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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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hast recht. Wir werden uns etwas basteln müssen, das wie eine Grubenlampe aussieht.«
    »Warum tust du das eigentlich?« fragte Wagner.
    »Warum tue ich was?«
    »Ausbrechen!«
    »Ich frage mich selbst manchmal, warum ich es tue. Ich bin wahrscheinlich ein geborener Ausbrecher.«
    »Schon früher mal ausgebrochen?« fragte Wagner.
    Werra gähnte. »Oft. Mit vierzehn Jahren zum ersten Mal als Schüler. Ich wurde damals von einer Stiefmutter erzogen. Sie nannte mich Karl. Übrigens eine sehr liebe Frau. Aber ich riß trotzdem aus, ging nach Bremen, heuerte als Schiffsjunge an und kam bis New Orleans in den Vereinigten Staaten. Dort wurde ich eingefangen.«
    »Gute Arbeit von der Polizei.«
    »Nein, ich hatte meiner Stiefmutter vor der Abreise eine Postkarte aus Bremen geschickt. Nicht sehr klug von mir. Der Rest war ein Kinderspiel. Ich mußte wieder nach Beuron auf die Schule. Beuron in Sigmaringen!«
    »Abitur?«
    »Nein. Ging auf Unterprima ab. Hab geschlossert, war Gärtner. Dann hatte ich die Idee, den Schatz der Inkas zu finden. Im Titicacasee liegt er. Ich habe ein Jahr lang von Milch und Brot gelebt und alle Bücher gelesen, die es darüber gibt. Ich hatte schon eine Kiste, innen mit Zinkblech ausgeschlagen, für meine Reise durch die Tropen.«
    »Hast du den Schatz gefunden?«
    »Nee, allgemeine Wehrpflicht. Durfte nicht mehr ins Ausland. Ging zur Luftwaffe. Zum technischen Dienst. Dann bekam ich Lust zu fliegen. Grundausbildung, wurde geschult – na, und so weiter.«
    »Weißt du übrigens schon, was du machst, wenn du aus dem Tunnel raus bist? Denn dann beginnt erst die eigentliche Arbeit!«
    »Weiß ich«, sagte Werra. »Das letzte Mal wollte ich ein Schiff nehmen. Dumme Idee. Nichts für einen Flieger. Diesmal werde ich mir eine Maschine besorgen und nach Frankreich rüberfliegen. Mann, die dummen Gesichter, wenn ich aus einer Spitfire steige!«
    »Du bist verrückt!« sagte Wagner und betrachtete ihn kopfschüttelnd.
    »Wie willst du an eine englische Maschine rankommen?«
    »Warte es ab. Kommt Zeit, kommt Rat. Ich werde, Verlass dich drauf!«
    »Sprechen wir lieber von der Grubenlampe«, sagte Wagner, »das ist wichtiger. Wir brauchen einen Sockel, Kabel und Isoliermaterial. Für die Kabel könnten wir eine alte Klingelleitung nehmen. Aber mit was isolieren wir?«
    Der Tunnel sollte nach allgemeinem Beschluss in einem leeren Zimmer des Nordflügels von dem riesigen Gartenhaus beginnen. Von hier aus war die kürzeste Entfernung bis zu dem freien Gelände jenseits des Stacheldrahtes. Ein Nachteil war, daß der Tunnel fast unter einem Wachtturm durchführte und etwa zwölf Meter von ihm enden würde. Aber irgend etwas mußte immer in Kauf genommen werden.
    Das Gartenhaus läuft in der Hauptrichtung von Norden nach Süden. Es streckt zwei gewaltige Seitenflügel nach Westen aus, zwischen ihnen liegt ein Rasenplatz mit Büschen.
    Eines Morgens, kurz nach Baubeginn, kam Leutnant Manhart wie ein Wahnsinniger ins Haus gestürzt. »Wo ist Werra? Ich hab's, ich hab's!« Ja, was war los? Manhart, ein trainierter Sportsmann, hatte beschlossen, ein wenig Schwerathletik zu treiben, um seine Form nicht zu verlieren. Ein großer Stein mit einem Ring schien ihm dazu geeignet. Leutnant Manhart faßte den Ring und wollte den Stein heben. Der Stein gab nicht nach. Das ärgerte ihn, denn er sah ungern, daß ein Ding stärker war als er. Er spreizte seine Beine, griff fester zu und verdoppelte seine Kraft. Diesmal gab der Stein seinen Widerstand auf. Er kippte, und es zeigte sich, daß unter ihm ein gähnendes Loch lag. Er warf einen Erdklumpen hinein. Es gluckerte. Offenbar war Wasser in dem Loch.
    »Wir könnten die Erde aus unserem Tunnel in den Schacht hineinwerfen«, sagte Manhart.
    »Erst mal loten«, erwiderte der vorsichtige Werra. Doch der Gedanke gefiel ihm. Sie schlichen in die Gärtnerei, stahlen ein paar Spalierstangen, banden sie aneinander und senkten sie in das Loch. Die Stangen fanden keinen Grund. Es war kein Brunnen, nein, besser noch: es war eine riesenhafte Zisterne, dazu bestimmt, das Regenwasser vom Dach aufzunehmen.
    »In ihr kann man genug Erde versenken, um einen Tunnel nach Frankreich zu bauen«, erklärte Cramer, den sie herbeigerufen hatten. Er schwitzte. Seit zwei Tagen schleppte der ehemalige Olympionike Eimer voller Erde über die Treppe zum Dachgeschoß empor. Es war eine unangenehme Arbeit, schweißtreibend und langweilig. Obendrein nicht ungefährlich. Er hatte schon soviel Erde in einem

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