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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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öffneten, wußte man gleich, daß sie Italienerinnen waren. Sie war ganz anders. Sie sprach sanft und leise und gebildet. Und dann: sie hatte mich gern, das wußte ich jetzt. Es ist schon recht komisch, wie sich so was ereignet. Man führt so ein Püppchen zu einem ganz bestimmten Zweck aus, und plötzlich bemerkt man, daß es um einen ganz anders steht, als man gedacht hat. Daß das Mädchen es ehrlich meint und daß man es wirklich gern hat. Und dann will man keinesfalls etwas tun, was ihr einen Widerwillen einflößen könnte.
    Das ist schon sehr merkwürdig. Bisher hatte ich das noch nie für ein Mädchen gefühlt. Ich erinnerte mich an etwas, das sie gesagt hatte: "Vielleicht sind wir ineinander verliebt." Vielleicht. Ich hatte keine andere Erklärung für meine Gefühle. Es hatte noch nie ein Mädchen gegeben, bei dem es mir genügt hätte, sie bloß ein bißchen an mich zu drücken, mit ihr zu sprechen und ihr nahe zu sein. Vielleicht hatte sie tatsächlich recht mit dem, was sie sagte.
    Die Mädchenstimme drang wieder durchs Fenster. Ich streckte meinen Kopf vor, um auf die Straße zu schauen. Die Straße war aber menschenleer. Und wieder hörte ich die Mädchenstimme. Sie kam mir bekannt vor. Ich kannte doch diese Stimme, sie klang aber verändert, wie sie so durchs Fenster zu mir drang.
    Jetzt sprach das Mädchen wieder. Diesmal konnte ich feststellen, daß die Worte vom Dach kamen. Ich sah hinauf. Nun erkannte ich die Stimme und sah oben am Dachrand das Aufglühen einer Zigarette. Es war Mimis Stimme. Ich fragte mich, was sie um diese Stunde auf dem Dach zu suchen hatte. Es war ein Uhr vorbei. Dann erinnerte ich mich, daß sie etwas von einem Rendezvous mit einem Burschen aus ihrem Geschäft erzählt hatte, der in sie verknallt war -irgendeinem George Dingsda. Ich hatte sie damit aufgezogen, daß sie mit einem lächerlichen Pudelhupfer ging, der in einem Laden arbeitete, und sie war wütend geworden. "Jedenfalls besser als diese Galgenvögel, mit denen du ständig in der Konditorei herumlungerst", hatte sie erwidert.
    Ich beschloß hinaufzugehen und nachzuschauen, was Miss Großmaul dort oben trieb. Ich wußte bestimmt, wenn in dieser Gegend jemand bei Nacht aufs Hausdach steigt, dann geschieht es nicht, um die Sterne zu betrachten. Ich schlüpfte in meine Hose und verließ geräuschlos das Zimmer. Die Tür zum Dach stand offen, und ich trat leise hinaus. Dort versteckte ich mich im Schatten der Tür und suchte das Dach mit meinen Blicken ab. Sie war tatsächlich hier oben und noch dazu mit ihrem Freund. Sie waren verteufelt eng aneinandergepreßt! Ich beobachtete sie.
    Jetzt trennten sie sich voneinander, und ich konnte Mimis Gesicht im Mondlicht genau erkennen. Ich zog den Atem scharf ein. Jetzt sah sie keineswegs wie ein anständiges Mädchen aus. Der Kerl sprach leise auf sie ein. Ich konnte die Worte nicht verstehen, aber er schien sie wegen etwas zu bestürmen. Mimi schüttelte den Kopf, und er begann mit einem neuerlichen Wortschwall.
    Sie schüttelte nochmals den Kopf, dann sagte sie: "Nein, George, schlag dir den Gedanken an eine Heirat aus dem Kopf. Ich hab dich sehr gern, aber ich hab es satt, mir wegen dem Geld immer Sorgen zu machen. Bei uns beiden wäre es nicht anders als hier. Nein, ich will nicht."
    ich grinste. Mimi war nicht dumm. Ein Dollar war schließlich ein Dollar. Es war aber doch sonderbar, daran zu denken, daß sie heiraten könnte, und dieser Gedanke brachte mir zum Bewußtsein, daß sie völlig erwachsen und kein Kind mehr war.
    Der Kerl zog sie wieder an sich. Erst sagte er etwas, dann küßte er sie. Ich sah ihnen, noch immer grinsend, dabei zu. Denn bei all ihrem großartigen Getue mußte ich feststellen, daß sie sich schon sehr genau auskannte, wenn sich's um ein recht ausgiebiges Geknutsche handelte. Es sah auch keineswegs so aus, als wäre sie zum erstenmal auf dem Dach. Ich drehte mich geräuschlos um und kehrte in mein Zimmer zurück.
    Etwa fünfzehn Minuten später hörte ich, wie sich die Wohnungstür öffnete, und trat rasch in den Vorraum. Sie schloß eben leise die Tür und erschrak furchtbar, als sie sich umdrehte und mich sah.
    "Danny, was machst du noch auf?" fragte sie mich überrascht.
    Ich antwortete nicht, sondern grinste nur unverschämt.
    Sie starrte mich ärgerlich an. "Was grinst du denn so?"
    "Dein Lippenstift schmiert", sagte ich und grinste noch frecher und unverschämter.
    Sie fuhr mit der Hand zu ihrem Mund. "Du bist bloß aufgeblieben, um mir

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