Einen Stein für Danny Fisher: Roman
und das Zimmer wurde unscharf und war weit, weit entfernt. Plötzlich durchfuhr's mich wie mit einem elektrischen Schlag. Sie hatte meine Hand in den Ausschnitt ihres Kleides gelegt, und ich berührte ihre nackte Brust mit den harten Knospen. Entsetzt riß ich die Hand zurück.
Sie begann leise zu lachen, und ihre Augen strahlten mich an. "Ich mag dich, Danny", flüsterte sie. Damit schritt sie auf die Tür zu, sah aber nochmals zu mir zurück. Die spöttische Miene breitete sich wieder über ihr Gesicht. "Wen soll ich jetzt reinschicken, Danny?" fragte sie. "Vielleicht deine Schwester?"
4
Ich ging durch das Wohnzimmer. Rexie folgte mir auf dem Fuß. "Danny, komm einen Moment her zu mir", Papas Stimme kam von der Couch, wo er neben Mamma saß.
Mamma sah sehr müde aus. Sie war soeben damit fertig geworden, alles wieder in Ordnung zu bringen, nachdem alle gegangen waren. Das Haus war jetzt merkwürdig still.
"Ja, Papa." Ich stand vor ihnen.
"Hast du ein schönes Bar-Mitzvah-Fest gehabt, Danny?" sagte Papa halb fragend.
"Sehr schön, Papa", antwortete ich. "Danke."
Er winkte leicht mit der Hand ab. "Danke nicht mir", sagte er, "danke deiner Mamma. Sie hat die ganze Arbeit gehabt."
Ich lächelte sie dankbar an.
Sie erwiderte mein Lächeln mit müdem Blick und wies mit der Hand neben sich auf den Polstersitz. Ich setzte mich. Sie hob die Hand und fuhr mir durch die Haare. "Mein kleiner Blondie", sagte sie nachdenklich, "jetzt bist du also erwachsen. Und wirst bald heiraten."
Papa begann zu lachen. "Na, Mary, so bald ja auch wieder nicht. Er ist noch hübsch jung."
Mamma sah ihn an. "Bald genug", sagte sie. "Denk nur, wie rasch die dreizehn Jahre verflogen sind."
Papa lachte wieder. Er nahm eine Zigarre aus der Tasche und zündete sie an, während sich ein gedankenvoller Ausdruck über sein Gesicht breitete. "David hat den Vorschlag gemacht, Danny soll mir im Sommer im Geschäft helfen."
Mamma setzte sich erschrocken kerzengerade auf. "Aber Harry, er ist doch noch ein Baby!"
Jetzt lachte Papa laut heraus. "Grad hast du gesagt, er wird bald heiraten, und nu is er wieder zu jung, um zu arbeiten?!" Er wandte sich an mich. "Was hältst du davon, Danny?"
Ich sah ihn an. "Ich werde alles tun, was du willst, Papa", antwortete ich.
Er schüttelte den Kopf. "Das hab ich nicht gemeint. Ich hab gefragt, was du tun willst. Was möchtest du denn einmal werden?"
Ich zögerte einen Moment. "Ich weiß wirklich nicht", gestand ich. "Ich hab noch nie drüber nachgedacht."
"'s ist aber Zeit, Danny, daß du drüber nachdenkst", sagte er sehr ernst. "Du bist ein aufgeweckter Junge. Hast schon ein Jahr Gymnasium hinter dir und bist doch erst dreizehn. Aber die ganze Aufgewecktheit nützt dir nichts, wenn du nicht weißt, was für ein Ziel du hast, 's ist wie ein Schiff ohne Steuer."
"Ich komm im Sommer zu dir ins Geschäft, Papa", sagte ich rasch. "Wenn's dir eine Hilfe ist, so ist's genau das, was ich mir wünsche. Ich weiß ja, daß das Geschäft jetzt nicht gut geht."
"Es geht zwar schlecht genug, aber nicht so schlecht, daß ich etwas von dir verlangen möchte, was du nicht gern tust", sagte er und blickte auf seine Zigarre. "Deine Mamma und ich setzen große Hoffnungen in dich. Wir möchten, daß du auf der Universität studierst und Rechtsanwalt oder Arzt wirst. Und vielleicht kämst du nicht soweit, um an der Universität zu studieren, wenn du mir im Geschäft hilfst. So ist's ja auch mir passiert. Ich hab mein Studium nie beendet. Ich will nicht, daß es dir auch so geht."
Ich sah erst ihn an, dann Mamma. Sie betrachtete mich mit traurigem Blick. Sie hatte Angst, mir könnte dasselbe passieren wie ihm. Dennoch, das Geschäft ging schlecht, und Papa brauchte meine Hilfe. Ich lächelte. "Wenn ich im Sommer ins Geschäft komme, hat das doch nichts auf sich, Papa", sagte ich. "Im Herbst geh ich dann wieder in die Schule."
Er wandte sich zu Mamma. Sie sahen einander lange in die Augen. Dann nickte Mamma leicht mit dem Kopf, und er kehrte sich wieder mir zu. "Also gut, Danny", sagte er gewichtig, "dann soll es für kurze Zeit so sein. Wir werden ja sehen."
Die Jungen schrien durcheinander, während der Ball, ohne den Boden zu berühren, über das Netz hin und zurück flog. In der Sporthalle des Gymnasiums waren gleichzeitig vier Spiele im Gang. Mit einem verstohlenen Seitenblick stellte ich fest, daß Mr. Gottkin jetzt auf uns zukam und richtete meine Aufmerksamkeit sogleich wieder auf den Ball. Ich wollte vor ihm als
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