dem Nellie von der Arbeit nach Hause kam und mir sagte, daß sie ein Baby erwarte. Ich mußte ein sehr komisches Gesicht gemacht haben, denn sie streckte die Hand aus und berührte meinen Arm.
    "Danny, du bist nicht sehr erfreut, was?" fragte sie, und tiefer Schmerz war aus ihren dunklen Augen zu lesen.
    "Doch, ich freue mich", sagte ich kurz.
    Sie trat näher zu mir. "Was ist's dann?"
    "Ich hab mir bloß überlegt, woher wir das Geld nehmen sollen."
    "Du wirst eine Anstellung finden", sagte sie, "es kann ja nicht ewig so weitergehen."
    Ich wandte mich ab und zündete mir eine Zigarette an. "Das sag ich mir sdion die ganze Zeit", sagte ich.
    Sie drehte mich wieder zu sich herum. Ihr Schmerz saß weit tiefer als bloß in den Augen. "Du freust dich nicht, daß wir ein Kind bekommen", sagte sie klagend.
    "Warum soll ich mich denn nicht freuen?" fragte ich und ließ den Rauch durch die Nase entweichen. "Ich werde vor Glück durch die Straßen tanzen! Weil's nämlich so großartig ist! Wir können von Glück sagen, wenn wir schließlich nicht dort wohnen müssen, wie die Dinge nun einmal stehen. Ich bin noch nie im Leben so glücklich gewesen!"
    Sie schlug die Augen zu Boden. "Ich kann nichts dafür, Danny", versuchte sie sich zu rechtfertigen, "es... es ist eben passiert."
    "Natürlich! Es ist eben passiert", wiederholte ich sarkastisch. "Und dabei gibt's Dutzende Möglichkeiten, es zu verhüten. Aber meine Frau glaubt nicht daran! Sie muß sich die verrückte Idee in den Kopf setzen, daß es einen Rhythmus gibt! Sie muß ..."
    "Danny!"
    ich schwieg und sah sie an.' Ihre Augen standen voll Tränen. Ich zog schweigend an meiner Zigarette.
    Mit tränenerstickter Stimme fragte sie kläglich: "Danny, wünschst du dir denn kein Kind?"
    Der schmerzliche Ton ihrer Stimme erschütterte mich und drang mir zu Herzen. Ich zog sie rauh an mich. "Verzeih mir, Nellie", sagte ich rasch, "natürlich wünsche ich mir ein Kind. Es ist bloß, weil ich mir Sorgen mache. Kinder kosten Geld, und gerade das haben wir nicht."
    Sie lächelte unter Tränen. "Babies brauchen nicht viel", flüsterte sie, "sie brauchen nur viel Liebe."
    Aber so einfach ist's nicht gewesen. Sie brauchen auch Dollars. Ich erinnerte mich, wie wir, als unser letzter ersparter Dollar verbraucht war, ins Arbeitslosenamt gegangen waren und um eine Unterstützung baten. Wie uns der Beamte angesehen hatte — erst mich, und dann Nellie, die hochschwanger war als wolle er fragen, welches Recht wir hätten, Kinder in die Welt zu setzen, wenn wir nicht einmal imstande

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