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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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Coney Island an einem Tag mit großer Besucherzahl. Automaten, die Hot Dogs brieten und in einem getoasteten Brötchen, säuberlich in eine Serviette gewickelt, lieferten; Automaten, die heißen Kaffee in Papierbechern verkauften; Sandwiches - einfach alles, was man sich nur ausdenken konnte. Es gab sogar Automaten, die auf dem Flugfeld Versicherungspolicen verkauften, ehe man eine Flugreise antrat. Sie hatten an alles gedacht - mit Ausnahme der entsprechenden Lokalitäten.
    Die große Chance lag im Rinnstein, wie eine Zwei-Dollar-Hure. Es handelte sich nicht darum, daß Christensons Geschäft jetzt ungemein einträglich war, denn es war völlig gleichgültig, ob es derzeit auch nur einen Cent einbrachte. Es drehte sich bloß um die ungeheuren Absatzmöglichkeiten der Nachkriegszeit, diesen Reiz und Ansporn, den man in jedem Geschäft suchte. Während jedermann mit andern Dingen beschäftigt war, konnte man bei einem Geschäft wie diesem in aller Gemütsruhe herumschnüffeln und sich die besten Lokalitäten des Landes sichern. Dann wäre es wirklich das große Geschäft.
    Aber Sam war eben wie alle andern. Er verdiente gut; er wollte sich nicht anstrengen. Wozu sich auf Spekulationen einlassen, wenn das Geld ohnedies wie Johnstowns Flut einströmte?
    Ich blickte wieder auf den Scheck in meiner Hand. Ich hatte noch immer keine Antwort auf meine Frage gefunden. Was drängte mich dazu, es zu tun? Ich wußte jetzt, daß es nicht das Geschäft allein war, cs war noch etwas anderes. Aber erst als ich an diesem Abend nach Hause kam und mit Nellie sprach, fand ich die Antwort.
    Ich trat leise in die Wohnung und überlegte, wie Nellie die Neuigkeit aufnehmen würde. Ich hoffte, daß sie sich keine Sorgen machen würde, aber in dieser Beziehung war sie komisch. Sie hielt große Stücke auf eine stetige Arbeit und erspartes Geld; und eine Anstellung schien ihr der einzige Weg zu sein, um Geld zu verdienen. Sie hatte sich verschiedene Male geweigert, aus unsrer. Wohnung auszuziehen, als ich es ihr vorschlug. "Wozu das Geld für die Miete ausgeben?" hatte sie argumentiert. "Wir fühlen uns hier doch sehr wohl."
    "Aber Herzchen", hatte ich eingewendet, "um etwas mehr Geld könnten wir anderswo noch weit behaglicher leben."
    "Nein", hatte sie gesagt, "es ist viel besser zu sparen, während wir noch verdienen. Niemand kann sagen, ob cs nicht wieder aufhört, und dann werden wir jeden Penny brauchen, den wir uns erspart haben."
    Einige Zeit sprach ich nicht mehr darüber, denn ich verstand sehr gut, wovor sie sich fürchtete, und dazu hatte sie auch allen Grund. Bisher hatten wir nichts als Armut gekannt. Welches Recht hatten wir, zu erwarten, daß sich dieser Zustand je ändern könnte? Es ist die Philosophie der Armen, deren Wurzeln so tief saßen, daß sie niemand auszurotten vermochte.
    Ich schloß die Tür geräuschlos hinter mir. "Nellie", rief ich leise, denn manchmal schlief sie, wenn ich heimkam. Sie arbeitete den ganzen Tag an der großen Plastikmaschine, und das beanspruchte ihre ganze Kraft.
    Da ich keine Antwort erhielt, schlich ich mich auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer. Als ich halbwegs durch das Wohnzimmer gekommen war, bemerkte ich sie in einer Ecke der Couch, wo sie, bereits für das Dinner gekleidet, zusammengekauert schlief. Ich trat leise näher.
    Die eine Hand hing ausgestreckt von der Couch herab, die andere drückte sie fest an ihren Busen. Sie hielt etwas in dieser Hand, und ich sah, daß es ein Foto von Vickie war, das wir während des kurzen Sommers ihres Lebens auf dem Hausdach aufgenommen hatten. Nellie hatte sie gehalten, während ich das Bild mit einer ausgeliehenen Kamera aufnahm. Ich erinnere mich, wie begierig wir auf die Bilder gewartet hatten, die wir im Drugstore an der Ecke hatten entwickeln lassen, und wie mühsam wir uns jeden Penny absparten, um das Geld für die Abzüge zusammenzubekommen.
    Nellie hatte das Kind hoch in die Luft gehalten, Vickie hatte selig gelacht und Nellie hatte strahlend zu ihr empor gelächelt. Ich fühlte einen Knoten in der Kehle. Nellie sah auf dem Bild selbst noch wie ein Kind aus.
    Ich betrachtete Nellie, ihre Augen waren geschlossen, sie atmete leicht und regelmäßig. Ihre langen schwarzen, gebogenen Wimpern lagen auf ihrer zarten weißen Haut, und von ihren Augen liefen feine Streifen über ihr Make-up. Sie hatte geweint, sie hatte das Foto betrachtet und geweint! Plötzlich kannte ich die Antwort, die ich vergeblich gesucht hatte.
    Ich wußte, weshalb wir nie

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