Einer kam durch
britischen Löwen eingenommen hat, da dieser sich nur selten in der Nachbarschaft deutscher Jagdflieger zu zeigen wagt.«
Werra lachte spöttisch.
»Sagen Sie«, begann der Engländer wieder, »was ist eigentlich aus Ihrem Freund geworden, dem Kriegsberichter Dr. Erhard Eckert? Haben Sie ihn in der letzten Zeit aus den Augen verloren? Nach den spannenden Geschichten, die er über Sie geschrieben hat, wie Sie zwei französische Bomber – Potez 63 waren es wohl – abgeschossen und gleich darauf sechs britische Bomber? Nach diesem Reklamedienst des Herrn Dr. Eckert hätte ich an Ihrer Stelle die Freundschaft mit allen Mitteln gepflegt. Schließlich hat er doch eine Menge dazu beigetragen, Sie berühmt zu machen, wie?«
Werra erwiderte nichts.
Der Squadron Leader beugte sich über den Gefangenen, und als er jetzt weitersprach, hatte seine Stimme den gemütlichen Tonfall verloren und wurde scharf und boshaft.
»Wollen Sie mir etwa einreden, daß Sie irgend jemand einen solchen Bären aufbinden können wie den Abschuss der zwei Potez-Bomber? Wollen Sie mir wirklich einreden, daß die deutschen Leser solche Schmonzetten schlucken?«
Kochend vor Wut richtete sich Werra in seinem Sessel auf. »Herr Major!« schrie er, »ich bin Offizier der deutschen Wehrmacht und verlange, entsprechend behandelt zu werden. Ich lasse mich nicht beleidigen!«
»Sieh mal an. Also wenigstens diese Abschüsse stimmen. Meinen Glückwunsch!«
»Was soll das heißen, wollen Sie damit andeuten, daß …«
Der Verhöroffizier unterbrach ihn kalt: »Ja? Was andeuten, Oberleutnant?«
»… daß ich ein Lügner bin?«
»Was denn sonst?«
»Herr Major«, sagte der Gefangene, so ruhig und beherrscht, wie es ihm möglich war, »ich bin Ihr Gefangener und in Ihrer Gewalt. Sie können mir antun und zu mir sagen, was Sie wollen. Sie können mich wochenlang beleidigen, wenn es Ihnen so paßt, das scheint ja bei Ihnen so üblich zu sein, – aber Sie werden trotzdem keine militärischen Informationen aus mir herausholen. Ich protestiere mit aller Entschiedenheit gegen diese Behandlung. Warum bin ich nicht schon in einem richtigen Gefangenenlager?«
»Noch eine Zigarette?« fragte der Engländer.
»Danke. Nein.«
»Wir haben doch nur«, sagte der Squadron Leader, »bisher die Abschußzeichen für zwei französische und sechs britische Bomber erwähnt, die am Schwanz Ihrer Maschine aufgepinselt sind.« Er machte eine kurze Pause. »Und damit kämen wir zu den fünf im Luftkampf abgeschossenen britischen Jägern. Wollen Sie nicht doch eine Zigarette nehmen …?«
Stur schüttelte der Gefangene den Kopf.
»Gut. Also, die fünf abgeschossenen britischen Jäger … Sie haben da allerlei Heldengeschichten erzählt in der Rundfunksendung, die Sie gestern vor einer Woche um 18 Uhr über den Deutschlandsender sprachen.«
Der Squadron Leader nahm die Akte wieder auf und entnahm ihr einige mit der Maschine beschriebene Blätter, die er dem Gefangenen in die Hand gab. »Dies ist der Text Ihrer Sendung. Wenn Sie wollen, können Sie auch die Aufnahme hören.«
Werra sah auf die Blätter und las:
Deutschlandsender: 1571 Meterband.
In deutscher Sprache für Deutschland.
Zeit: 18.00 britischer Sommerzeit.
Datum: 30. 8. 40.
Titel des Programms: Frontbericht.
Auszug aus obiger Sendung.
Heldentat eines Fliegers
Eine berühmte Jagdstaffel ist vom Einsatz über England zurückgekehrt, Ihr Befehl lautete: Freie Jagd zwischen Dover und London.
Im Verlaufe des Einsatzes wurden der RAF schwere Verluste zugefügt. Leutnant von Werra hat sich dabei besonders ausgezeichnet. Das Erlebnis, das er Ihnen jetzt schildern wird, gehört zu den großen Heldentaten, die bisher von einzelnen Jagdfliegern vollbracht worden sind.
Leutnant von Werra: Kaum hatten wir England erreicht, da trafen wir auch schon auf eine Formation britischer Jäger, die wir sofort angriffen. Ein toller Kampf begann. Ich hatte mich gerade an eine Hawker Hurricane gehängt und war in der besten Angriffsposition, als ich merkte, daß ich selber von einer Spitfire verfolgt wurde. Der erste Feuerstoß der Spitfire zerstörte mein Sprechgerät. Es gelang mir aber, der Spitfire aus dem Visier zu entwischen und dann selber in Angriffsposition zu kommen.
Nach ein paar Feuerstößen aus dem MG – ich wollte mit der Munition der schweren Bordwaffen sparsam umgehen – versuchte die Spitfire den Luftkampf abzubrechen, und ging steil nach unten. Ich folgte. Jedes Mal, wenn ich sie ins Visier kriegte,
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