Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
Vom Netzwerk:
hinübertragen und Ihnen zeigen, wo der Whisky steht."
    Sie folgte mir in die Nacht hinaus. Als wir das Kasino verließen, drehte jemand die Beleuchtung ab und das ganze Gelände lag in tiefe Finsternis getaucht. Ich fühlte, daß sie zögernd stehenblieb. "Halten Sie sich an meinem Arm fest", schlug ich vor. "Ich kenne hier jeden Schritt."
    Ich erwartete, daß sie ihre Hand auf meinen Arm legen würde, aber statt dessen hängte sie sich in mich ein und schritt dicht neben mir weiter. Ihre Nähe machte mich so befangen, daß ich mehrmals beinahe stolperte. Als ich das Licht im Bungalow anknipste, spürte ich, daß mein Gesicht heiß und blutrot war.
    Ich blieb stehen und sah sie an. In der Tiefe ihrer Augen geisterte unterdrücktes Lachen. Sie hatte mich jetzt völlig verwirrt. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
    "Ich bin noch immer durstig, Danny", sagte sie sarkastisch.
    Ich drehte mich hastig und verwirrt zum Schreibtisch um, zog eine Schublade auf und entnahm ihr eine Flasche.
    Sie hielt bei ihrem dritten oder vierten Drink - wir saßen auf den Stufen des Bungalows -, als das Telefon zu läuten begann. Sie hatte mich eben ausgelacht und versuchte mich zu verleiten, ebenfalls etwas zu trinken.
    Ich sprang auf, eilte hinein und nahm den Hörer ab. Sie folgte mir, aber nicht so rasch. Der Whisky hatte bei ihr bereits ziemlich gewirkt, sie schwankte zwar leicht, stand aber dennoch bereits dicht neben mir, als ich mich am Apparat meldete.
    Sams Stimme kam in dem finsteren Zimmer knatternd und dröhnend durch den Hörer. "Danny?"
    "Ja, Sam."
    "Ich kann heut Abend nicht mehr kommen, obwohl ich's versprochen hab."
    "Aber Sam ..." begann ich zu protestieren.
    Man hörte jetzt grelles Frauenlachen im Telefon. Ceil, dicht neben mir, zog den Atem scharf ein. Ihr Gesicht sah in der Dunkelheit sehr weiß aus.
    Sam schien seine Worte sorgfältig zu wählen. "Sag dem Burschen, der auf mich wartet, daß ich hier festgehalten wurde und daß ich erst morgen nach dem Lunch komme, um das Geschäft abzuschließen. Verstanden?"
    "Ja, Sam." Ich verstand ihn nur zu gut. "Aber..."
    "Okay, Junge", brüllte Sam ins Telefon, "auf Wiedersehen morgen."
    Das Telefon verstummte, und auch ich legte den Hörer auf. Ich wandte mich ihr zu. "Sam ist geschäftlich aufgehalten worden", sagte ich linkisch, "er kann heute Abend nicht mehr kommen."
    Leicht schwankend starrte sie mich an. Sie war aber noch nicht wacklig genug, um nicht genau zu verstehen, was hier gespielt wurde. "Lüg mich nicht an, Danny!" Ihre Stimme war heiser vor Wut. "Ich hab ihn genau gehört!"
    Ich sah sie an. Ihr Gesicht trug einen gepeinigten Ausdruck. Sie tat mir an diesem Abend zum zweiten mal leid. Ich ging auf die Tür zu. "Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe, Ceil."
    Ich fühlte, wie sie mich am Arm festhielt und drehte mich überrascht um. Da sah ich, wie sie mit der andern Hand weit ausholte. Ich bückte mich rasch, war aber nicht schnell genug. Mein Gesicht brannte von ihrem Schlag, und jetzt holte sie wild mit beiden Händen aus.
    Im Finstern packte ich ihre Handgelenke und hielt sie fest. "Was, zum Teufel, soll das heißen?" sagte ich atemlos.
    Sie versuchte ihre Hände freizubekommen, aber ich war zu stark für sie. Ihre Stimme klang heiser und erbittert, während sie die einzelnen Worte hervorstieß. "Du glaubst wohl, das ist komisch, was?" schrie sie. Ihre Stimme klang schrill durch die Nachtstille.
    Ich versuchte sie mit einer Hand zu bändigen und ihr mit der andern den Mund zuzuhalten. Da vergrub sie ihre Zähne tief in meine Finger, und ich zog sie mit einem Schmerzensschrei zurück.
    Sie lachte wild und hemmungslos. "Das tut weh, was? Jetzt weißt du wenigstens, wie mir zumute ist! Jetzt wird's dir vielleicht nicht mehr so komisch Vorkommen!"
    "Ceil!" flüsterte ich eindringlich und mit klopfendem Herzen. "Bitte, seien Sie still. Sonst wirft man mich hier noch raus!" Der Nachtwächter kümmerte sich keinen Pfifferling darum, was hier geschah, solange man keinen Lärm machte.
    Aber ich brauchte mir weiter keine Sorgen zu machen, denn jetzt lehnte sie sich, schwach geworden, an mich und begann herzzerreißend zu weinen. Ich stand regungslos, denn ich wagte nicht, mich zu bewegen, aus Angst, sie könnte von neuem beginnen.
    Von Schluchzen geschüttelt, lehnte sie an meiner Brust und sagte mit erstickter Stimme: "Wertlos, ganz und gar wertlos. Einer wie der andere! Ganz und gar wertlos!"
    Ich strich ihr übers Haar. Es fühlte sich sehr weich an.

Weitere Kostenlose Bücher