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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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mechanisch lächelnd.
    Er ergriff meine Hand und wandte sich an Papa. "Mir ist's, als wäre ich erst gestern bei seiner Beschneidung gewesen, Harry", sagte er.
    Papa nickte zustimmend.
    Ich errötete ungeduldig, denn ich wußte genau, was er sagen würde, ich hatte dasselbe heute schon zwanzig mal gehört. Er enttäuschte mich denn auch nicht.
    "Wie die Zeit verfliegt, was?" Onkel David nickte gleichfalls mit dem Kopf. "Und jetzt bist du ein so großer Junge." Er griff in seine Tasche und zog eine Münze hervor. "Hier, Danny, das gehört dir."
    Ich drehte die Goldmünze zwischen den Fingern — es war ein Zehn-Dollar-Goldstück. "Danke, Onkel David", sagte ich.
    Er grinste. "Ein großer Junge", sagte er. Und wieder wandte er sich an Papa. "Er wird dir bald im Geschäft helfen können, so wie mir mein Joel hilft."
    Papa schüttelte abwehrend den Kopf. "Für meinen Danny kommt das Geschäft nicht in Frage", antwortete er entschlossen. "Mein Danny wird Akademiker. Er wird entweder Rechtsanwalt oder vielleicht Arzt, und wenn alles gut geht, werde ich ihm eines Tages eine schöne Praxis einrichten."
    Ich sah Papa überrascht an. Ich hörte zum erstenmal etwas von diesen Plänen. Ich hatte nie viel darüber nachgedacht, was ich werden wollte, ich hatte mich eigentlich nie darum gekümmert.
    Ein verschlagener Ausdruck trat in Onkel Davids Augen. "Natürlich, Harry', natürlich", sagte er beschwichtigend. "Aber du weißt doch, wie schwer die Zeiten sind. Bitter, bitter! Und du mußt schwer genug kämpfen. Wenn Danny genauso wie mein Joel den Sommer über in deinem Geschäft arbeiten würde, was wär schon dabei? Gar nichts. Und du ersparst dir fünf Dollar in der Woche für einen Lehrling. Fünf Dollar sind fünf Dollar!" Er sah mich an. "Und Danny ist ein braver Junge. Ich bin überzeugt, er möchte dir ebenso gern helfen wie mir mein Joel. Stimmt's, Danny?"
    Ich nickte. Niemand sollte sagen, daß mein Cousin Joel braver ist als ich. "Sicher, Onkel David", sagte ich rasch.
    Papa sah mich an. In seinen Augen war ein bekümmerter Ausdruck. Seine Lippen zitterten leicht. "Es ist noch Zeit genug, darüber zu sprechen, Danny", sagte er langsam. "Die Ferien beginnen erst in einem Monat. Aber jetzt lauf hinunter. Die andern Kinder werden dich schon vermissen."
    Ich eilte auf die Treppe zu und ließ die Goldmünze in meiner Tasche verschwinden. Hinter mir hörte ich die Stimme Onkel Davids, der nochmals versicherte, daß es eine gute Idee sei und daß es mir nicht schaden werde.
    Auf der Stiege blieb ich stehen und sah in das Spielzimmer hinunter. Mamma hatte Wände und Plafond mit Papierschlangen ausgeschmückt, und es sah sehr lustig und festlich aus. Aber die Kinder waren ganz still. Oben sprachen die Erwachsenen laut durcheinander, einer trachtete den andern zu überschreien, alle sprachen auf einmal, als hätten sie nie wieder Gelegenheit, miteinander zu reden, und ihre Stimmen hallten dumpf bis zu mir. Doch hier unten standen alle Jungen auf einer Seite des Raums und die Mädchen auf der andern. Ihre Stimmen klangen gedämpft und verlegen. Es war keineswegs wie dort oben.
    Als ich mich zu den Jungen auf ihrer Zimmerseite gesellte, trat mir mein Cousin Joel entgegen. Er war etwa anderthalb Jahre älter als ich, und sein Gesicht war mit Pusteln übersät. Ich hatte über diese Sache schon Geschichten erzählen gehört und hoffte, sie nicht auch zu bekommen.
    "Hallo, Joel", sagte ich verlegen. "Unterhältst du dich, ho?"
    Er nickte höflich, ließ aber die Mädchen auf der andern Zimmerseite nicht aus den Augen. "Natürlich", antwortete er hastig - zu hastig.
    Ich folgte seinem Blick. Er sah zu Marjorie Ann hinüber. Als sie bemerkte, daß auch ich sie ansah, flüsterte sie meiner Schwester etwas zu. die sofort zu kichern begann. Ich ging zu ihr hinüber, Joel folgte mir auf dem Fuß.
    "Was ist denn so komisch?'" fragte ich kriegerisch. Ich hatte das unangenehme Gefühl, daß sie über mich lachten.
    Mimi schüttelte schweigend den Kopf und kicherte wieder. Marge lächelte höhnisch. "Wir haben auf dich gewartet, damit du die Gesellschaft ein bißchen in Schwung bringst", sagte sie.
    Ich zwang mich zu einem Lächeln und sah mich um. Alle Kinder blickten mich ernst und feierlich an. Sie hatte recht, die Party lag in den letzten Zügen. Die Erwachsenen amüsierten sich, aber die Kinder wußten nichts miteinander anzufangen.
    "He", rief ich und hielt die Hände in die Höhe, "spielen wir doch was."
    "Was sollen wir denn spielen 7 "

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