Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Blicke, dann sagte Sam: "Aber Dad, das ist doch bloß eine Redensart, die die Boxer verwenden, es bedeutet nichts anderes, als daß man, wenn man seinem Gegner genügend zugesetzt hat, auch weiß, wie man ihn rasch und sicher k. o. schlägt."
"Eine wortreiche Entschuldigung bleibt eine Entschuldigung", sagte Papa beharrlich und eigensinnig, "wenn sich's aber bloß um eine Redensart handelt, wieso kommt es, daß ich immer wieder in der Zeitung lese, daß ein Boxer getötet worden ist?"
"Das sind unglückliche Zufälle, Dad", sagte Sam, "du liest doch auch täglich von Menschen, die bei einem Autounfall getötet worden sind. Deshalb ist doch nicht jeder, der ein Auto lenkt, ein Killer."
Papa schüttelte den Kopf. "Das ist etwas ganz anderes."
Jetzt wurde auch Sam starrköpfig. "Das ist gar nichts anderes, Dad", fuhr er fort. "Boxen ist ein Sport, der ungemein viel Geschicklichkeit erfordert. Es gibt sehr wenig Menschen, die alle hierfür nötigen Eigenschaften besitzen: geistige, und körperliche Koordination, vereint mit einer zähen Entschlossenheit zu gewinnen. Das sind angeborene Talente, und wenn du jemanden entdeckst, der sie alle in sich vereint, dann hast du einen ganz außergewöhnlichen Menschen vor dir. Dein Sohn Danny gehörte zu ihnen."
Er sah mich einen Moment an, ehe er fortfuhr. In seinen Augen war eine tiefverwurzelte Zuneigung zu lesen. "Danny gehörte zu diesen Menschen, Dad, denen man nur einmal im Leben begegnet." Er sprach jetzt sehr leise, beinahe wie zu sich selbst. "Als ich ihn zum erstenmal sah, war er ein hochaufgeschossener, schlaksiger Junge, sehr groß für sein Alter, der in der Schule einen Boxkampf ausfocht. Vorher war er nichts anderes als eben irgendein Junge in seiner Klasse, aber nachher war er etwas Besonderes. Er hatte das gottgegebene Talent."
Papa knurrte: "Ein Teufelstalent, behaupte ich."
Sams Augen blitzten. "Darin irrst du dich, Dad, so wie du dich schon in vielen Dingen geirrt hast. Wie sich alle Menschen gelegentlich irren. Wenn du wüßtest, wie wenige Männer es in Wirklichkeit auf der Welt gibt, deren Arme und Beine sich ebenso exakt und rasch bewegen, wie ihr Gehirn es ihnen befiehlt, dann würdest du verstehen, was ich meine."
Papa stand auf. "Ich will nichts mehr davon hören", sagte er abschließend. "Es interessiert mich nicht. Für mich bleibt das Boxen die Tätigkeit eines Mörders!"
Jetzt wurde Sam wütend. "Wenn du so darüber denkst", schnauzte er ihn ironisch an, "wieso hast du es dann in Ordnung gefunden, daß Mimi mich geheiratet hat? Ich war ein Boxer."
Papa sah auf ihn hinunter. "Damals warst du kein Boxer mehr", antwortete er.
"Aber ich wäre es gewesen, wenn ich mir die Kniescheibe nicht gebrochen hätte", entgegnete Sam heftig.
Papa zuckte die Achseln. "Mimi wollte dich heiraten. Es war nicht meine Sache, ihr zu sagen, was sie tun soll. Sie konnte heiraten, wen sie wollte, ich hatte kein Recht, mich einzumischen."
Sams Gesicht wurde krebsrot. Jetzt war er wirklich wütend. "Und warm hast du das Recht, dich einzumischen, Dad? Immer dann, wenn es dir paßt? Du hast dich keineswegs daran gehalten, als Danny ..."
"Hör doch auf, Sam", sagte ich, ihn hastig unterbrechend. Diese Angelegenheit spielte zwischen meinem Vater und mir; es war sinnlos, daß auch er sich in diesen Streit einmischte.
Sam wandte sich kriegerisch gegen mich. "Warum soll ich schweigen?" fragte er. "An dieser Sache bin ich ebenfalls beteiligt. Bei diesem Fiasko hab ich einen Haufen Geld verloren." Er sah Papa eigensinnig an. "Alles war okay, solange der Junge das tat, was du ihm sagtest, als er aber nicht mehr auf dich hören wollte, war's nicht mehr gut. Aber das Geld, das er von seinen Kämpfen nach Hause brachte, das Geld hast du nie verschmäht. Und die fünfhundert Dollar, die er in der Nacht, als du ihn ausgesperrt hast, für dich zurückließ, die haben mich fünftausend gekostet und dem Jungen beinahe das Leben! Das hast du alles nicht gewußt, was?"
Papa war totenblaß geworden. Er sah mich beinahe schüchtern an. "Es ist nur in Ordnung, wenn ein Sohn auf das hört, was sein Vater ihm sagt", behauptete er.
"In Ordnung, ja", sagte Sam, "aber er ist nicht verpflichtet, das zu tun, was du ihm sagst. Ich werde das nie von meinen Kindern verlangen, was sie auch tun mögen: recht oder unrecht. Sie haben mich nicht gebeten, in die Welt gesetzt zu werden. Da ich sie mir gewünscht habe, bin ich verpflichtet, ihnen beizustehen, ob ich mit ihren Wünschen übereinstimme
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