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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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in der Lage dieses Leutnants von Werrerwäre, der diese Sendung gemacht hat? Ich würde Ihnen sagen, daß Sie von mir aus den anderen erzählen können, was Sie wollen! Wenn die RAF nämlich neun Hurricanes gegen einen deutschen Jäger verloren hätte … würde sie das ja wohl kaum zugeben! Im Gegenteil, ich glaube, der Verlust würde mit aller Energie vertuscht! Und das würde jeder deutsche Flieger begreifen. Wie wollen Sie also vor Werrers Mitgefangenen beweisen, daß seine Behauptungen nicht stimmen?«
    Diesmal schwieg der Engländer.
    »Es stände ja wohl Aussage gegen Aussage! Es stünde das Wort eines deutschen Offiziers, eines Kameraden und Mitgefangenen, gegen das Wort eines Feindes – und noch dazu eines Vernehmungsoffiziers. Wem, meinen Sie, würden die Mitgefangenen glauben – ihm oder Ihnen? Sie sagten vorhin, daß die Deutschen alles schlucken, aber ich glaube nicht, daß diese Deutschen gerade Ihre Geschichte schlucken würden – selbst wenn sie wahr wäre!
    Das wären meine ersten Gedanken, wenn ich dieser unglückliche Leutnant von Werrer wäre! Ich würde mir dann überlegen, was Sie wohl als Preis für Ihr Schweigen verlangen würden. Die Antwort ist einfach: militärische Informationen! Nun, – ich weiß nicht, was dieser Leutnant von Werrer tun würde, aber wenn ich an seiner Stelle wäre und sogar wüsste, daß Sie meinen Kameraden beweisen könnten, daß seine Angaben nicht stimmten … dann würde ich trotzdem antworten: ›Kein Geschäft zu machen, Herr Major!‹«
    Werra machte eine Pause und setzte dann mit entschlossener, klarer Stimme hinzu: »Selbst wenn dieser Leutnant von Werrer und ich, der Oberleutnant von Werra, identisch wären, würde ich das gleiche sagen: ›Nichts zu machen, Herr Major!‹ Es mag sein, daß Sie mein Zusammenleben mit den Kameraden unmöglich machen könnten – aber die Alternative, Aussagen zu machen, die Sie haben wollen, wäre unendlich viel schlimmer: denn dann wäre es mir unmöglich, mit mir selber weiterzuleben.«
    In die lange Pause, die seinen Worten folgte, klirrten nur die Fensterscheiben und dröhnte das Rumpeln ferner Explosionen.
    Squadron Leader King griff nach seinem Spazierstock, humpelte zu der Seitentür und schaltete die Deckenbeleuchtung wieder ein. Er kam zurück und setzte sich schwer hinter seinen Tisch. Wortlos bot er von Werra eine neue Zigarette an.
    »Well, Oberleutnant! Sie sind mit dem EK II für den Abschuss von zwei französischen Bombern ausgezeichnet worden. Ihre Angabe, sechs britische Bomber abgeschossen zu haben, hat Ihnen das EK I eingebracht. Zweifellos werden Sie zur gegebenen Zeit auch das Ritterkreuz für die Vernichtung von neun nicht existierenden Hurricanes auf einem nicht existierenden britischen Flugplatz erhalten. Das Gefangenenlager aber – in dem Sie die Verleihung feiern werden, wird echt sein, das kann ich Ihnen versprechen. – Corporal Bates!«
    Die beiden Wachen, die vor der Tür gewartet hatten, traten ein und salutierten.
    »Bringen Sie den Gefangenen auf sein Zimmer, Corporal!«
    Von Werra erhob sich.
    »Herr Major«, sagte er, »ob ich das Ritterkreuz bekomme oder nicht, wird sich herausstellen. Aber ich wette eine dicke Pulle Champagner gegen zehn Zigaretten, daß ich aus dem Lager ausbrechen werde, ehe ein halbes Jahr vergangen ist.«
    Squadron Leader King, der bereits wieder schrieb, sah gar nicht auf.
    »Weg mit ihm, Corporal«, sagte er müde.
    Vielleicht war es gut, daß er die Wette nicht annahm.
    Er hätte sie nämlich verloren.
    Franz von Werra wurde nach dem Verhör zu seiner Dachkammer zurückgeführt. Er warf sich auf sein Bett und schlief erschöpft ein. Weder die Sirenen, die in dieser Nacht zum ersten Mal über dem brennenden London heulten, noch die Wachposten, die mitunter in seinen Raum stürzten, Licht machten und mit den Türen knallten, konnten ihn wecken.
    Das Verhör war für ihn eine gute Lehre gewesen. Von nun an würde er nie mehr die Engländer für Idioten halten. Der britische Major hatte seine Nerven bis aufs äußerste belastet, es war ein Zweikampf zwischen Mann und Mann gewesen, bei dem der Deutsche zuletzt Sieger geblieben war. Aber das Verfahren der Engländer, einen Kriegsgefangenen zu erschüttern, um ihn zum Sprechen zu bringen, war äußerst gefährlich, soviel hatte Werra jetzt begriffen.
    Am anderen Morgen blieb ihm gerade genug Zeit, seinen dünnen Kaffee zu trinken, als er auch schon wieder geholt wurde. Cockfosters war die Hochburg des

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