Einen Stein für Danny Fisher: Roman
fest, den Kopf hatte er in einer höchst unbequemen Lage an die Tür gelehnt. Ich war sehr hungrig. Ich hatte seit gestern nachmittag nichts gegessen, aber ich konnte es nicht wagen, halt-zumachen. Es handelte sich um eine zu "heiße Ware".
Außerdem konnte ich, wenn ich in stetigem Tempo weiterfuhr, mittags in New York sein.
Die Stimme des Fahrers unterbrach meine Gedanken. "Ich werde Sie jetzt ablösen, Danny", sagte er, "damit Sie auch ein bißchen schlafen. Sie schauen hundemüde aus."
"Es macht mir nichts, noch länger zu fahren", sagte ich, "diese Karre fährt sich wie geschmiert."
"Trotzdem ist's besser, wenn Sie jetzt ein wenig schlafen", sagte er, "Ihre Augen sind ganz rot. Vielleicht spüren Sie's noch nicht, aber Sie sind müde."
"Okay", erwiderte ich und trat auf die Bremse. Die mächtigen Vakuumbremsen zischten. Langsam kam der W 7 agen zum Stillstand. Ich zog auch noch die Sicherheitsbremse an, dann schob ich mich aus dem Führersitz.
Der Mann kletterte über mich hinweg und setzte sich hinter das Steuerrad. "Sehen Sie jetzt zu, daß Sie auch wirklich schlafen", sagte er und löste die Sicherheitsbremse. "Sie waren doch die ganze Nacht wach."
"Ich kann schlafen, wenn diese Fahrt zu Ende ist", erwiderte ich, "dann wird mir bedeutend wohler sein." Ich verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte mich zurück.
Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung, und das Summen des Motors füllte die Kabine. Ich versuchte meine Augen von dem weißen Streifen loszureißen, der auf der Straße einförmig vor uns herlief. Aber etwas in der Art, wie er sich, so weit das Auge reichte, endlos erstreckte, faszinierte mich. Eine schmale weiße Linie, die durch die Straßenmitte lief. Bleibst du auf der rechten Seite, dann bist du in Sicherheit. Überschreite sie — dann bist du tot. Bleib auf der rechten Seite . . . der rechten Seite . . . der rechten Seite . . . der. . . rechten . . . Seite ... Ich fühlte, wie sich mein Kopf schlaftrunken an die Tür lehnte. Verzweifelt schüttelte ich ihn und versuchte die Augen offenzuhalten, aber cs hatte keinen Sinn. Ich war zu müde. Widerwillig überließ ich mich dem Schlummer.
Ich erwachte mit einem Ruck. Der Lastwagen stand, der Motor war verstummt. Ich blinzelte und wandte mich rasch an den Fahrer, der neben mir saß. "Was ist denn los?" fragte ich verschlafen. "Ist was passiert?"
Er sah mich mit sardonischer Miene an, antwortete aber nicht.
Auf meiner andern Seite ertönte jetzt eine Stimme, und ich fuhr herum. Ich riß die Augen auf. Jetzt war ich hellwach. Ein Mann stand auf dem Trittbrett des Führerhauses. In der Hand hielt er einen Revolver, der auf mein Gesicht gerichtet war. "Genug geschlafen, holder Träumer! Reib dir die Augen und steig aus!"
Ich bückte mich rasch und griff nach einem Schraubenschlüssel, der neben mir auf dem Boden lag.
Der Mann fuchtelte mit dem Revolver. "Heb die Händchen hoch, Danny-Junge, damit ich sie sehen kann", sagte er nachdrücklich.
Langsam ließ ich die Hände in den Schoß sinken. Meine Gedanken befanden sich in wildem Aufruhr. Ich sah wieder zu dem Fahrer. Er saß absolut regungslos, die Augen unbeweglich auf die Straße gerichtet. Jetzt begann ich mir die Sache zusammenzureimen. "Sie sind auch mit im Bund?" fragte ich unsicher.
Der Fahrer antwortete nicht. Statt dessen ergriff der Mann mit dem Revolver wieder das Wort. "Na, was denkst du dir?" fragte er ironisch.
Ich drehte mich langsam zu ihm. "Ich hab Geld", sagte ich verzweifelt, "lassen Sie mich die Ladung nach New York bringen, und ich werde Sie reichlich entschädigen."
Der Revolvermann grinste bloß, wobei seine gelblichen Zähne sichtbar wurden. Er spie einen Strahl Tabaksaft auf die Straße. "Wir haben deinen Zaster doch bereits", sagte er unverfroren. Er riß die Tür auf und sprang vom Trittbrett ab, hielt seinen Revolver aber auch weiterhin auf mich gerichtet. "Steig aus", sagte er, "die Vergnügungsfahrt ist zu Ende."
"Zehntausend", sagte ich hastig und starrte ihn an.
Er fuchtelte wieder mit seinem Revolver. "Ich hab gesagt, du sollst rauskommen!"
Langsam kletterte ich von meinem Platz hinunter. Der Himmel war bewölkt und von unheilverkündender tiefgrauer Färbung. Es würde gleich zu regnen beginnen. Ich fühlte, wie in mir die Wut aufstieg. Ich hatte mich so blödsinnig reinlegen lassen! Was für ein Narr war ich gewesen! Ich hätte es besser wissen müssen!
Meine Beine waren steif und müde, und ich bewegte mich ungeschickt. Jetzt hörte
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