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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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wieder ein Kind bekommen hatten, warum Nellie so ängstlich bestrebt war, keinen unnötigen Penny auszugeben, warum sie nicht wollte, daß wir von hier wegziehen. Sie hatte Angst! Sie schob sich selbst die Schuld zu für das, was Vickie geschehen war, und sie wollte nicht, daß es sich wiederholte - weder die Angst noch die Armut, noch die Herzensqual.
    Und ich wußte, weshalb ich in das große Geschäft wollte, weshalb ich die Chance ergreifen mußte. Es hieß, entweder unser ganzes Leben lang im Schatten der Angst zu leben, oder sich ein für allemal davon zu befreien, um alle Schätze der Welt erringen zu können, die man sich wünschte. Das war alles. Wir mußten uns von der Angst befreien, damit wir an ein Morgen denken konnten, ein Morgen, an das zu denken wir uns bisher fürchteten, weil es so sehr dem Gestern glich.
    Jetzt würden wir wieder an uns selbst denken können. Wie andere Menschen dürften wir uns die verschiedensten Dinge wünschen, wir dürften wieder fühlen und hoffen. Das war es.
    Du stirbst nicht so einfach, gleichgültig, was geschieht; du gibst nicht auf, du lebst weiter. Das ist es: du lebst weiter. Das Leben ist nicht etwas, das man auf- oder abdrehen kann wie einen Wasserhahn, keinesfalls, solange das Blut in deinen Adern kreist, das Herz schlägt und die Seele hofft. Das ist es. Du lebst weiter!
    Ich nahm das Foto behutsam aus Nellies Fingern, steckte es in meine Tasche und setzte mich ihr gegenüber in einen Fauteuil, um zu warten, bis sie erwachte, und ihr zu erzählen, was ich soeben gelernt hatte.

10
    Ich saß verlegen in Mimis Wohnzimmer und blickte meinen Vater an. Es war eines ihrer größten Anliegen, uns eines Tages zu versöhnen. Ich wünschte, sie hätte nie daran gerührt, denn es hatte keinen Sinn. Zu viele Dinge lagen zwischen uns, wir hatten uns zu weit voneinander entfernt. Jetzt saßen wir wie zwei Fremde im selben Zimmer - und machten Konversation! Obwohl sich jeder von uns der Nähe des andern aufs stärkste bewußt war, richteten wir das Wort nie direkt aneinander.
    Nellie und Mamma waren mit Mimi ins Kinderzimmer gegangen, um dabeizusein, wenn die Kleinen zu Bett gebracht werden, und nur Sam, Papa und ich waren vor dem Dinner im Wohnzimmer zurückgeblieben. Papa und ich sprachen nur, wenn Sam etwas zu einem von uns sagte. Dann antworteten wir einsilbig und steif, als hätten wir Angst, daß unsre Worte zu einem gefährlichen Thema führen könnten.
    Schließlich wußte auch Sam nichts mehr zu sagen, was uns beide interessieren könnte, er zog sich gleichfalls in ein unbehagliches Schweigen zurück. Er griff nach seiner Zeitung und blätterte in den Sportnachrichten. Einige Sekunden war das Rascheln der Zeitung das einzige Geräusch im Zimmer.
    Ich hatte durchs Fenster in den gegenüberliegenden Park geschaut. Es war beinahe ganz dunkel geworden, die Lichter flammten in den Gebäuden auf und leuchteten wie goldgelber Topas auf purpurnem Samt.
    "Danny, erinnerst du dich an den Burschen, gegen den du im Finale gekämpft hast - an Joey Passo?"
    Ich drehte mich zu Sam um. Ich erinnerte mich sehr gut. "Das war im Semifinale, Sam", korrigierte ich ihn, "es war dieser Bursche, der mich um ein Haar besiegt hätte. Er war sehr gut."
    Sam nickte. "Stimmt. Ich hab ja gewußt, daß du einmal gegen ihn angetreten bist. Hier steht, daß er soeben einen Vertrag für das Leichtgewichtschampionat im kommenden Herbst unterschrieben hat."
    Ich fühlte, daß mich mein Vater gespannt ansah. "Hoffentlich gewinnt er's", sagte ich, "er hat viel Talent, ist tapfer und kann das Geld brauchen."
    "Du hättest es auch gewinnen können", sagte Sam, ohne von der Zeitung aufzublicken, "du hattest ebenfalls Talent und die besten Chancen, die mir je untergekommen sind."
    Ich schüttelte den Kopf. "Mm-mm. Mir war's eine zu robuste Angelegenheit."
    Sam sah von seiner Zeitung auf. "Dir fehlte bloß der Instinkt des Killers. Noch ein paar Kämpfe, dann wäre dir auch dafür der Knopf aufgegangen."
    Ehe ich zu antworten vermochte, sagte mein Vater: "Ein Beruf, in dem ein Mann den Instinkt eines Killers haben muß, ist kaum das, was ich für meinen Sohn wünsche."
    Sowohl Sam als auch ich starrten ihn überrascht an. Soweit wir uns erinnern konnten, geschah es zum erstenmal, daß er sich in ein Gespräch, das wir führten, einmischte.
    Papas Gesicht war wieder sehr rot. "Wenn ein Mann ein Killer sein muß, um Erfolg zu haben, dann ist's ein dreckiges Geschäft!"
    Sam und ich wechselten verständnisinnige

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