Einen Stein für Danny Fisher: Roman
sagen, daß ich mir's überlegt habe und doch lieber meine Stellung behalten möchte. Es War verrückt, auch nur anzunehmen, daß mir die Durchführung eines so gigantischen Plans gelingen könnte. Sam war ein äußerst gerissener Kaufmann, und wenn er darin kein Geschäft sehen konnte, hatte er vielleicht doch recht. Ich hatte von seiner Geschäftsgebarung genug gesehen und gelernt, um zu wissen, daß er gewöhnlich recht hatte. Niemand baute ein Unternehmen, wie Sam es hatte, aus bloßer Luft auf. Wer war denn ich, daß ich zu behaupten wagte, er sei im Irrtum?
Ich war plötzlich sehr müde und schloß erschöpft die Augen. Was war denn in mich gefahren? Wozu diese großen Pläne? Zum Leben hatte ich genug, und ich war zufrieden. Noch vor wenigen Jahren hätte ich alles dafür gegeben, um so eine Stellung zu erhalten. Und jetzt war sie nicht mehr gut genug. Ich suchte krampfhaft nach einer Antwort dafür. Es gab eine — irgendwo —, es mußte eine geben. In irgendeiner geheimen Ecke verborgen, nicht greifbar, wie ein wohlvertrautes Wort, das einem auf der Zunge liegt. Es mußte einen Grund geben. Ich konnte nicht glauben, daß es nur deshalb war, weil Sam es nicht wollte.
Ich überdachte die ganze Sache nochmals gründlich. Vielleicht war etwas dabei, was mich faszinierte. Die Sache hatte vor einigen Wochen begonnen, als Sam mich über Land schickte, um seine Verkaufsautomaten zu überprüfen. Bis dahin hatte ich nur Sams Konzessionen zu inspizieren gehabt.
Am ersten Tag meiner Anstellung bei ihm hatte er mich in sein Büro gerufen. Da wurde mir zum erstenmal klar, daß er in Wirklichkeit ein Riesen-unternehmen aufgebaut hatte. Er wartete, bis sich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Dann erst begann er zu sprechen. Seine Augen waren kalt und herausfordernd. Er sprach in einem Ton, den ich von ihm nie zuvor gehört hatte, präzis und geschäftsmäßig.
"Danny, wenn du glaubst, daß dir hier was geschenkt wird, kannst du gleich wieder gehen."
Ich antwortete nicht.
"Und wenn du glaubst, du hast die Stellung nur bekommen, weil du was über mich weißt, dann vergiß es lieber", fuhr er in demselben Ton fort. "Ich zahle dir dreißig Dollar in der Woche, weil ich erwarte, daß deine Arbeit dreißig Dollar wert ist." Er starrte mich einen Augenblick an, als erwarte er eine Antwort. Da ich jedoch schwieg, fuhr er fort. "Erwarte dir keinerlei Protektion, weil du Mimis Bruder bist, du kannst das daher gleichfalls vergessen. Du wirst arbeiten, sonst fliegst du raus. Bei mir gibt's nichts anderes - nichts anderes zählt, 's ist mir egal, was du über mich zu wissen glaubst, wenn du nicht wirklich arbeitest. Ich würde dich rausschmeißen, ehe du wüßtest, was dir geschieht!" Er starrte mich wieder an. "Verstanden?"
Bei diesem vertrauten Wort mußte ich beinahe lächeln. Es war immer sein Lieblingswort gewesen. "Hab's kapiert", antwortete ich, "so möchte auch ich es haben. Ich hab Gnaden und Almosen satt bekommen."
Er nickte schwerfällig mit dem Kopf. "Gut", sagte er, "dann verstehen wir einander. Geh jetzt und mach dich an die Arbeit."
Damit wandte er sich wieder seinem Schreibtisch zu, und ich war entlassen. Als ich wieder hinaustrat, war das Gesicht der Sekretärin heftig gerötet. Ich lächelte ihr zu und trat an meinen Schreibtisch, der damals noch mitten unter den andern Angestellten stand. Meine Aufgabe war es, die Umsätze aller Konzessionen festzustellen und ihre Lagerbestände fortlaufend zu überprüfen.
Nach dieser Unterredung bekam ich nicht mehr viel von Sam zu sehen. Er behandelte mich genauso wie seine übrigen Angestellten, nicht besser und nicht schlechter. Ich hatte diese Stellung über ein Jahr inne, als bei der ersten Friedensrekrutierung einer der Inspektoren einberufen wurde. Sam beförderte mich auf seinen Posten. Ich erhielt fünfundvierzig Dollar in der Woche und einen Wagen zu meiner Verfügung. Meine Aufgabe war es von nun an, die verschiedenen Konzessionen zu besuchen, den Geschäftsgang zu überprüfen und herauszubekommen, ob unser Unternehmen seinen richtigen Anteil erhielt. Ein gewisser Verlust konnte bei einem so vagen und nebulösen Geschäft nicht vermieden werden, wir versuchten aber, ihn auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
Ich stellte mich bei dieser Sache recht geschickt an. Es kam so weit, daß ich, wenn ich an einem Ort eintraf, bloß einige Zeit herumsaß und dann instinktiv wußte, wie wir dran waren. Ich lernte, wieviel Gewinn für uns dabei herausschaute, und
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