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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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Während sie ihnen zusah, erfüllte sie eine beglückende innere Wärme.
    Mimi war sehr aufgeregt. Gestern Abend war eine Annonce in der Zeitung erschienen, daß man im A & S, einem der Brooklyner Warenhäuser, einige Sekretärinnen für eine Halbtagsbeschäftigung suchte, und sie wollte sich unbedingt dort vorstellen. Papa verzehrte sein Frühstück schweigend. Er sah sehr erschöpft und müde aus, und in seinem Gesicht waren jene Falten zu sehen, die sofort erscheinen, wenn man schlecht schläft.
    Und dann war die Küche wieder leer, und Mamma war allein. Langsam spülte sie das Frühstücksgeschirr. Nachher bemerkte sie, daß Milch, Butter und Eier noch auf dem Tisch standen. Sie nahm alles vom Tisch, balancierte es auf einem Arm und öffnete mit ihrer freien Hand die Eisschranktür. Sie stellte alles hinein, obwohl von dem kleinen Eisblock nichts mehr übriggeblieben war, er war völlig zerschmolzen. Sie schloß die Tür.
    Auf der Veranda ertönten Schritte. Das muß der Postbote sein, dachte sie, lief zur Eingangstür und öffnete sie. Doch der Postbote war bereits zum nächsten Haus weitergegangen. Sie sperrte den Briefkasten hastig auf, entnahm ihm einige Briefe und sah sie rasch durch. Kein Brief von mir. Nur Rechnungen. Sie kehrte langsam in die Küche zurück und öffnete noch im Gehen eine nach der andern. Gas - Telefon - elektrisches Licht — alles überfällig!
    Sie ließ die Rechnungen auf den Tisch fallen und behielt nur einen ungeöffneten Brief in der Hand, dessen Absender sie nicht kannte. Sie öffnete ihn. Es war die Verständigung der Bank, daß die Hypothekenraten für das Haus überfällig waren.
    Sie sank schwer auf einen Stuhl neben dem Tisch. Durch die Erschütterung öffnete sich langsam und geräuschlos die Tür des Eisschranks. Sie saß regungslos da und starrte in den leeren Eisschrank. Sie sollte aufstehen und die Tür schließen, da sich die geringe Kälte, die noch drinnen war, auch verflüchtigen würde, aber irgendwie hatte das auch nichts mehr zu bedeuten. Sie fand nicht die Kraft, aufzustehen und die Tür zu schließen. Alles war bedeutungslos geworden. Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft zu weinen und fühlte sich entsetzlich schwach. Sie starrte in den fast ganz leeren Eisschrank, bis er immer größer und größer zu werden schien und sie sich in dieser teils leeren, teils kalten Welt völlig verlor.

12
    Nachdem ich den Verkaufspavillon geschlossen hatte, war ich eifrig damit beschäftigt, mit einer feschen Puppe zu poussieren, da bemerkte ich, daß Miss Schindler das Kasino betrat. Ich beobachtete sie verstohlen, als sie bei der Tür stehenblieb und sich umsah.
    Ich hatte sie vorher nur ein einziges Mal gesehen, als ich zum Bungalow hinübergelaufen war, um einige Kartons Zigaretten zu holen, die ich für den Verkaufspavillon brauchte. Es war eine jener Nächte, in denen man glaubt, man brauche nur die Hand auszustrecken, um die Sterne zu berühren, die so strahlend über unseren Köpfen hängen - eine jener Nächte, die man in einer Stadt nie erlebt. Sie hatte auf den Stufen des Bungalows gesessen, und der Rhythmus der Musik wehte leise vom Kasino herüber. Sie hatte mich angesehen, und einen Moment hatte ich gedacht, sie wolle etwas sagen, aber offenbar hatte sie sich's überlegt. Sie sprach kein Wort - sondern sah mich bloß mürrisch und stumm an, während ich die Kartons an mich nahm und mich wieder entfernte. ich sprach gleichfalls kein Wort.
    Ich sah auf die Uhr. Elf Uhr dreißig. Der Abend mußte sich dort drüben für sie schrecklich hingeschleppt haben. Ich hatte mich den ganzen Abend gefragt, ob sie nicht doch herüberkommen werde.
    Ihr Blick blieb an mir haften, dann kam sie auf mich zu. Ich schüttelte das Mädchen, mit dem ich mich befaßt hatte, rasch ab. "Dort kommt die Frau vom Boss, Baby", log ich, "ich muß mich bei ihr melden."
    Ich ließ das Mädchen einfach stehen; sie machte zwar ein ärgerliches Gesicht, aber das war mir egal. Ehe Miss Schindler die Hälfte des Saals durchschritten hatte, befand ich mich bereits an ihrer Seite. "Hello", sagte ich lächelnd. "Ich hab mir schon überlegt, wie lang es noch dauern wird, bis Sie hier herüberkommen."
    Sie erwiderte mein Lächeln. Es war ein echtes Lächeln, und ich wußte jetzt, daß sie ihren Zorn überwunden hatte. "Hello, Danny", sagte sie. Unsre Augen trafen sich. "Es tut mir leid, daß ich heute Nachmittag so unausstehlich war."
    Ich sah ihr prüfend in die Augen und bemerkte, daß sie es wirklich

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