Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Stiegenbeleuchtung. Ich holte tief Atem und begann langsam die Treppe hinanzusteigen.
13
Der Schlüssel drehte sich geräuschlos im Schloß, und die Tür öffnete sich fast lautlos. Ich stand unter der Tür und blickte in das Zimmer. Es war niemand da. Eine Sekunde zögerte ich. Irgend etwas schien mir nicht zu stimmen. Plötzlich wußte ich, was es war: alle Beleuchtungskörper brannten. Ich war gewohnt, das Licht abzudrehen, wenn ich ein Zimmer verließ ... Edison hatte schließlich genug Geld. Aber in diesem Zimmer brannten alle Birnen, obwohl niemand da war.
Ich trat ein, ließ die Tür aber hinter mir offen. "Mr. Fields!" rief ich. "Ich bin's, Danny Fisher. Sie wollten mich sprechen?"
Auf der gegenüberliegenden Seite öffnete sich jetzt eine Tür, und das Mädchen, welches ich vor einigen Stunden hier gesehen hatte, trat ein. "Mach die Tür zu, Danny", sagte sie gelassen. "Du weckst ja die Nachbarn auf."
Mechanisch schloß ich die Tür. "Wo ist Mr. Fields?" fragte ich. "Spit hat mir gesagt, daß er mich sprechen will."
Sie sah mich verlegen an. "Bist du deshalb gekommen?" fragte sie ungläubig.
ich sah sie gleichfalls an. Dann wurde ich rot, weil ich mich an Fields' Angebot erinnerte. "Ja, deshalb", sagte ich mürrisch. "Wo ist er? Ich möcht ihn sprechen und dann ins Bett gehn, denn ich bin hundemüde."
Ein Lächeln überflog ihr Gesicht. "Das klingt ja so, als ob es wirklich wahr wäre." "Natürlich ist es wahr", sagte ich kalt. "Führen Sie mich jetzt zu ihm, ich möcht's gern hinter mir haben."
"Gut", sagte sie, "komm mit mir."
Sie führte mich durch eine kleine Küche, an einer offenstehenden Badezimmertür vorbei, in ein Schlafzimmer. Dort knipste sie das Licht an und wies auf ein Bett. "Da ist er... der große Maxie Fields in all seiner Pracht. Dieser Dreckskerl!" Aus ihrer Stimme sprach glühender Haß.
Ich starrte auf das Bett. Fields lag darauf hingestreckt, in tiefem Schlaf. Sein Hemd stand bis zur Weste offen und enthüllte auf seiner Brust eine dichte Masse schwarzes Haar. Er hatte einen Arm übers Gesicht gelegt und atmete geräuschvoll. Im Zimmer verbreitete sich intensiver Schnapsgeruch.
Ich sah das Mädchen an. "Ist er besoffen?" fragte ich.
"Ja, besoffen", bestätigte sie voll Bitterkeit, "dieses fette Schwein!"
Ich verließ das Schlafzimmer und hielt ihr den Schlüssel hin. "Geben Sie ihm das, und sagen Sie ihm, ich konnte nicht länger warten. Ich komme ein anderes Mal."
Als ich durch die Wohnung schritt, um wegzugehen, rief sie mich zurück. "Warte eine Minute", sagte sie rasch, "geh noch nicht. Er hat mir aufgetragen, dich hierzubehalten, bis er aufwacht."
"Du lieber Gott!" stieß ich hervor. "Der wacht doch die ganze Nacht nicht wieder auf! Ich kann nicht länger warten."
Sie nickte. "Ich verstehe, aber warte wenigstens noch eine ganz kurze Zeit, damit es plausibel aussieht. Wenn du sofort weggehst, wird er wissen, daß ich dich nicht zurückgehalten hab, und dann wird er wütend."
"Woher soll er's denn erfahren?" fragte ich. "Er ist für die Umwelt doch tot."
"Er wird's erfahren", sagte sie gelassen, trat ans Fenster und lüftete eine Spalte der Jalousie. "Komm her und schau mal raus."
Ich sah aus dem Fenster, konnte aber nichts bemerken. "Was?" fragte ich.
"Dort drüben, auf der andern Seite, im Flur von dem Geschäft."
Jetzt sah ich einen schwachen Schatten und eine glimmende Zigarette. Im selben Augenblick fuhr ein Auto um die Ecke, die Scheinwerfer durchstachen die Dunkelheit des Torwegs, und ich erkannte Spit, der dort stand.
Ich ließ die Spalte der Jalousie zurückgleiten und drehte mich zu ihr um. "Er beobachtet uns also", sagte ich, "na und?"
"Er wird Fields erzählen, wie lange du hier warst."
"Na, und wenn er's ihm erzählt?" sagte ich ungeduldig. "Er ist doch stockbesoffen. Ich kann nicht warten, bis er aufwacht." Damit ging ich wieder auf die Tür zu.
Sie hielt mich am Arm zurück, und plötzlich erkannte ich die Angst in ihrem Gesicht. "Junge, gib mir eine Chance", bat sie in verzweifeltem Ton. "Bleib noch eine Weile hier. Nur damit es gut aussieht. Du kennst diesen Kerl nicht. Wenn er erfährt, daß ich dich nicht wenigstens kurze Zeit hab hier zurückhalten können, wird er mir das Leben zur Hölle machen."
Sie sah mich mit vor Angst weitgeöffneten Augen an, und ihre Hand zitterte auf meinem Arm. Ich erinnerte mich, wie leid sie mir getan hatte, als ich sie zuletzt gesehen. "Okay", sagte ich, "dann bleib ich also."
Ihre Hand löste sich von
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