Einen Stein für Danny Fisher: Roman
sein. Bis zu dem Zeitpunkt, da sie alt genug sein werden, für sich selbst zu entscheiden, bin ich gerne bereit, ihnen zu gestatten, die Kirche ihrer Mutter zu besuchen."
Nellie trat zu mir und ergriff spontan meine Hand. "Ich glaube, es ist ein wenig verfrüht, über diese Dinge zu sprechen. Schließlich sind wir doch erst ganz kurz verheiratet."
Der Priester sah uns an. "Als Katholikin, Nellie, mußt du dir deiner Verantwortung bewußt sein. Daher ist's immer besser, diese Dinge vorher zu entscheiden, damit sich daraus kein Unglück ergibt."
Nellie war sehr blaß geworden. Sie bewegte beim Sprechen kaum die Lippen. "Ich weiß Ihre Besorgnis um mich ebenso wie Ihren Besuch zu schätzen, Pater Brennan. Seien Sie bitte überzeugt, daß wir das tun werden, was für uns beide das Richtige ist, und seien Sie uns immer willkommen, wenn Sie sich in der Nachbarschaft befinden."
Ich hätte sie dafür küssen können. Auf die reizendste Art hatte sie ihm zu verstehen gegeben, er solle seine Weisheit anderswo verzapfen.
Er hatte es sehr gut verstanden, aber in seinem Gesicht war keine Veränderung zu bemerken. "Ein Priester", sagte er seufzend, "steht im Leben manchmal vor den schwierigsten Entscheidungen. Im Grunde ist er doch auch nur ein menschliches Wesen und kann, wie alle übrigen Menschen, nur um den göttlichen Beistand bei allen seinen Taten beten. Ich hoffe und bete, mein Kind, daß mein Besuch bei dir eine gute und richtige Wirkung zeitigt."
"Wir sind Ihnen für Ihre Gebete dankbar, Pater", erwiderte meine Frau höflich, ließ aber ihre Hand noch immer in der meinen ruhen.
Ich folgte Pater Brennan langsam zur Tür, wo er mir die Hand reichte. "Ich freue mich, Sie kennengelernt zu haben, mein Sohn", sagte er, aber aus seinem Ton war kein Enthusiasmus mehr zu hören. Nach der Art zu schließen, wie er diesmal meine Hand schüttelte, war ich überzeugt, daß er mich für einen Sohn des Teufels hielt.
Die Tür schloß sich hinter ihm, und Nellie sprach verärgert in rasantem Italienisch auf ihre Mutter ein. Diese hob abwehrend die Hände und antwortete nur stotternd, schließlich traten ihr auch noch Tränen in die Augen. Während der Streit immer hitziger und heftiger wurde, stand ich stumm daneben, denn ich wußte nicht, was sie sprachen. So rasch, wie der Streit begonnen hatte, war er auch wieder vorbei, und Nellies Mutter schlang ihre Arme um ihre Tochter und küßte sie.
Nellie wandte sich entschuldigend zu mir um. "Meiner Mutter tut es leid, daß sie ihn hierhergebracht hat. Sie hat's gut gemeint und hofft, daß du nicht beleidigt bist."
ich sah ihre Mutter einen Augenblick an, dann lächelte ich ihr beruhigend zu.
"Du brauchst nichts zu bedauern, Mamma Petito", sagte ich langsam, "ich weiß, daß du es nur gut gemeint hast."
Hierauf umarmte Mamma Petito auch mich und küßte mich auf die Wange.
"Du bist ein guter Junge, Danny", sagte sie in ihrem holprigen Englisch, "ich möchte nichts anderes, als daß du zu meiner Nellie gut bist."
"Das will ich, Mamma", versprach ich und sah dabei Nellie an, "darauf kannst du dich verlassen."
Nachdem Mamma Petito gegangen war, beendigten wir unsre Arbeiten in der Wohnung. Es war noch ziemlich früh am Nachmittag. Ich setzte mich ins Wohnzimmer und drehte das Radio auf. Leise Musik erfüllte das Zimmer. Es war gerade die richtige Musik, um einen neuen Tag zu beginnen: Frankie Carles Sonnenaufgangs-Serenade.
Nellie kam ins Wohnzimmer und stellte sich neben mich. "Was möchtest du zum Dinner?" fragte sie ernsthaft.
"Willst du damit sagen, daß du auch kochen kannst?" fragte ich übermütig.
Sie sah mich tadelnd an. "Sei nicht töricht, Danny", sagte sie rasch, "was möchtest du also haben?"
"Wozu willst du überhaupt kochen?" fragte ich. "Wir werden heute auswärts essen und unsern Einstand feiern."
"Mh-mh", sie schüttelte den Kopf. "Das ist zu teuer. Es wird Zeit, daß wir unser Geld Zusammenhalten, bis du eine Anstellung gefunden hast. Dann kannst du auswärts essen, wenn's dir Spaß macht."
Ich sah sie mit einem ganz neuen Respekt an. Ich hatte schon den ganzen Tag immer wieder festgestellt, daß sie weit erwachsener war, als ich ihr zugetraut hätte. Ich stand auf und drehte das Radio ab. "Mach, was du willst, und überrasche mich damit", sagte ich, "ich laufe noch rasch ins Geschäftsviertel, um nachzuschauen, ob's für mich irgendeinen Job gibt."
Das strahlende Sonnenlicht blendete mich einen Moment, als ich aus dem Hausflur trat und eine Sekunde vor
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