Einen Stein für Danny Fisher: Roman
drehte mich um und sah hinein.
Ein Mann trat hinter dem Apothekertisch hervor und zog seinen Mantel aus. "Jesus, Fisher", sagte er in jenem leisen Ton, der zwar zwanzig Meter weit nach vom, aber keinen Zentimeter nach hinten trägt, "bin ich froh, hier rauszukommen! Der Boss ist wieder in einer höllischen Laune! Hat mich den ganzen Tag kujoniert."
Papa nahm ihm stumm den Mantel aus der Hand und sah auf die Wanduhr, um die Zeit zu kontrollieren. Ein Ausdruck der Erleichterung trat auf sein Gesicht.
Aus dem Hinterzimmer kam jetzt ein kleines, aufgeblasenes Männchen mit einem jähzornigen Gesicht. Er blickte durch den Raum, wobei seine dicken Augengläser im Lichte funkelten. "Sind Sie's, Fisher?" fragte er in hohem, gereiztem Ton. Er wartete die Antwort nicht ab. "Na, bißchen plötzlich", fuhr er fort, "da sind zwei Rezepte, die schon längst auf Sie warten."
Papas Stimme klang ängstlich und unterwürfig, wie ich sie nie zuvor gehört hatte. "Ja, Mr. Gold", antwortete Papa und eilte ins Hinterzimmer. Flut und Mantel hatte er bereits in der Hand, als er sich mit einem entschuldigenden Blick dem Männchen wieder zuwandte. "Ich hatte nicht die Absicht, Sie warten zu lassen, Mr. Gold."
Das Männchen sah ihn verächtlich an. "Sie hätten ja auch früher kommen können, das hätte Ihnen gewiß nichts geschadet!"
"Entschuldigen Sie, Mr. Gold", sagte Papa unterwürfig.
"Na, was stehn Sie denn hier rum wie ein Narr, Fisher?!" sagte Mr. Gold und schob Papa zwei Rezepte in die Hand. "Ziehn Sie Ihren Mantel endlich an und machen Sie sich schleunigst an die Arbeit!" Damit drehte er ihm den Rücken und verschwand.
Papa starrte ihm einen Augenblick mit völlig ausdruckslosem Gesicht nach. Dann betrachtete er die Rezepte in seiner Hand und begab sich langsam zum Apothekertisch. Er legte Hut und Mantel auf einen Sessel und schlüpfte rasch in seinen Arbeitsmantel.
Er legte die Rezepte vor sich auf den Tisch, glättete sie mit der Hand und studierte sie einen Moment. Dann nahm er eine Flasche und ein Meßglas vom Regal. Ich hörte beinahe das schwache, klirrende Geräusch der Flasche, die gegen das Meßglas stieß, während er die Flüssigkeit mit zitternden Händen eingoß.
Auf einmal sah er auf und bemerkte, daß ich ihn anstarrte. Er wurde verlegen, und die Schamröte stieg ihm ins Gesicht. Ich sah unbeteiligt und gleichgültig vor mich hin, tat so, als hätte ich ihn überhaupt nicht gesehen und wendete mich wie von ungefähr wieder ab.
Die Bande wartete bereits auf mich, als ich mich ihr anschloß, und wir verließen schweigend die Ecke. Wir wollten keine Aufmerksamkeit erregen. Dann verschwendete ich aber keine Zeit mehr mit ihnen.
"Ihr wißt also, was ihr zu tun habt", sagte ich leise und vorsichtig. "Wir schlendern ganz unbefangen hinein. Immer nur zwei gleichzeitig und ganz ruhig. Wenn wir alle drin sind, geb ich das Zeichen, und Spit und Solly beginnen hinten im Geschäft ihre Prügelei. Wenn dann alles in ihre Richtung sieht, habt ihr übrigen euch an die Arbeit zu machen. Denkt aber dran: packt ja keinen Ramsch zusammen, nur Sachen, die man wirklich verkaufen kann! Und treibt euch keinesfalls rum, um rauszukriegen, was die andern Burschen machen. Habt ihr euren Griff getan, verduftet! Und wartet keine Sekunde! Verschwindet augenblicklich! Ihr wißt alle, wo wir uns nachher treffen. Und schlagt erst eine Stunde tot, ehe ihr euch blicken laßt."
Ich sah sie der Reihe nach an, sie halten alle ernste Mienen. "Verstanden?" Es folgte keine Antwort. Ich grinste. "Dann ist's okay. Ich geh jetzt. Behaltet mich im Auge und fangt keinesfalls an, ehe ich das Zeichen gebe."
Die Bande zerstreute sich, und ich schritt rasch weiter. Ich bog um die Ecke und betrat den Zehn-Cent-Basar. Er war voll von Menschen. Gut, das erleichterte unsre Sache.
Ich drängte mich durch den schmalen Gang ans äußerste Ende des Bartisches bis zum Soda-Automaten durch. Dort kletterte ich auf einen Hocker und wartete, bis das Mädchen zu mir kam, um mich zu bedienen. Im Spiegel hinter der Theke sah ich, daß Spit und Solly an mir vorbei schlenderten.
Das Serviermädchen blieb vor mir stehen. "Was soil's sein?"
"Was habt ihr denn, Baby?" entgegnete ich, denn ich wollte Zeit gewinnen. Es war noch nicht soweit. Sie sah mich müde an und schob ein paar Härchen aus der Stirn. "Dort drüben am Plakat steht ohnedies alles", erwiderte sie in ausdruckslosem, gelangweiltem Ton, "Sie können ja wahrscheinlich lesen."
Ich gab vor, das Plakat zu
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