Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
Vom Netzwerk:
drückte ich aufs MG.
    Nach ein paar Sekunden wurde mir die Geschichte ungemütlich und ich zog wieder hoch. Der Engländer blieb im Sturzflug und ich sah ihn auf die Erde aufschlagen.
    Ich flog jetzt selber so niedrig, daß ich nicht hochziehen konnte, ohne mir die Flak auf den Hals zu laden. Ich beschloß also, als Heckenspringer im Tiefflug bis an die Themse zu kommen, ihrem Lauf bis an die Mündung zu folgen und dann über den Kanal abzuhauen.
    Während ich der Themse zuflog, sah ich plötzlich etwa dreihundert Meter links vor mir sechs englische Jäger, die in enger Formation mit ausgefahrenem Fahrgestell um ein Feld kreisten. Bei genauerem Hingucken sah ich auf dem Platz Staubwolken von landenden Maschinen. Anscheinend rollten da gerade zwei Jäger aus, und die noch in der Luft befindlichen Vögel waren demnach der Rest einer vom Einsatz heimkehrenden Staffel.
    Dabei kam mir der Gedanke, einfach so zu tun, als gehörte ich zu den britischen Jägern, ich fuhr also mein Fahrgestell aus und hängte mich als siebte Maschine an. Wir umkreisten den Platz und warteten auf Landeerlaubnis, ich hatte also Zeit, mir den Flugplatz genau anzusehen.
    Meine Gelegenheit zum Angriff kam, als die ersten drei Maschinen aufgesetzt hatten. Ich zog das Fahrgestell wieder ein und gab Gas. Als ich die letzte der drei fliegenden Maschinen beinahe rammen konnte, feuerte ich einen kurzen Stoß. Die Maschine zerknallte in Flammen. Der nächste bekam dieselbe Medizin und den dritten erwischte ich noch, als sein Fahrgestell gerade den Boden berührte …
    ***
    Franz von Werra hatte den Braten längst gerochen. Die wollen ihn hier ganz einfach fertigmachen. Keine schlechte Methode übrigens – wenn auch nicht so fair, wie er sich die Engländer immer vorgestellt hatte.
    Da er den Rundfunkbericht natürlich genau kannte – er hatte ihn vor kaum vierzehn Tagen auf dem Feldflugplatz im Pas des Calais dem Kriegsberichter Waldemar Kuckuck ins Mikrophon gesprochen – brauchte er ihn jetzt erst gar nicht zu lesen. Aber er tat so, als buchstabiere er die englische Übersetzung Zeile für Zeile, dabei blieb ihm Zeit zum Überlegen.
    Gut, sie wollten ihn also fertigmachen. Und sie versuchten es mit Zuckerbrot und Peitsche. Einmal zuvorkommend und kameradschaftlich, ein andermal arrogant und herablassend, wahrscheinlich würden sie ihn am Ende auch noch anschreien und bedrohen. Man mußte auf alles gefaßt sein. Die Frau des Sergeanten Harrington hatte ihm Essen gekocht wie einem Freund des Hauses, dann hatten sie ihn in einen isolierten Raum gesperrt wie einen Kriegsverbrecher. Der etwas vertrottelte Hauptmann in Kensington Palace hatte bei seiner ersten Vernehmung nur von der Politik gesprochen, von ›Kraft durch Freude‹ und von der Stellung der Frau im nationalsozialistischen Deutschland, dabei hatten sie Zigaretten geraucht und geplaudert wie ein Hausherr und sein Gast. Dann war er in den geheimnisvollen Instrumentenkeller geführt worden – schließlich hatte es nichts als eine medizinische Untersuchung gegeben, aber das ganze Drum und Dran mußte offensichtlich zur ›psychologischen Kriegsführung‹ gehört haben. Schließlich wieder eingesperrt, nachts jede Stunde geweckt … Licht an … »Was ist los?« … »Liegenbleiben!« … eingeschlafen … geweckt … Licht an … angebrüllt … – na, und so weiter, bis er jetzt vor diesem Squadron Leader saß, der gleich mit seinen höhnischen Bemerkungen über den ›reklamesüchtigen Fliegerhelden Franz von Werra‹ angefangen hatte, der plötzlich mit seinem Holzbein durch das abgedunkelte Zimmer stelzte, der auf einmal alles über seinen Haufen zu wissen schien, der Simba kannte, das Löwenbaby, und seinen Freund Sannemann, und der ihn nun als einen Aufschneider und Lügner hinstellte.
    Aber warum beleidigte ihn dieser Major? Warum bezweifelte er seine Abschüsse? Wollte er ihn weichmachen, ihn provozieren und zum Widerspruch reizen? Glaubte dieser smarte Junge etwa, er würde wütend aufbegehren, Beweise für seine Abschüsse vorbringen und dabei zuviel sagen, sich verplappern, Namen nennen von Kameraden …?
    Da fiel sein Blick noch einmal auf dieses verdammte Rundfunkmanuskript und auf seinen eigenen Namen -Mensch, da stand ja gar nicht von Werra, da stand von Werrer, und statt Oberleutnant hatten sie Leutnant geschrieben …
    Franz von Werra hatte die Idee, die er brauchte.
    Er gab die Blätter dem Squadron Leader zurück und bemerkte kühl:
    »Eine bemerkenswerte

Weitere Kostenlose Bücher